Steve Jobs‘ Keynote: Doppelt so lang, halb so innovativ

Zweimal im Jahr hält Steve Jobs Hof im Moscone Center in San Francisco. Voller Ehrfurcht blickt dann die Mac-Gemeinde auf die Offenbarungen des Apple-Chefs. Diesmal nahm er sich besonders viel Zeit. Gesagt hat er indes wenig.

Die erste Regel, die man in einem Rhetorik-Seminar lernt, lautet: Wer nichts zu sagen hat, sollte auch nicht reden. Daran hat sich Apple-Chef Steve Jobs während seiner Eröffnungsrede zur World Wide Developer Conference 2008 nicht gehalten. Mehr als 60 Minuten seiner 1:45 Stunden dauernden Rede verwendete er auf die Präsentation von Applikationen, die es bald im neuen App-Store für das iPhone zu kaufen gibt.

Das mag für einige Nutzer des Apple-Handys halbwegs interessant gewesen sein. Anwender, die ihr iPhone von den engen Apple-Fesseln befreit haben, installieren schon seit fast einem Jahr Software von Drittherstellern auf ihrem Gerät. Dass die Anzahl an modifizierten iPhones nicht gering ist, zeigt die Tatsache, dass Vodafone süffisant 30.000 iPhone-Nutzer unter seinen Kunden vermeldet. Dies ist mit dem offiziellen Apple-Handy, das T-Mobile in Deutschland exklusiv vertreibt, gar nicht möglich. Der Bonner Telekom-Konzern hat bisher gut 100.000 Geräte verkauft.

iPhone 3G: UMTS, GPS, Exhange- und VPN-Client

Das könnte sich aber bald ändern. Das iPhone 3G mit dem Betriebsystem iPhone 2.0 bietet gegenüber der bisherigen Version zusätzlich UMTS- und GPS-Support. Ein Exchange-Client und eine Cisco-kompatible VPN-Lösung gehört ebenfalls zur Standardausstattung. Diese Funktionen sind aber längst bekannt, da Apple mit der Vorstellung des iPhone-SDK im März einige der neuen Features bereits präsentiert hat. Neu ist hingegen die Preisgestaltung: Das iPhone 3G mit 8 GByte soll weltweit maximal nur noch 199 Dollar kosten. Das ist ein echter Kampfpreis, wenn man sich die 599 Dollar ins Gedächtnis ruft, die man vor einem Jahr für das Apple-Gerät hinblättern musste. Im Vergleich zu den aktuellen T-Mobile-Konditionen verliert die Preissenkung allerdings ihren Reiz. Im günstigsten Tarif Complete-S mit einer monatlichen Grundgebühr in Höhe von 29 Euro kostet das iPhone 1.0 249 Euro. Das neue Gerät wird also – nimmt man die bisherige 1:1-Umrechnung von Dollar in Euro als Maßstab – nur 50 Euro günstiger sein. Somit entpuppt sich auch der kernige Marketing-Slogan für das neue iPhone „Doppelt so schnell, halb so teuer“ als reines Wunschdenken.

Bisher scheuten viele Anwender das iPhone wegen der hohen Grundgebühr bei T-Mobile. Letztendlich ist auch das der Grund für die vielen „befreiten“ Apple-Handys. Aber damit ist voraussichtlich bald Schluss: Das iPhone 3G wird in den USA, wo die vielen freigeschalteten iPhones der ersten Generation herkamen, voraussichtlich nur noch im Apple-Store und bei AT&T erhältlich sein – und zwar inklusive einer bei Kauf durchgeführten Aktivierung. Die neuen T-Mobile-Tarife sind noch nicht bekannt, dürften aber voraussichtlich kaum günstiger als die aktuelle Preisgestaltung sein.

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1 Kommentar zu Steve Jobs‘ Keynote: Doppelt so lang, halb so innovativ

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  • Am 18. Juni 2008 um 11:06 von Das Bo

    Firefox im Appstore – na und?
    " … Nur 70 Prozent der Einnahmen gehen direkt an die Entwickler. Der Rest gelangt auf das Apple-Konto. Aus diesem Grund wird es für das iPhone auch keinen Firefox-Browser geben. Das gab Mozilla-Chefentwickler Mike Schroepfer im Interview mit ZDNet.de zu Protokoll, der den App-Store von Apple als unvereinbar mit der Open-Source-Entwicklung sieht. …"

    Das wäre ein Problem, wenn Firefox Geld kosten würde. Steve Jobs hat aber auch ebenso angekündigt, dass man seine Software auch komplett kostenlos im Appstore anbieten kann – insofern verstehe ich das Argument jetzt nicht?

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