„Der Mensch bleibt auch mit KI am Arbeitsplatz unverzichtbar“

KI erweitere menschliche Fähigkeiten und umgekehrt, sagt Yvette Cameron im Interview mit ZDNet.de bei der Oracle Cloud World in Frankfurt.

Frau Cameron, Sie haben in Ihrem Vortrag auf der Oracle Cloud World in Frankfurt betont, wie umfassend KI am Arbeitsplatz unterstützen kann. Welche Rolle spielen Mitarbeiter in Zukunft noch, wenn Unternehmen KI umfassend nutzen

Yvette Cameron: KI kann zwar nicht alles, hat aber das Potenzial, den Arbeitsplatz signifikant zu verbessern, indem sie die Arbeitslast reduziert und monotone sowie zeitaufwendige Aufgaben übernimmt. Mitarbeiter können sich dann stärker auf strategische und kreative Tätigkeiten konzentrieren. Um ein Beispiel zu nennen: In einer Finanzabteilung kann KI die Arbeitsbelastung durch automatisierte Prozesse halbieren. Dennoch bleibt der Mensch unverzichtbar, denn KI liefert Empfehlungen und verarbeitet Daten – die finale Entscheidung liegt aber weiterhin bei uns. Es geht also um eine symbiotische Beziehung: KI erweitert menschliche Fähigkeiten und umgekehrt.

Viele Menschen in Deutschland haben Angst, dass KI ihre Jobs gefährdet. Können Sie diese Bedenken nachvollziehen?

Yvette Cameron: Absolut. Die Angst vor Jobverlust durch Automatisierung ist nicht neu. Sie reicht zurück bis zur Industriellen Revolution. Doch wie damals entstehen auch heute neue Möglichkeiten. Menschen haben die Fähigkeit, sich anzupassen und weiterzuentwickeln. Unternehmen investieren zum Beispiel zunehmend in Umschulungen und Weiterbildung, um ihre Mitarbeiter auf neue Aufgaben vorzubereiten. Es ist wichtig zu verstehen, dass KI keine Jobs „wegnimmt“, sondern repetitive Prozesse automatisiert und Raum für Innovation schafft.

Sie erwähnten Beispiele aus dem Alltag, wie etwa die Urlaubsplanung mit KI. Was zeigt uns das über die Akzeptanz von KI?

Yvette Cameron: Viele Menschen nutzen bereits KI in ihrem Privatleben, oft ohne es bewusst wahrzunehmen – sei es bei der Reiseplanung oder durch digitale Assistenten. Diese Technologien verarbeiten riesige Datenmengen effizienter als Menschen und liefern Empfehlungen, die wir bewerten können. KI denkt also nicht für uns, sondern verarbeitet Daten. Sie handelt nur, wenn wir es zulassen. Dennoch bleiben die Menschen entscheidend: Sie überprüfen die Ergebnisse und treffen die finalen Entscheidungen. Zum Beispiel möchte ich als Managerin mehr Zeit für wichtige Gespräche und Lösungsstrategien aufwenden, anstatt den ganzen Tag mit ineffizienter Arbeit an einem Dokument zu verbringen.

Ein weiterer Punkt in Ihrem Vortrag war der Einsatz von KI im Recruiting. Wie sehen Sie hier die Balance zwischen Automatisierung und menschlichem Einfluss?

Yvette Cameron: Bewerber können KI zwar beim Schreiben und Gestalten von Lebensläufen verwenden, aber diese basieren auf den individuellen Angaben des Bewerbers. KI kann diese Lebensläufe analysieren und ein Matching durchführen, aber letztendlich kommt es auf das persönliche Gespräch an. Recruiting ist ein persönlicher Prozess, der sowohl technische als auch menschliche Aspekte erfordert. KI ersetzt also nicht den bisherigen Bewerbungsprozess und es geht nicht darum, einen einheitlichen Kandidatenpool zu bilden, der alle gleich aussieht. Es geht darum, effektive Fragen zu stellen und die Kandidaten individuell zu bewerten.

Sie sprachen auch über das neue AI Agent Studio von Oracle. Ist diese Technologie auch für kleinere Unternehmen geeignet?

Yvette Cameron: Das AI Agent Studio ermöglicht es unseren Kunden, auf einfache Weise eigene Agenten zu erstellen und zu bestimmen, wie sie Agenten einsetzen und welche unserer Agenten oder eigenen und Partner-Agenten sie verwenden. Das KI-Studio wurde so entwickelt, dass es einfach zu bedienen ist – ohne Programmierkenntnisse. Mit einer Drag-and-Drop-Oberfläche können Unternehmen eigene Agenten erstellen und anpassen. Unser Ziel ist es, diese Technologie allen Kunden zugänglich zu machen, unabhängig von ihrer Größe oder technischen Expertise. Und es ist für alle Kunden ohne zusätzliche Kosten verfügbar.

Wie unterscheidet sich generative von agentenbasierter KI?

Yvette Cameron: Generative KI konzentriert sich auf die Erstellung von Texten und hilft Nutzern beispielsweise beim Verfassen von Dokumenten oder Zusammenfassungen – ideal gegen das „Leere-Seite-Syndrom“. Agentenbasierte KI geht einen Schritt weiter über das bloße Zusammenfassen und Verfassen von Texten hinaus: Sie beantwortet Fragen, führt Recherchen durch und kann sogar Aktionen ausführen, wie etwa Vorstellungsgespräche planen oder Gehaltsempfehlungen erstellen. Beide Technologien ergänzen sich und sind Teil einer kontinuierlichen Evolution der KI.

Yvette Cameron

ist Senior Vice President bei Oracle.

 

 

 

 

 

 

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