Die Mehrheit der Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland ist in den vergangenen 12 Monaten Opfer von Cyberkriminalität geworden. 61 Prozent haben damit persönlich Erfahrung machen müssen, 36 Prozent blieben verschont. Das ist das Ergebnis einer Befragung von 1.021 Personen ab 16 Jahren in Deutschland, die das Internet nutzen, im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Damit setzt sich ein leicht rückläufiger Trend fort. Vor einem Jahr hatten noch 67 Prozent angegeben, Opfer von Cyberkriminalität geworden zu sein, vor zwei Jahren waren es sogar 75 Prozent. „Die Bedrohungslage im Internet verschärft sich, die rückläufigen Zahlen deuten darauf hin, dass die Menschen aufmerksamer sind und sich besser schützen“, sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.
Häufigste Delikte
Laut Befragung sind Internetnutzerinnen und -nutzer von drei Delikten am häufigsten betroffen: 36 Prozent wurden beim Online-Kauf betrogen, bei 30 Prozent haben sich Angreifer per Kurznachricht, Mail oder Telefonanruf durch sogenanntes Phishing persönliche Informationen verschafft und bei 24 Prozent wurden Smartphones oder Computer mit Schadprogrammen wie Viren infiziert. Dahinter folgt mit deutlichem Abstand das Ausspionieren von Zugangsdaten für Onlinedienste (9 Prozent).
Bei 5 Prozent der Befragten haben sich andere im Internet unter ihrem Namen ausgegeben, 5 Prozent wurden Konto- oder Kreditkartendaten im Internet gestohlen und missbraucht, 3 Prozent wurden online sexuell belästigt, 2 Prozent persönlich bedroht. Auch von Angriffen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz wird berichtet, so wurden 3 Prozent mit einem Deepfake getäuscht, also einem KI-generierten Video oder Foto. Am Ende der Rangliste rangieren die Infizierung des eigenen Computers oder Smartphones mit Ransomware sowie die unberechtigte Nutzung des eigenen Online-Bankings (je 2 Prozent).
Ebenfalls 2 Prozent wurden Opfer einer neuen Betrugsmasche, bei der Offline- und Online-Welt miteinander verschwimmen, dem sogenannten Quishing. Dabei werden QR-Codes verteilt, etwa auf vermeintlichen amtlichen Schreiben oder Strafzetteln an Autos. Wer diese mit dem Smartphone einscannt, wird auf eine betrügerische Online-Seite geleitet und dort zum Beispiel zur Zahlung von Gebühren oder zur Eingabe persönlicher Daten verleitet.
Finanzieller Schaden
Im Durchschnitt ist den Opfern von Cyberkriminalität in den vergangenen 12 Monaten ein Schaden von 219 Euro entstanden, so die Studie weiter. 60 Prozent der Betroffenen geben an, dass ihnen persönlich ein Schaden entstanden ist, dieser beträgt im Schnitt 181 Euro.
4 Prozent der Befragten sagen, dass ein Schaden von Dritten übernommen wurde, etwa einem Onlinehändler oder der Bank. Deren durchschnittlicher Schaden liegt bei 609 Euro. Bei einem Viertel (25 Prozent) ist kein finanzieller Schaden entstanden, 13 Prozent konnten oder wollten dazu keine Angaben machen.
Nur rund ein Viertel (26 Prozent) der von Cyberkriminalität betroffenen Befragten haben Strafanzeige bei der Polizei erstattet. 8 Prozent haben sich an andere Behörden gewandt wie etwa das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und 3 Prozent haben einen Rechtsanwalt aufgesucht.
Häufiger suchen Betroffene Hilfe im persönlichen Umfeld oder ändern persönliche Verhaltensweisen. Fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) hat das Gespräch mit Freunden oder Familie gesucht, 39 Prozent haben Passwörter oder andere Sicherheitsinformationen geändert, 11 Prozent haben durch Social-Media-Posts oder Beiträge auf Online-Plattformen auf die kriminellen Vorgänge aufmerksam gemacht und 3 Prozent sind auf Forderungen der Kriminellen wie etwa Lösegeldzahlungen eingegangen. Zudem haben sich 42 Prozent an das Unternehmen gewandt, dessen Plattform für die kriminellen Aktivitäten genutzt wurde, und 12 Prozent haben ihren Account dort gelöscht oder gekündigt. Rund ein Fünftel (22 Prozent) hat aber überhaupt nicht reagiert.
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