Intelligente Videoanalysen in der Industrie

Potenziale und Hürden intelligenter Videoanalysen analysiert Simon Randall, Gründer und CEO von Pimloc, in einem Gastbeitrag.

Eine Mitarbeiterin im Lager stürzt, eine Palette blockiert den Verkehrsweg der Stapler und ein Besucher betritt ohne vorgeschriebene Schutzkleidung die Halle: All diese Vorfälle können von intelligenten Videosystemen erfasst werden, die sofort einen Alarm auslösen.

Videosysteme erfüllen heute Funktionen, die noch vor wenigen Jahren menschliche Überwachung erforderten. Durch die Einbindung von Technologien wie KI, Deep Learning und Computer Vision kategorisieren sie Menschen und Objekte im Video anhand von Größe, Form, Farbe und weiteren Parametern. Sie analysieren Muster und erkennen Anomalien. In Lagerhallen, Fabriken und anderen industriellen Anlagen können Videoanalysen dazu beitragen, Abläufe sicherer zu gestalten, eine ordnungsgemäße Produktion, Handhabung und Warentransport zu gewährleisten und die Effizienz von Prozessen zu steigern.

Doch solche Lösungen bergen auch Risiken für die Privatsphäre von Mitarbeitern. Videodaten werden oft ohne große Bedenken in die Cloud hochgeladen, unbegrenzt gespeichert und mit Unbefugten geteilt. In der EU sind Behörden seit Einführung der DSGVO deutlich strenger geworden, was den Einsatz von Videoüberwachung betrifft. Was sind die Einsatzgebiete intelligenter Videoanalysen in der Produktion und Logistik und was sollte für eine datenschutzkonforme Nutzung beachtet werden?

Arbeitssicherheit

Videoanalyse kann die Arbeitssicherheit in mehrerer Hinsicht verbessern: Kamerasysteme können zum Beispiel darauf programmiert werden, zu erkennen, ob Schutzausrüstung wie Helme und Sicherheitswesten getragen wird. Sie können analysieren, ob Fahrzeuge die nötigen Sicherheitsabstände einhalten und ob erlaubte Fahrtwege eingehalten werden.

Auch bei der Überwachung von Aktivitäten in kritischen Bereichen erkennt die Technik, wenn Sicherheitsmaßnahmen nicht eingehalten werden. So können etwa schwere Maschinen mit Warnlinien gekennzeichnet werden. Ein Alarm wird ausgelöst, wenn jemand diese Linie überquert. Verknüpft man die Systeme mit den Maschinen, können diese auch automatisch angehalten werden, um das Unfallrisiko zu minimieren.

Videoanalysen können sogar dabei helfen, medizinische Notfälle zu erkennen, damit rechtzeitig Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden können. Das geschieht, indem Videosysteme darauf programmiert werden, ungewöhnliche Verweildauern und Positionen zu erkennen – beispielsweise wenn ein Mitarbeiter gestürzt ist.

Prozessoptimierung

Indem sie Daten über einen längeren Zeitraum aggregieren, machen Videoanalysen und Muster und Trends erkennbar – und zeigen Potenziale zur Effizienzsteigerung auf. Sie liefern Berichte, Heatmaps und visuelle Dashboards an Systembetreiber: Wo herrscht wann der größte Personen-, Maschinen- oder Fahrzeugverkehr? Wo gibt es Staus? Welche Verladestellen werden am häufigsten frequentiert?

Ein Verständnis dieser Trends hilft Verantwortlichen bei der Planung von Produktionsprozessen und des Lagerlayouts und ermöglicht es ihnen, Entscheidungen zu treffen, die nicht auf menschlichen Beobachtungen, sondern auf Statistiken beruhen. Anhand dieser Informationen können sie zum Beispiel nachvollziehen, in welchen Bereichen der Logistik und Produktion es vermehrt zu Engpässen kommt und welche Prozesse sie optimieren können.

Darüber hinaus können Videosysteme über Wärmebildtechnik auch dafür genutzt werden, um Probleme wie die Überhitzung einer Maschinen proaktiv noch vor einem Vorfall zu erkennen.

Prävention

Zu guter Letzt werden Videoanalysen klassisch dafür eingesetzt, um Einbrüchen und Diebstahl vorzubeugen – ohne, dass dafür menschliche Ressourcen gebunden werden. Videosysteme erkennen unerwünschtes Verhalten im Außen- und Innenbereichen – wenn Gegenstände und Anlagen unerlaubt bewegt oder entwendet werden oder wenn Anlagen unbefugt betreten werden.

Herausforderungen beim Datenschutz

Das Potenzial von Videoanalysen in der Produktion ist also groß – und die Kosten sind ein zunehmend vernachlässigbarer Faktor. Günstige Kamerasysteme sowie Datenspeicherung und -abfrage ermöglichen einen großflächigen Einsatz dieser Systeme. Vielmehr sind es Unsicherheiten im Bezug auf den Datenschutz, die den Einsatz bremsen. Die DSGVO hat erhebliche Auswirkungen auf Unternehmen, die Videoüberwachung einsetzen. Das Gleichgewicht zwischen Sicherheitsanforderungen und dem Schutz der Privatsphäre von Individuen zu finden, wenn personenbezogene Daten verarbeitet werden, ist eine Herausforderung – die mit der richtigen Planung, Dokumentation und den Werkzeugen aber bewältigt werden kann. Zudem gibt es Lösungen auf dem Markt, die bereits auf DSGVO-Konformität ausgelegt sind und den manuellen Aufwand reduzieren.

Erste Anlaufstellen sind die Leitlinien des Europäische Datenschutzausschuss (EDPB). Diese decken alle Aspekte der Einhaltung der DSGVO ab, von der Planung und Installation bis zum Betrieb von Videosystemen. Dazu gehört zum Beispiel, was aufgezeichnet werden darf, wie lange Daten gespeichert werden dürfen und was exportiert werden darf. In Deutschland bietet die oberste Bundesbehörde für den Datenschutz BfDI einen Kontaktfinder für Unternehmen an, die zuständige Ansprechpartner vermittelt.

Die Erfassung, Verarbeitung und Nutzung von Videoüberwachungsdaten, die personenbezogene Daten von Mitarbeitern, Kunden und der Öffentlichkeit enthalten, muss sorgfältig und verantwortungsbewusst gehandhabt werden. Auch die Zustimmung von Betriebsräten, Gewerkschaften und Mitarbeitern sollte eingeholt werden.

Dazu ist es nötig, maximale Transparenz zu schaffen: Wie werden die Daten erhoben, gespeichert und abgesichert und wer hat Zugriff darauf? Einzelpersonen müssen Auskunft über sämtliche personenbezogenen Daten beantragen können: Sämtliche Daten, einschließlich Überwachungsvideos, müssen ihnen zugeschickt werden, damit sie deren Richtigkeit überprüfen können und falls gewünscht auch Löschung beantragen können.

Die gute Nachricht ist, dass sich die oben genannten Vorteile von Videosystemen auch nutzen lassen, ohne die Privatsphäre von Mitarbeitern zu gefährden. Wenn personenbezogene Daten im Video anonymisiert werden, sind sie von der DSGVO ausgenommen und können trotzdem zur Erstellung wertvoller Analysen auf aggregierter Ebene verwendet werden. Denn für Videoanalyse ist es nicht zwingend notwendig, personenbezogene Daten zu erfassen, sondern lediglich aggregierte oder anonymisierte Metadaten über die Aktivitäten der Mitarbeiter.

Möglich machen dies Lösungen, die personenbezogene Daten unkenntlich machen. Bei Pimloc etwa haben wir mit Secure Redact eine KI-Lösung entwickelt, die Gesichter, Köpfe und Nummernschilder in Live-Videos und in Aufzeichnungen automatisch anonymisiert. So können Videoanalysen genutzt werden, ohne Abstriche beim Datenschutz zu machen.

Videoanalysen: der Aufwand lohnt sich

Videoanalysen sind ein leistungsfähiges Instrument zur Überprüfung von Abläufen, zur Steigerung der Produktivität, der Sicherheit der Mitarbeiter und zum Schutz von Anlagen. Welche Funktionen sinnvoll sind, ist in jedem Unternehmen unterschiedlich. Um das volle Potenzial zu nutzen, müssen sie ihre Anforderungen vorab genau festlegen. Ebenso komplex wie die Auswahl des passenden Systems sind die Vorgaben beim Datenschutz. Die Vorteile, die sich jedoch aus der Implementierung ergeben, sind zahlreich – zumal sich die Technik ständig weiterentwickelt und neue Anwendungsfälle schafft.

 

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