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Datenschutz in Deutschland: Übertrieben oder sinnvoll?

Der Datenschutz ist wohl spätestens seit der Pandemieverfolgung in aller Munde. Deutschland, aber auch die EU, haben eine recht stringente Datenschutzverordnung, die ihre Vorteile und Sicherheiten bietet, aber durchaus teilweise an ihre Grenzen stößt. Aber welche Vorteile bietet der Datenschutz allgemein und in welchen Bereichen zeigen sich die Nachteile auf?

Abbildung 1: Datenschutz ist im Alltag sehr wichtig, um das Selbstbestimmungsrecht der Bürger aufrechterhalten zu können – doch es gibt auch Grenzen. Bildquelle: @ Lukas Blazek / Unsplash.com

Wie lässt sich der eigene Datenschutz online verbessern?

Ein Großteil der Bürger nimmt es mit dem eigenen Datenschutz nicht allzu ernst. Wer nun vehement mit dem Kopf schüttelt, der muss nur an die letzte Cookie-Richtlinie denken, die eingeblendet wurde. Die meisten lesen sich diese niemals durch, sondern klicken einfach auf ›fortfahren‹. Korrekt ausgeführter Datenschutz ist anstrengend und macht im Alltag relativ wenig Freude. Das heißt aber nicht, dass mit einem simplen Mittel zumindest ein erhöhter Schutz ohne Aufwand betrieben werden kann: mit einem VPN.

  • Warum? – Am Anfang steht die Frage: Was ist VPN? Das VPN verschlüsselt die Daten und stellt sicher, dass diese nicht mehr einer Person zugeordnet werden können. Zugleich teilen sich User eine IP-Adresse und können auch noch wählen, in welchem virtuellen Land sie aktuell weilen.
  • Nutzung – VPN gibt es für den Router, als Onlinelösung und als Programm. Wer mehrere Geräte benutzt und sich auch außerhalb des heimischen WLAN aufhält, der sollte auf die Onlinelösung setzen, da diese gezielt angestellt wird.
  • Kosten – oftmals sind VPN schon in Virenschutzlösungen integriert. Die reinen Onlinelösungen sind sehr kostengünstig, wobei es natürlich immer auf die Art der Nutzung und die Masse der Nutzung ankommt. Wer gleich mehrere Geräte schützen möchte oder einen entsprechenden Router kauft, der muss mit höheren Kosten rechnen.

Vorteile des Datenschutzes

Grundsätzlich liegen sie klar auf der Hand. Der Datenschutz schützt die Daten des einzelnen Bürgers und verhindert, dass dessen Tun bis ins kleinste Detail teils ohne sein Wissen publik wird. Das ist in vielen Lebensbereichen wichtig:

  • Bankgeschäfte – ohne Datenschutz könnte praktisch jeder erfahren, wie, wann und was ein Verbraucher online bei seiner Bank in Auftrag gibt. Das schließt ebenso Einkäufe mit ein, denn ohne die Datenschutzrichtlinien wäre es möglich, dass völlig Unbeteiligte beispielsweise erfahren, dass Person X am Tag Y um 15:27 Uhr Blumen in Geschäft Z kaufte. Was auf den ersten Blick nicht fatal wirkt, könnte sich künftig nachteilig auswirken. Person X will garantiert nicht, dass der eigene Ehepartner erfährt, dass diese Blumen für den oder die Geliebten waren.
  • Nachverfolgung – der Datenschutz deckt durchaus nicht allein die Onlinenachverfolgung ab, sondern auch die Verfolgung im öffentlichen Raum. Ohne das Datenschutzgesetz könnten die Straßen voller Kameras sein und jede Bewegung einer jeden Person wäre nachvollziehbar. Online schützt der Datenschutz vor der generellen Nachverfolgung und stellt quasi die virtuelle Bewegungsfreiheit sicher.
  • Datennutzung – natürlich hilft der Datenschutz auch zu verhindern, dass persönliche Daten von Bürgern genutzt oder ausgewertet werden dürfen. Völlig ohne Datenschutz wäre es sonst denkbar, dass derjenige, der sich auf eigene Kosten in der Apotheke freiverkäufliche Medikamente erhält, künftig bei der Krankenkasse als ›erkältungsanfällig‹ oder ›braucht Venen- oder Muskelsalbe‹ gelistet wäre. Ganz ohne Datenschutz wäre es zudem möglich, dass das eigene Auto das Fahrverhalten direkt an Behörden und Versicherungen weitergibt – ungefiltert.

Datenschutz an sich ist also durchaus sinnvoll und wichtig. Problematisch wird es nur, wenn aus dem Merksatz »form follows function« eine massive Nutzungseinschränkung wegen des Datenschutzes wird.

Die Nachteile

Ein Nachteil hat praktisch jeder in der Geldbörse: die Gesundheitskarte. Einst wurden die alten Krankenkassenkarten gegen die Gesundheitskarte ausgetauscht. Die Versprechen waren groß, doch was ist geschehen?

  • Keine Nutzbarkeit – die alte Gesundheitskarte ist aufgrund des Datenschutzes zu einer normalen Krankenkassenkarte geworden, die praktisch den Nutzen einer Punktekarte hat. Wo eigentlich wichtige Patientendaten drauf gespeichert werden sollten, damit die Abstimmung zwischen Ärzten verschiedener Fachrichtungen besser und komplikationslos funktioniert, gilt heute: Die Karte wird gescannt, der Patient erhält die Überweisung zum Facharzt, sucht diesen auf, im Nachgang werden die Unterlagen beim Hausarzt angefordert, während der Patient die Unterlagen vom Facharzt wiederum dem Hausarzt überreichen muss. Das Problem: Trotz der Idee zur Gesundheitskarte wurde kein gängiges Backend geschaffen, welches es erlaubt, Patientendaten sauber und gesichert so zu speichern, dass genehmigte Zugriffe von anderen Ärzten erfolgen können. Mitunter ist das ein echtes Problem: Ein Unfallopfer mit schweren Verletzungen kann eventuell nicht mitteilen, welche Vorerkrankungen vorliegen oder welche Medikamente notwendig sind. Die Gesundheitskarte gibt diese Informationen auch nicht, sodass erst auf, hoffentlich vorhandene, Angehörige gewartet werden muss. Die neue eGK erlaubt den mobilen Datenabruf nicht – Notfallsanitäter könnten vor Ort also gar nicht mobil die Daten des vor ihnen liegenden Patienten prüfen.
  • Pandemieverfolgung – es sind nicht die Worte der Skeptiker, sondern mittlerweile die von Experten und Bevölkerung zugleich: Die Corona-App ist das Paradebeispiel für zu viel Datenschutz an den falschen Stellen. Einst sollte sie die Kontaktverfolgung erleichtern, doch zeigte sie nie an, wo überhaupt ein Kontakt stattgefunden hat. Weitere Nutzen wurden nie integriert. Statt mit schriftlichen Nachverfolgungslisten in Restaurants zu arbeiten, hätte die App mit einem ›Lieferando zum Einchecken‹ gepaart werden können. Jeder Bürger hätte sich über sein Eincheckprofil im Restaurant angemeldet und wäre somit nachverfolgbar gewesen, wenn ein Corona-Ausbruch dort festgestellt worden wäre. Doch entspricht dies nicht dem Datenschutz.
  • Verbrechensverfolgung – der Datenschutz hilft auch denjenigen, die wohl – im Sinne der meisten Menschen – keiner entsprechenden Hilfe bedürfen: Pädophilen. Unter dem Deckmantel des Datenschutzes können auch sie quasi mühelos entsprechende Fotos und Videos laden oder verbreiten. Dasselbe gilt natürlich für Betrüger, Abzocker und teilweise gar Einbrecher.

Der Datenschutz ist grundsätzlich eine positive Errungenschaft und an sich kein Problem. Es muss nur noch eine Möglichkeit gefunden werden, seine positiven Seiten mit dem echten Nutzen zu verbinden. Natürlich muss eine Patientendatei hervorragend geschützt und gesichert werden, dennoch sollten Ärzte über die Gesundheitskarte natürlich darauf zurückgreifen können. Machen sie dies, wurden sie vom Patienten ohnehin schon dazu beauftragt, denn er hat den Arzt mit der Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit beauftragt.

Abbildung 2: Mit einem VPN lässt sich der persönliche Datenschutz auf Wunsch deutlich erhöhen. Bildquelle: @ Markus Spiske / Unsplash.com

Fazit – Datenschutz: Gut, aber verbesserungsfähig

Datenschutz ist immer wichtig. Ohnehin ist es sinnvoll, sich über die ins Internet geschickten Daten klarzuwerden: Die wenigsten Personen würden das, was sie auf Facebook, Twitter oder Instagram posten, in einer vollen Fußgängerzone durchs Megafon brüllen. Dennoch ist der Datenschutz hierzulande an einigen Stellen zu sehr fixiert und nicht auf neuere oder praktische Nutzungsmöglichkeiten einstellbar. Patientenakten und Corona-Schutz sind dabei nur zwei Beispiele, bei denen der Datenschutz vor den Nutzen gestellt wurde.

Margot Capó

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