Linux Mint distanziert sich von Ubuntus Software Paket-System Snap

Linux Mint, obwohl auf Ubuntu basierend, verzichtet auf das von Ubuntu genutzte Paket-System Snap. Der Chef-Entwickler der Linux-Distribution, Clement Lefebvre, wirft dem Ubuntu-Herausgeber Canonical schon seit vergangenem Jahr vor, mithilfe von Snap die Verbreitung von Software zwischen Distributionen und Drittanbietern kontrollieren zu wollen. Snap solle sicherstellen, dass Software auf Ubuntu besser laufe als auf anderen Linux-Distributionen, um den hauseigenen Ubuntu-Store zu stärken.

Snap ist ein Container-basiertes System zur Bereitstellung von Installationsdateien für Linux-Anwendungen. Im Gegensatz zu DEB oder RPM ist es nicht an eine bestimmte Distribution gebunden. App-Entwickler integrieren in ein Snap unter anderem alle für unterschiedliche Distributionen benötigten Bibliotheken, statt diese speziell an eine Linux-Version anzupassen. „Es gibt den Entwicklern mehr Möglichkeiten, ihre Pakete sehr schnell in die Hände der Benutzer zu bekommen. Sie müssen sich nicht um die Distribution kümmern“, kommentierte 2019 Alan Pope, Community Manager für Engineering Services bei Canonical.

„Als Snap angekündigt wurde, sollte es eine Lösung sein, kein Problem. Es sollte es ermöglichen, neuere Anwendungen auf älteren Bibliotheken laufen zu lassen, und es sollte es Drittanbietern ermöglichen, ihre Software einfach für mehrere Distributionen zu veröffentlichen, genau wie Flatpak und AppImage“, erklärte Lefebvre im Juli 2019. „Was wir nicht wollten, war, dass Canonical die Verteilung von Software zwischen Distributionen und Drittanbietern kontrolliert, die direkte Verteilung verhindert, dafür sorgt, dass die Software in Ubuntu besser funktioniert als irgendwo sonst, und ihren Store zur Voraussetzung macht.“

Seine Kritik bezog sich zu dem Zeitpunkt auf den Plan von Canonical, das Paket für Chromium, die Open-Source-Version von Google Chrome, durch ein leeres Paket zu ersetzen, das wiederum das Chromium-Snap installiert. „In anderen Worten, sobald man Updates per APT installiert, wird Snap zur Voraussetzung, damit man Chromium weiterhin benutzen kann und es installiert sich im Hintergrund.“ Das breche das Versprechen von Canonical, APT niemals mit Snap zu ersetzen.

Den Plan soll Canonical Lefebvre zufolge nun mit Ubuntu 20.04 – der jüngsten Version des Linux-Betriebssystems – umgesetzt haben. „In der Paket-Basis von Ubuntu 20.04 ist das Chromium-Paket tatsächlich leer und agiert, ohne Zustimmung des Nutzers, als Hintertür, um den Computer mit dem Ubuntu Store zu verbinden.“ Damit schränke Ubuntu die Freiheiten seiner Nutzer so ein, wie es bei proprietärer Software üblich sei, mit zwei wichtigen Unterschieden: Snap laufe als Root und installiere sich, ohne den Nutzer vorher zu fragen.

Als Folge verzichtet Linux Mint 20, das bisher weder snapd, das Daemon-Programm von Snap, noch irgendwelche Snaps enthielt, auf das neue Ubuntu-Paket-System. „Chromium wird kein leeres Paket sein, dass hinter Deinem Rücken snapd installiert. Es wird ein leeres Paket sein, das Dir sagt, warum es leer ist, und wo Du selbst nach Chromium suchen musst“, v. Zudem sei es APT untersagt, snapd zu installieren.

Allerdings dokumentiert Linux Mint 20 Lefebvre zufolge in den Release Notes, wie man snapd nachträglich einrichten kann. APT erlaubte es Installationspaketen jedoch nicht, dies im Namen des Nutzers zu erledigen.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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