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RISC-V Foundation zieht in die Schweiz

Die Non-Profit-Organisation RISC-V Foundation, die die Standards für die RISC-V-Chip-Architektur erstellt, wird ihren Sitz von den USA in die Schweiz verlagern. Wie Reuters berichtet, soll so sichergestellt werden, dass Unternehmen, Bildungseinrichtungen und auch Staaten außerhalb der USA an der Entwicklung der Open-Source-Technologie teilhaben können.

Im Gespräch mit Reuters sagte Calista Redmond, CEO der RISC-V Foundation, Mitglieder seien „wegen möglicher geopolitischer Spannungen“ beunruhigt. Bisher gebe es in den USA allerdings noch keine Einschränkungen für die weltweiten Kooperationen der Foundation.

„Aus der ganzen Welt haben wir gehört, dass wenn der Sitz nicht in den USA wäre, ‚wäre uns viel wohler'“, sagte sie. Der Vorstand der Stiftung habe den Schritt einstimmig genehmigt. Welche Mitglieder den Umzug angestoßen hätten, ließ sie jedoch offen.

Die RISC-V Foundation wurde 2015 gegründet. Sie verwaltet nicht nur die Standards, sondern entscheidet auch, wer die Marke RISC-V für seine Produkte verwenden darf – ähnlich wie es auch bei den Standards für WLAN und Bluetooth üblich ist. Die eigentliche Technologie gehört jedoch nicht der RISC-V Foundation.

Dem Bericht zufolge gehören mehr als 325 Unternehmen und Organisationen der Foundation an. Darunter sind Chiphersteller wie Qualcomm und NXP Semiconductors oder Unternehmen wie die Alibaba Group und Huawei.

William Reinsch, ehemaliger hochrangiger Beamter des Wirtschaftsministeriums unter der Regierung Bill Clinton sieht in dem Umzug ein klares Signal an die aktuelle US-Regierung. „Die Botschaft ist, wenn man zu streng vorgeht, wird das passieren. In einer globalen Lieferkettenwelt haben Unternehmen die Wahl, und eine Möglichkeit ist, die USA zu verlassen.“

Das US-Wirtschaftsministerium betonte indes, Exportbeschränkungen dienten der Nationalen Sicherheit und stellten sicher, dass „Bösewichte“ keine Technologien kauften, mit denen sie US-Bürger oder den Interessen der USA schaden könnten. Man tausche sich zudem regelmäßig mit der Privatwirtschaft aus, um die Marktbedingungen und die Folgen der Regulierungen zu prüfen.

Konkret befürchten einige Republikanische Abgeordnete, dass chinesische Unternehmen die Entwicklung der RISC-V-Architektur zu ihren Gunsten beeinflussen könnten. „Die kommunistische Partei Chinas versucht, unsere Exportkontrollen zu umgehen um nationalen Bedrohungen wie Huawei zu helfen – das können wir nicht zulassen“, zitiert Reuters den republikanischen Abgeordneten Mike Gallagher aus dem Bundesstaat Wisconsin.

Redmond verteidigte indes in einer E-Mail an Reuters die Entscheidung. Da die RISC-V-Technologie Open Source und für jeden verfügbar sei, sehe sie nicht, wieso der Umzug in die Schweiz die Interessen der USA verletze.

Ein weiterer Kritikpunkt republikanischer Politiker sind öffentliche Fördergelder, die über die zum Verteidigungsministerium gehörende DARPA an die RISC-V Foundation geflossen sind. Ein Sprecher erklärte, die DARPA erwarte, dass die von ihr finanzierte Arbeit öffentlich verfügbar und Unternehmen und Forschern weltweit zugänglich sei.

Ein Grund für den Umzug ist auch, das rechtlich offenbar nicht geklärt ist, ob Standardisierungsgremien wie die RISC-V Foundation unter das aktuelle US-Handelsembargo gegen chinesische Firmen wie Huawei fallen. Bereits im Jun baten Vertreter von Organisationen, die für Standards wie HDMI, Ethernet und SD-Memory zuständig sind, um eine Klärung durch den US-Handelsminister Wilbur Ross. Sie warnten unter anderem davor, dass die gegen Huawei verhängten Beschränkungen dazu führen könnten, dass Standardisierungsgremien die USA verließen.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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