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Huawei: Mate 30 kommt ohne Google Apps

In einem Interview mit dem Spiegel, hat der Chef der Huawei-Consumer-Sparte Richard Yu angekündigt, dass das kommende Smartphone Mate 30 ohne Dienste von Google ausgeliefert werde. Das verhindere das Embargo der US-Regierung gegenüber dem chinesischen Elektronikkonzern. „Auf diesem Gerät können wir die Google Mobile-Dienste (GMD) nicht installieren. Diese Option werden wir unseren Kunden überlassen, die das selber machen können“, sagte Yu.

Darüber hinaus kündigte Yu an, dass womöglich das für das Frühjahr 2020 erwartete P40 mit dem von Huawei als Alternative zu Android entwickelten Betriebssystem HarmonyOS ausgestattet werde. „Wenn die Beschränkungen uns gegenüber bestehen bleiben, werden wir für künftige Produkte unser eigenes HarmonyOS verwenden. Beispielsweise beim P40, das für das Frühjahr 2020 geplant ist“, sagte Yu.

Yu bestätigt damit einen früheren Bericht, der einen Google-Mitarbeiter zitiert, der auf die fehlenden Lizenzen zur Nutzung von Google-Diensten hingewiesen hat. Der Grund dafür ist, dass die US-Regierung den chinesischen Elektronikkonzern auf die sogenannte Entity List gesetzt hat, die den Verkauf von Komponenten und Dienstleistungen an Huawei verbietet. Die im August erneut um 90 Tage verlängerte Ausnahmeregelung gelte nicht für neue Produkte wie das Mate 30.

Um von diesem Verbot ausgenommen zu werden, können US-Unternehmen eine Lizenz für bestimmte Produkte beim Handelsministerium beantragen. Google hat nicht offiziell mitgeteilt, ob es eine solche beantragt hat. Allerdings ist es an der Fortführung seiner Geschäftsbeziehungen zu Huawei interessiert.

Google Apps selbst installieren

Laut Yu können Mate-30-Kunden die Google-Dienste inklusive Play Store, Maps und Gmail selbst installieren. Ob das allerdings tatsächlich möglich ist, bleibt abzuwarten. Google könnte auch verhindern, dass die einzelnen Komponenten auf dem Mate 30 installiert werden können. Das wäre technisch relativ einfach umzusetzen. Schon heute ist es möglich, die Installation von Apps an bestimmte Bedingungen zu koppeln. So lässt sich beispielsweise die Netflix-App nur installieren, wenn das Gerät bestimmte technische Voraussetzungen erfüllt. Google könnte in seinen Apps eine Abfrage des Smartphone-Modells einbauen und entsprechend die Installation von seinen Diensten für das Mate 30 verhindern.

Hintergrund: Handelskrieg zwischen USA und China

Die USA und China befinden sich im Handelskrieg. Die Amerikaner stören sich an dem größer werdenden Handelsbilanzdefizit mit China. Im Mai führte die Trump-Regierung einen Zollsatz von 25 Prozent auf chinesische Produkte im Wert von 250 Milliarden Dollar ein. Die Einführung von zusätzlichen Zöllen begann im März 2018, wobei Trump zu der Zeit erklärte, dass eine Untersuchung durch den US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer zu dem Schluss gekommen sei, dass China Spionage zum Erwerb von geistigem Eigentum und vertraulichen Geschäftsinformationen betreibe.

Durch den Handelsstreit zwischen den USA und China ist Huawei inzwischen von Sanktionen direkt betroffen. Die USA argumentieren, dass durch die Verwendung von Huawei-Geräten der chinesische Staat durch eine Hintertür Zugriff auf Daten erlangen könnte. Huawei hat diese Möglichkeit stets bestritten und verweist auf zahlreiche Zertifizierung seiner Geräte. Kein anderer Hersteller habe mehr Zertifizierungen erhalten als Huawei. Bislang haben die USA auch keine Belege für ihre Behauptungen vorgelegt. Im Gegenteil: Eine von der US-Regierung 2012 erfolgte Untersuchung ergab keine Hinweise auf Hintertüren.

Kritik an Trumps Zoll-Politik

Der Handelskonflikt führt auch in den USA zu einem breiten medialen Echo. Der frühere Redenschreiber des US-Handelsbeauftragten und Forbes-Autor John Brinkley berichtet, dass eine Studie von Ökonomen der Harvard University, der University of Chicago und der Federal Reserve Bank of Boston vom Mai 2019 über die Auswirkungen von Zöllen auf die US-Wirtschaft ergab, dass die Kosten für Zölle „weitgehend auf die USA gefallen sind. Darin heißt es auch, dass die höheren Kosten der Importe für einige Waren, wie Waschmaschinen, an die Verbraucher weitergegeben werden“.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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