Infineon plant Übernahme von Cypress für 9 Milliarden Euro

Durch die Akquisition soll einer der zehn weltweit umsatzstärksten Chiphersteller entstehen. Infineon hofft damit auf "Wachstumspotenziale in den Bereichen Automobil, Industrie und Internet der Dinge". Nachdem der hohe Kaufpreis bekannt wird, muss Infineon einen Kursrückgang hinnehmen.

Infineon Technologies AG will den amerikanischen Chiphersteller Cypress übernehmen. Infineons Angebot beträgt 23,85 Dollar je Aktie und liegt damit 46 Prozent über dem durchschnittlichen Börsenkurs von Cypress während der letzten 30 Tage vor dem 28. Mai 2019. Die Aufsichtsgremien beider Firmen haben der Übernahme zugestimmt und hoffen auf ihren Abschluss Ende 2019 oder Anfang 2020. Dafür sind aber noch regulatorische Hürden zu nehmen, auch ist die Zustimmung der Aktionäre erforderlich.

Infineon Logo (Bild: Infineon)

Das Gebot misst Cypress einen Unternehmenswert von 9 Milliarden Euro zu. Ein Bankenkonsortium hat Finanzierungszusagen für die Bezahlung der geplanten Akquisition erteilt. Infineon will sie letztlich zu rund 30 Prozent durch neues Eigenkapital finanzieren, die restliche Summe aus neuem Fremdkapital und vorhandenen Barmitteln – „ohne die strategische Liquiditätsreserve anzutasten“.

Durch die Übernahme könnte einer der zehn weltweit umsatzstärksten Chiphersteller entstehen. „Mit der Transaktion können wir unseren Kunden das umfassendste Portfolio für die Verbindung der realen mit der digitalen Welt anbieten“, so Reinhard Ploss, Vorstandsvorsitzender von Infineon. „Damit erschließen wir große zusätzliche Wachstumspotenziale in den Bereichen Automobil, Industrie und Internet der Dinge.“

Als ergänzenden Vorteil sieht der deutsche Chiphersteller auch die starke Präsenz von Cypress in den USA. Er hofft, mit Cypress seine Position bei Forschung und Entwicklung im Silicon Valley ausbauen sowie seine Marktchancen im strategisch wichtigen japanischen Markt verbessern zu können.

Cypress-CEO Hassane El-Khoury sagt voraus, dass die beiden Unternehmen nach ihrem Zusammenschluss von den „Möglichkeiten des milliardenschweren Marktes profitieren, der durch die nächste Technologiewelle mit ihrem rasant steigenden Bedarf an Connectivity und Computing entsteht.“ Das in Kalifornien beheimatete Cypress entwickelt und produziert Flash-Speicherchips, Mikrocontroller sowie Power-Management-Chips für elektronische Geräte. Es sieht sich zunehmend als Anbieter von Chips, die in Automobilen und dem Internet der Dinge zum Einsatz kommen.

Die Börse sieht den geplanten Zusammenschluss mit seinem hohen Kaufpreis allerdings nicht so euphorisch, wie aus der Kursentwicklung beider Unternehmen abzulesen. Cypress liegt mit etwas über 22 Dollar unterhalb des angebotenen Kaufpreises. Infineon fiel heute sogar um bis zu 10 Prozent auf den niedrigsten Kursstand seit September 2016. Allein im letzten Jahr hatte Infineon fast ein Drittel seines Werts verloren, als es wiederholt seine Prognosen korrigieren musste, um sie der globalen wirtschaftlichen Ungewissheit und dem Absatzrückgang im chinesischen Automarkt anzupassen. Die geplante Übernahme erfordere einen „langfristigen Vertrauensvorschuss“ angesichts der ungewissen kurzfristigen Nachfrage, kommentierten Citibank-Analysten in einer Investorenmitteilung.

Themenseiten: Automotive, Infineon Technologies AG, IoT, Prozessoren, Übernahmen

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