Google verschwieg Mikrofon in Alarmsystem Nest Secure

In der Steuerungszentrale wurde ein Mikrofon verbaut, ohne dass Kunden davon erfuhren. Der Hersteller erklärt, er habe das Mikrofon niemals verheimlichen wollen. Es sei vorsorglich für weitere Sicherheitsfunktionen integriert worden.

Googles Alarmsystem Nest Secure enthielt schon immer ein Mikrofon, ohne dass der Hersteller jemals darauf hinwies. Aufgekommen ist das erst in diesem Monat durch Googles Ankündigung, dass die Steuerungszentrale Nest Guard künftig auch mit dem Sprachassistenten Google Assistant zu bedienen ist. Nicht einmal in den technischen Spezifikationen der in den USA angebotenen Alarmanlage wurde das Mikrofon erwähnt.

Die Nichterwähnung war geeignet, Googles Kunden erneut zu verunsichern. „Es war niemals Absicht, das Mikrofon im Gerät zu verheimlichen, und es hätte in den technischen Spezifikationen aufgeführt werden sollen“, versicherte ein Google-Sprecher. Das Mikrofon sei nie angeschaltet gewesen und werde nur aktiviert, wenn Nutzer die Option gezielt freischalten.

Steuerungseinheit Nest Guard (Bild: Tyler Lizenby / CNET)Steuerungseinheit Nest Guard (Bild: Tyler Lizenby / CNET)

Nest ist ein Hersteller von Smart-Home-Geräten, der von Google übernommen und inzwischen in seine Hardwaresparte integriert wurde. Es ist vor allem bekannt für intelligente Thermostate, Rauchmelder und Überwachungskameras. Das Alarmsystem Nest Secure besteht aus Nest Guard und verschiedenen Sensoren etwa für Bewegungs- und Lichterkennung. Die Nest-App erlaubt den Fernzugriff auf die Geräte.

Google räumte das nie erwähnte Mikrofon als „einen Fehler unsererseits“ ein. Den ursprünglichen Einbau erklärte es mit der Überlegung, dadurch später neue Sicherheitsfeatures hinzufügen zu können, etwa die mögliche akustische Erkennung von Glasbruch beim Einschlagen eines Fensters.

So plausibel die Erklärung erscheint, kratzt es weiter am Vertrauen in den Suchkonzern. Es erinnert beispielsweise an die weltweite WLAN-Datensammlung bei Street-View-Fahrten, als nebenbei der Datenverkehr von ungesicherten WLAN-Netzen angeblich versehentlich in über 30 Ländern aufgezeichnet wurde. Erfasst wurden Milliarden Datensätze mit einer gespeicherten Datenmenge von 600 GByte, was zu behördlichen Untersuchungen in mehreren Ländern führte.

Google ist derzeit auch Vorwürfen und Beschwerden ausgesetzt, sich nicht an die europäische Datenschutz-Grundverordnung zu halten. Die französische Datenschutzbehörde CNIL verhängte im Januar eine Geldbuße von 50 Millionen Euro wegen Verstößen gegen die DSGVO.

Themenseiten: Datenschutz, Google, Nest Labs, Privacy, Sicherheit, Smart Home

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

2 Kommentare zu Google verschwieg Mikrofon in Alarmsystem Nest Secure

Kommentar hinzufügen
  • Am 25. Februar 2019 um 0:33 von Sven Dahmen

    War das nicht das Gleiche mit den AVM-DECT-Steckdosen? Das Mikrofon wurde erst publik gemacht, als die die Geräte mit einer „Klatsch-Schalter“-Funktion (die bei mir nie richtig funktionierte :-) aufgewertet wurden? War kein Problem…

    • Am 25. Februar 2019 um 14:17 von Tag und Nacht

      Na ja ich recycle mal diesen Heise Kommentar:
      https://tinyurl.com/Dect200ATHeise
      Das Produkt kam Ende 2012 auf den Markt, und April 2013 schrieb Connect:
      https://tinyurl.com/DECT200ATConnect
      „Apropos ausgeklügelt: Vor der Einführung der FritzDECT 200 hatte AVM durchblicken lassen, dass die intelligente Steckdose künftig auch Sensorfunktionen für Temperatur oder Lautstärke unterstützen könnte. Die dafür erforderliche Messfühler-Hardware ist in FritzDECT 200 bereits eingebaut.

      Ob sie in künftigen Softwareversionen tatsächlich zum Einsatz kommt, ist allerdings noch offen. Konkrete Versprechungen dazu will AVM jedenfalls nicht abgeben. Nach Einschätzung von connect könnte das eingebaute Mikrofon eher zum Leben erweckt werden als der Temperatursensor.“
      Und auf der Produktseite steht dann eben auch: „Schalten durch Geräusche (z.B. Klatschen oder Klopfen)“
      Das scheint nicht wirklich ‚geheim‘ gewesen zu sein. ;-)

      Ach ja: Mir würde es auch mehr Sorgen machen, wenn ein 08/15 Mensch mein verlorenes Portemonnaie finden würde, als wenn es in die Hände eines Kriminellen gelangen würde, der davon lebt die im Portemonnaie enthaltenen Informationen zu monetarisieren.

      Bedeutet: AVM lebt nicht von Daten. Google hingegen würde es ohne den Zugriff auf private Daten nicht gebe .

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *