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Test: Apple iPhone XR mit sehr guter Performance

Ich habe das iPhone XR seit fast einer Woche in Gebrauch und kann folgendes sagen: Wer auf der Suche nach einem tollen iPhone ist, das deutlich günstiger als die Spitzenmodelle ist, erhält mit dem iPhone XR genau das richtige Gerät.

Mit dem iPhone XR, das seit einigen Tagen vorbestellbar ist und am 26. Oktober in den Handel kommt, hat Apple ein iPhone entwickelt, das 95 Prozent des High-End-Erlebnisses des iPhone XS zu 75 Prozent der Kosten bietet. Ja, es gibt Kompromisse: Der Bildschirm und die Kamera sind schlechter als bei den XS-Modellen. Aber in der Praxis habe ich im Vergleich zum XS lediglich das Teleopbjektiv vermisst.

Das iPhone XS, XR und XS Max (von links nach rechts) (Bild: CNET).

Außerdem bietet das iPhone XR einige Vorteile. Der Bildschirm ist größer als der des XS (6,06 versus 5,85 Zoll) und das Gerät gibt es in deutlich mehr Farben. Und während die Akkutests noch laufen, zeigt sich in der Praxis bereits eine bessere Akkulaufzeit.

Kamera

Apple verbaut im iPhone XR den gleichen Kamerasensor und die gleichen Objektive, die auch das XS und XS Max nutzen. Die nach vorne gerichtete TrueDepth-Kamera ist sogar identisch: Ich habe gut aussehende Porträtfotos und seltsame Memoji-Kopfsätze mit Apples Emoji-Tools gemacht, die alle besser als auf dem iPhone 8 aussehen. Die hintere Kamera besteht, anders als bei XS und XS Max, nur aus einer Linse. Sie entspricht dem Weitwinkelobjektiv des XS. Intelligente HDR-Aufnahmen und Alltagsfotos sehen nahezu gleich aus. Unser aktueller Vergleich (CNET-Test) der iPhone-XS-Kamera mit dem Pixel 3 zeigt, wo Smart HDR erfolgreich ist und wo es bei schlechten Lichtverhältnissen immer noch nicht so gut ist wie das, was das Pixel 3 leisten kann.

Der eigentliche Unterschied besteht darin, dass das iPhone XR nicht über das hintere Teleobjektiv der XS-Reihe verfügt. Das hat Auswirkungen auf Fotos auf zwei Arten: es gibt keinen 2-fach optischen Zoom oder zusätzliche Digitalzoomstufen und es stehen keine Telefoto-verstärkten Portraitfotos zur Verfügung. Das iPhone XR kann zwar auch Portraitfotos machen, aber die Ergebnisse sind anders als mit den XS-Modellen.

Das Fehlen des 2-fach optischem Zooms störte mich mehr als ich dachte. Für Nahaufnahmen nutze ich diesen doch häufiger. Und es macht auch einen Unterschied, wenn es darum geht, weit entfernte Objekte heranzuzoomen. Das Foto mit 5-fachem Zoom auf das Flatiron-Gebäude sieht mit dem XS viel klarer aus als mit dem rein digitalen Zoom des XR.

Das heißt aber nicht, dass der Portraitmodus beim XR komplett fehlt. Apple liefert einen Software-basierten Portraitmodus mit einem einzigen Objektiv, ähnlich wie bei Googles Pixel 3. Die Effekte funktionieren wirklich, aber sie unterscheiden sich davon, wie das XS seine Portraits macht.

Das Motiv erscheint auf den Fotos weiter entfernt, so dass Sie näher heranrücken müssen, um ein ähnliches Portrait-Foto wie mit den XS-Modellen zu erzielen. Zum Beispiel habe ich in den obigen Aufnahmen meine Kollegin Marrian Zhou aus der gleichen Entfernung fotografiert, aber sie erscheint in der XR-Aufnahme „weiter weg“. Unten habe ich sie etwas näher mit dem iPhone XR aufgenommen, um die Brennweitendifferenz auszugleichen.

Gesichter wirken am Ende etwas verzerrter als der besser komponierte, schmeichelhaftere Teleporträtmodus der X- und XS-iPhones, obwohl Gesichter auf XR-Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen manchmal detaillierter aussehen können als die Teleaufnahmen. Insgesamt funktioniert der Bokeh-Modus mit dem iPhone XR ganz gut. Wenn man die Limitierungen kennt, lassen sich wirklich schöne Ergebnisse erzielen.

Zudem können mit dem iPhone XR Bokeh-Effekte und ein paar andere Portrait-Beleuchtungseffekte nachträglich eingestellt werden, genau wie beim iPhone X und XS. Das Bild oben zeigt, bevor und nachdem der Bokeh-Effekt hinzugefügt wurde. Man kann gut erkennenn, wo die Strähnen der Haare mit dem Hintergrund verschwimmen. Ein zukünftiges Software-Update soll eine Vorschau auf die Tiefenwirkung vor der Aufnahme ermöglichen. Das iPhone XR bietet allerdings keine Modi für Studiolicht oder Studiolicht Mono.

Außerdem sind die Portraitmodus-Effekte des iPhone XR nur bei menschlichen Portraits verfügbar. Apples KI verlangt die Anwesenheit einer Person. Wenn es eine Person nicht „sieht“, schaltet es den Portraitmodus überhaupt nicht ein. Ich habe den Portrait-Modus mit Menschen, Mannequins, Fotos, menschenähnlichen Skulpturen, Tieren und Dingen wie Obst und Blumen ausprobiert. Gelegentlich wurde der Porträtmodus der Kamera durch einen perückentragenden Schaufensterkopf oder eine Gesichtsskulptur oder ein Wandplakat mit Schauspielergesichtern ausgetrickst, sodass der Bokeh-Weichzeichnungseffekt aktiviert wurde. Ich habe es jedoch nicht geschafft, mit dem iPhone XR einen Hund mit Bokeh-Effekt zu fotografieren, während das mit dem Pixel 3 kein Problem war.

Die passende Größe

Ich mochte Apples große Plus-Modelle, aber ich habe es nie genossen, sie mit einer Hand zu halten. Die Breite tut meiner Hand weh. Sie sind nicht einhändig zu bedienen. Das war beim iPhone X dank seines rahmenloses Designs und nicht so breiten Gehäuses besser.

Das iPhone XR (6,06 Zoll) liegt größtentechnisch etwa in der Mitte zwischen iPhone XS (5,85 Zoll) und XS Max (6,46 Zoll). Und diese mittlere Größe fühlt sich für mich viel angenehmer an als das breitere XS Max. Anders als die Plus- und Max-iPhones kann ich es einhändig bedienen. Wenn Sie allerdings ein Fan von kleineren Handys sind, wird es zu groß für Sie sein, aber das XR ist kleiner als die meisten großformatigen Premium-Handys, einschließlich des Samsung Galaxy S9+ und des Google Pixel 3 XL.
Größtenvergleich: Galaxy S9+, iPhone XR und iPhone XS Max (Bild: Scott Stein CNET).

Bildschirm: iPhone XR mit LCD-Display

Auf den ersten Blick sieht der 6,06-Zoll-Bildschirm des iPhone XR bis auf die Größe fast identisch mit dem des iPhone XS aus. Er hat eine Kerbe an der Oberseite, gebogene Ecken und ein hohes Seitenverhältnis von 19,5:9. Aber wenn man die Telefone direkt miteinander vergleicht, erkennt man Unterschiede. Die Lünetten um das Display herum sind etwas größer und reduzieren damit etwas den Glanz des rahmenlosen Designs. Das Streichen und die Interaktion mit dem XR ist jedoch genauso reaktionsschnell wie auf den OLED-Varianten von iPhone X, XS und XS Max.

Auf dem Papier ist der LCD-Bildschirm des iPhone XR genauso hell wie der OLED-Bildschirm des XS, nämlich 625 Nits. Aber nicht immer wirkt es auf das Auge so lebendig. Im direkten Vergleich erscheint das Display etwas dunkler, Weiß erscheint nicht ganz so weiß und der Schwarzpegel erreicht offensichtlich nicht das Superschwarz der OLED-Displays. Wenn man direkt vergleicht, sieht man die Überlegenheit der OLED-Technik, aber im täglichen Gebrauch ist es mir kaum aufgefallen. Die Farben sehen hervorragend aus, und das Display scheint besser zu sein als das des iPhone 8.

Technisch gesehen ist das Display niedriger aufgelöst als das sogenannte Super-Retina-Display des XS. Das XS bietet eine Auflösung von 2436 mal 1125 Pixeln, was einer Pixeldichte von 458 ppi entspricht. Demgegenüber bietet das XR eine Auflösung von 1792 x 828 Pixeln, was 326 ppi ergibt – die gleiche Pixeldichte wie das iPhone 8. Mein Auge kann die fehlenden Pixel nicht erkennen. Alle Apps, die ich heruntergeladen habe, von Spielen über News-Apps bis hin zu Video- und Kamera-Apps, sahen in der neuen Displaygröße hervorragend aus.

Weitere Hinweise:

Kein HDR bedeutet, dass einige Details verlorengehen. Deutlich wird dies etwa bei Blade Runner 2049: dunklere Bereiche der Räume, oder die Falten von Harrison Fords Jacke werden längst nicht so detailliert dargestellt wie auf den teureren Geräten.

Die Lautsprecher klingen auch gut. Die doppelten Frontlautsprecher sind lauter als die von älteren iPhones und liefern einen sauberen Klang ohne Verzerrungen.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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