FBI zwingt Verdächtigen zur Entsperrung seines iPhone X per Face ID

Die US-Bundespolizei hat offenbar einen Hausdurchsuchungsbefehl benutzt, um einen Besitzer eines iPhone X dazu zu zwingen, die Gerätesperre per Face ID aufzuheben. Strafverfolgungsbehörden ist in den USA zwar erlaubt, von Verdächtigen zu verlangen, ihre Apple-Geräte per Face ID zu entsperren, wie Forbes berichtet ist es aber wohl das erste Mal, dass per Gerichtsbeschluss Behörden mithilfe einer Gesichtserkennungstechnik Zugriff auf ein mobiles Gerät erhielten.

Die fragliche Hausdurchsuchung bei einem 28-jährigen Mann fand dem Bericht zufolge bereits am 10. August statt. In dem Ermittlungsverfahren soll es um einen möglichen Fall von Kindesmissbrauch gehen. Der Verdächtige soll bereits der ersten Aufforderung, den Sperrbildschirm seines iPhone X mit der Gesichtserkennung aufzuheben, nachgekommen sein.

Laut Gerichtsbeschluss durften die Beamten „jegliche Notizen, Dokumente, Unterlagen oder Korrespondenz in jeglichem Format oder Medium“ durchsuchen. Dazu zählten Briefe, E-Mails, Chats, elektronische Nachrichten und andere digitale Dateien. Fündig wurden die Beamten demnach in der Chat-App KiK Messenger. Der Verdächtige soll mit einem verdeckten Ermittler des FBI kommuniziert haben, der sich als Vater ausgab und Interesse an sexuellen Handlungen mit Minderjährigen bekundete. Der 28-Jährige wurde schließlich wegen des Besitzes von Kinderpornografie angeklagt.

Laut Forbes vorliegenden Gerichtsunterlagen hatten die Ermittler trotz Entsperrung per Face ID jedoch nur eingeschränkt Zugriff auf das iPhone des Verdächtigen. Die Beamten sollen, da sie das Kennwort des Geräts nicht kannten, nur in der Lage gewesen sein, bestimmte Informationen per Foto zu sichern. Details zur Nutzung bestimmter Apps oder Untersuchungen zu gelöschten Dateien blieben ihnen verwehrt. Allerdings sollen das zuständige Columbus Police Department und auch die Niederlassung des FBI in Ohio über „technische Geräte verfügen, die forensische Analysen von einem gesperrten iPhone ohne Passwort erlauben“.

Aus den Unterlagen geht nicht hervor, ob es sich dabei um Produkte der Anbieter Cellebrite und Grayshift handelt, die Behörden bei der Entsperrung von mobilen Geräten unterstützen. Ein Anwalt des Beschuldigten erklärte indes gegenüber Forbes, bei den Ermittlungen seien Tools von Cellebrite zum Einsatz gekommen, bisher jedoch ohne Erfolg. Zudem kritisierte er, dass das FBI für Hausdurchsuchungsbefehle vage formulierte Textbausteine benutze, um iPhones per Gesichtserkennung zu entsperren.

Verdächtige können in den USA auch gezwungen werden, per Fingerabdruck ihre mobilen Geräte zu entsperren. In Einzelfällen wurden auch bereits die Fingerabdrücke von Verstorbenen verwendet. Ihre Kennwörter müssen Verdächtige indes nicht offenlegen, was unter Umständen die Zugriffe auf mobile Geräte einschränkt. Laut FBI soll zudem die heute gebräuchliche Verschlüsselung von Smartphones in Tausenden Fällen Ermittlungen behindern. Belege für diese Behauptung blieben die Ermittler bisher schuldig.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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