Cambridge Analytica: Datenskandal betrifft bis zu 87 Millionen Nutzer

Facebook geht davon aus, dass der Skandal um die Big-Data-Firma Cambridge Analytica mehr Nutzer betrifft als bisher angenommen. Nach Angaben des Social Network wurden Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern unerlaubt an Cambridge Analytica weitergegeben. Bisher war stets von 50 Millionen Betroffenen die Rede.

Das britische Unternehmen bestritt indes die von Facebook genannte Zahl. Tatsächlich habe es lediglich Daten von 30 Millionen Menschen von Global Science Research, dem Unternehmen von Aleksandr Kogan, erhalten.

Unklar ist, wie Facebook auf die Zahl von 87 Millionen Betroffenen kommt. Einem Blogeintrag von CTO Mike Schroepfer zufolge handelt es sich um einen möglichen Höchstwert, der direkt betroffene Nutzer und Daten von deren Freunden beinhaltet. Die Zahl von Cambridge Analytica wollte Facebook auf Nachfrage von CNET USA nicht kommentieren. Warum Cambridge Analytica erst jetzt eigene Angaben zum Umfang des Datenmissbrauchs macht und den bisher unterstellten 50 Millionen Betroffenen nicht widersprach, ist ebenfalls nicht bekannt.

Kogan hatte 2013 als Forscher der Cambridge University eine App mit einem Persönlichkeits-Quiz für die Facebook-Plattform entwickelt. Sie wurde von rund 300.000 Nutzern installiert, die aber nicht nur ihre eigenen Daten, sondern auch einige Daten von Freunden mit der App teilten – was den zu dem Zeitpunkt üblichen Datenschutzeinstellungen entsprach. Als Folge hatte Kogan trotz der geringen Zahl von Downloads Zugriff auf Daten von mehreren zehn Millionen Facebook-Nutzern.

2014 schränkte Facebook diesen ungehinderten Datenzugriff deutlich ein. Unter anderem erhielten Apps wie die von Kogan die Daten von Facebook-Freunden nur noch mit deren Zustimmung. 2015 schließlich erfuhr Facebook von Journalisten des Guardian, dass Kogan die Daten seiner App an Cambridge Analytica weitergegeben hatte, was auch schon zu dem Zeitpunkt gegen die Richtlinien verstieß. Cambridge Analytica bestätigte daraufhin die von Facebook geforderte Vernichtung der Daten, was das Unternehmen jedoch nie kontrollierte.

Ab 9. April will Facebook nun die Nutzer informieren, deren Daten von Cambridge Analytica benutzt wurden. Darüber hinaus soll in Kürze bei jedem Mitglied des Sozialen Netzwerks im News Feed ein Link erscheinen, mit dem sie ihre Apps verwalten und sehen können, welche Daten sie darüber preisgeben.

Darüber hinaus kündigte Facebook Änderungen für seine Nutzungsbedingungen und die Datenschutzrichtlinie an. Unter anderem will das Unternehmen künftig alle Apps prüfen und genehmigen, die Daten wie Likes, Fotos, Beiträge, Events oder Gruppen abfragen. Zudem sollen Entwickler grundsätzlich nicht mehr in der Lage sein, Informationen wie politische Ansichten, Beziehungsstatus, Bildung oder Arbeitgeber abzurufen.

Außerdem soll es nicht mehr möglich sein, Nutzer anhand ihrer Telefonnummer oder ihrer E-Mail-Adresse zu finden. Damit sollen vor allem Zugriffe von Unbefugten auf öffentliche Profile eingeschränkt werden. „Insgesamt glauben wir, dass diese Änderungen die Informationen der Nutzer besser schützen werden, während Entwickler weiter in der Lage sind, nützliche Erfahrungen anzubieten“, erklärte Schroepfer. „Wir wissen, dass wir noch mehr Arbeit vor uns haben.“

Tipp: Sind Sie ein Facebook-Experte? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Whitepaper

CAD-Daten optimal verwalten: ECM-Lösungen vereinfachen Planmanagement

Wie ECM-Systeme CAD-Prozesse verbessern können, was eine gute ECM-Lösung beim Planmanagement auszeichnet und warum sich nscale CAD als spezialisierte Lösung für das Planmanagement anbietet, erklärt dieses Whitepaper.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Samsungs neuer LPDDR5X-DRAM erreicht 10,7 Gbit/s

Die neuen Chips bieten bis zu 25 Prozent mehr Leistung. Samsung steigert auch die Energieeffizienz…

4 Stunden ago

Cisco warnt vor massenhaften Brute-Force-Angriffen auf VPNs

Betroffen sind Lösungen von Cisco, Fortinet, SonicWall und anderen Anbietern. Die Hacker nehmen Konten mit…

4 Stunden ago

Cybersicherheit in KMUs: Es herrscht oft Aufholbedarf

Immer häufiger müssen sich Betriebe gegen Online-Gefahren wehren. Vor allem in KMUs werden oft noch…

11 Stunden ago

Chrome 124 schließt 23 Sicherheitslücken

Darunter ist ein weiterer Sandbox-Escape. Angreifer können unter Umständen aus der Ferne Schadcode einschleusen und…

14 Stunden ago

Plus 8 Prozent: Gartner hebt Prognose für IT-Ausgaben an

Sie steigt auf 8 Prozent Wachstum in diesem Jahr. Der Bereich IT-Services wächst in diesem…

1 Tag ago

Hacker verbreiten neue Windows-Backdoor per Word-Add-in

Die Hintermänner stammen mutmaßlich aus Russland und haben staatliche Unterstützung. Die Backdoor Kapeka wird seit…

1 Tag ago