Passwort-Manager Keeper verliert Sicherheitszertifikat

Der Sicherheitsforscher Chris Vickery hat erneut einen ungesicherten Amazon-S3-Storage-Server gefunden. Er gehört dem in Chicago (Illinois) ansässigen Entwickler des Passwort-Managers Keeper. Dort speicherte das Unternehmen offenbar neben den Installationsdateien seiner Software für verschiedene Plattformen auch ein für die Code-Signierung benutztes Sicherheitszertifikat.

Der Server war nicht durch ein Passwort gesichert. Jeder, der auf den Server Zugriff hatte, hatte Vickery zufolge auch die vollständige Kontrolle über die dort gespeicherten Inhalte. Unbefugte seien in der Lage gewesen, Dateien zu lesen, zu löschen oder zu schreiben.

Unter anderem fand der Forscher verschiedene ältere Versionen von Keeper für Windows, Mac OS X, Android und iOS. Das Zertifikat zur Code-Signierung war von Apple ausgestellt auf ein Unternehmen namens Callpod, das von Keeper-CEO Darren Guccione gegründet wurde.

Welches Risiko für Kunden von Keeper bestand, ist nur schwer einzuschätzen. Unklar ist unter anderem, ob die Keeper-Website zu irgendeinem Zeitpunkt direkt auf die auf dem Server gespeicherten Dateien verlinkte, sprich sie von dort aus an Nutzer verteilt wurden. Zumindest theoretisch wäre ein Hacker jedoch in der Lage gewesen, die Installationsdateien auf dem Server mit Schadcode zu verseuchen und im Fall der iOS-App sogar mit dem vorliegenden Zertifikat zu signieren.

ZDNet USA und Vickery informierten Keeper am Freitag über den frei zugänglichen Server, der innerhalb einer Stunde gesichert wurde. In einer ersten Stellungnahme bestritt Keeper-Manager Aaron Gessner jedoch jegliche Gefahr für Nutzer des Passwort-Managers. Zudem widersprach er den Aussagen Vickerys, wonach der Server öffentlich zugänglich war oder private Sicherheitszertifikate enthielt. Per E-Mail teilte Gessner später mit, die Untersuchung dauere noch an und man werde weitere Fragen erst nach deren Abschluss beantworten.

Erst kürzlich hatte Ars Technica eine Sicherheitslücke im der Browsererweiterung von Keeper öffentlich gemacht. Das Unternehmen bestätigte die Anfälligkeit zwar, verklagte aber trotzdem den Autor des Artikels Dan Goodin wegen Verleumdung. Er soll „falsche und missverständliche Angaben über die Keeper-Anwendung“ gemacht haben, die einen „16 Monate alten Bug nahelegen, der Websites den Diebstahl von Passwörtern erlaubte“.

Die Sicherheits-Community kritisierte das Vorgehen von Keeper. Namhafte Forscher argumentierten, dass derartige Klagen möglicherweise künftige Forschung und deren Offenlegung einschränke. Goodin beantragte zudem eine Abweisung der Klage. Keeper betonte in einem weiteren Schriftsatz in der vergangenen Woche, dass es an seinen Vorwürfen festhalte.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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