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Firefox: Mozilla verärgert Nutzer mit Werbe-Add-On

Mozilla hat mit einer Marketing-Aktion, die eigentlich das Bewusstsein für Sicherheit und Datenschutz verbessern sollte, zahlreiche Nutzer seines Browsers Firefox verärgert. Sie stellten seit Mitte vergangener Woche fest, dass ohne ihre Zustimmung eine Browsererweiterung installiert wurde, die zudem keine Informationen über ihre Herkunft oder Funktion lieferte – „Meine Realität ist anders als deine“ lautete kurz und knapp die Beschreibung der Erweiterung, die eigentlich für das Online-Spiel zur Fernsehserie Mr. Robot werben sollte.

Die Looking Glas genannte Erweiterung entstand laut Mozilla in Zusammenarbeit mit den Machern des Computerspiels Mr. Robot, um Nutzern zu helfen, in das „Mr. Robot Universum“ einzutauchen, schreibt Mozilla auf seiner Website. Die Fernsehserie behandele die Themen Datenschutz und Sicherheit, die auch zu den zehn Grundprinzipien von Mozilla gehörten. „Je mehr die Menschen über die Informationen wissen, die sie online preisgeben, je besser können sie ihre Privatsphäre schützen.“

Einige Betroffene empfanden die heimliche Installation der Erweiterung jedoch als Eingriff in ihre Privatsphäre und machten ihrem Ärger beispielsweise auf Reddit Luft. Dort schrieb ein Nutzer: „Ich habe keine Ahnung, was das ist, oder wo es hergekommen ist. Ich bin ein wenig ausgetickt und habe es sofort deinstalliert.“

Mozilla stellte aufgrund der Beschwerden die Aktion inzwischen ein. „Es genügt zu sagen, dass wir in den vergangenen 24 Stunden sehr viel gelernt haben. Obwohl wir stets die besten Absichten haben, funktioniert nicht alles so, wie wir es uns wünschen“, erklärte Jascha Kaykas-Wolff, Chief Marketing Officer bei Mozilla. Man habe nur wenige Stunden nach Erhalt der ersten Rückmeldung Looking Glass nicht mehr automatisch verteilt und die Erweiterung stattdessen im Add-on-Store veröffentlicht.

Der Vorfall zeigt, wie viel Kontrolle Softwareanbieter unter Umständen über die Produkte haben, die auf den Systemen ihrer Nutzer installiert sind. Das gilt auch für Unternehmen, denen eigentlich aufgrund ihres Engagements für ein offenes und unabhängiges Internet eine Vorbildfunktion unterstellt wird. Der Sicherheitsforscher und Datenschutzexperte Bruce Schneier kommentierte demzufolge: „Das hätten sie besser wissen müssen.“

Schneier verglich die Werbeaktion mit der umstrittenen automatischen Verteilung des U2-Albums Songs of Innocence an Besitzer von iOS-Geräten im Jahr 2014 sowie an die Löschung von Kopien des Buchs 1984 von George Orwell durch Amazon von den Kindle-Geräten seiner Kunden im Jahr 2009. „Diese Firmen haben die Kontrolle und nicht Sie“, ergänzte Schneier. „Sie können stets entgegen Ihrer Interessen handeln.“

Nutzer, die prüfen wollen, ob sie die Erweiterung erhalten haben, können über die Einstellungen von Firefox oder durch Eingabe von „about:addons“ in die Adressleiste das Add-on-Menü aufrufen. Sollte Looking Glass dort aufgeführt sein, reicht ein Klick auf „Entfernen“, um die Erweiterung zu löschen.

Die Aktion könnte Mozilla einige der Nutzer kosten, die das Unternehmen durch das jüngste Update auf Firefox 57 (Quantum) wieder dazu gewonnen hatte. „Ich bin vor rund einem Monat zurück zu Mozilla gewechselt, als Quantum herausgekommen ist, aber das ist jetzt nur frustrierend“, lautete der Kommentar eines anderen Nutzers auf Reddit. Ein weiterer fragte: „Wollt Ihr, dass ich zurück zu Chrome wechsele?“.

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[mit Material von Stephen Shankland, News.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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