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Yahoo und Mozilla streiten über voreingestellte Suche in Firefox

Zwischen Mozilla und Yahoo ist ein Streit über den in Firefox voreingestellten Suchanbieter entbrannt. Der seit 2016 zu Verizon gehörende Internetkonzern wirft dem Browserentwickler vor, mit dem Wechsel von Yahoo zu Google vor rund vier Wochen eine bestehende Vereinbarung zu verletzen. Beide Unternehmen haben inzwischen Klagen bei US-Gerichten eingereicht.

2014 hatten Mozilla und Yahoo vereinbart, in den USA ab Werk Yahoo als Suchanbieter in Firefox einzustellen. Google musste sich seitdem mit „dem Rest“ der Welt begnügen, mit Ausnahme von China und Russland, wo Mozilla auf lokale Anbieter setzt. Mitte November mit der Veröffentlichung von Firefox 57 Quantum kündigte Mozilla an, seinen Browser in den USA ab sofort wieder mit Google als voreingestellte Suchmaschine auszuliefern.

Yahoo unterstellt nun, dass die Beendigung der Suchpartnerschaft dem Ruf des Unternehmens und seiner Wettbewerbsfähigkeit schadet. Auslöser dafür sei jedoch ein wesentlicher Verstoß gegen das Suchabkommen, wie es in der Klageschrift von Yahoo heißt, die Mozilla nun öffentlich machte (PDF). Allerdings sind große Teile des Texts geschwärzt, sodass nicht zu erkennen ist, gegen welche Klauseln des Vertrags Mozilla verstoßen soll.

Aus den Gerichtsunterlagen geht jedoch hervor, dass die Kündigung des Vertrags durch Mozilla schriftlich mit Datum 10. November erfolgte, und zwar fristlos. Üblicherweise sehen Verträge eine fristlose Kündigung nur bei erheblichen Pflichtverletzungen einer Partei vor – oder im Fall einer Änderung wesentlicher Vertragsbedingungen. Yahoo betonte in seinem Schriftsatz zumindest, es habe alle Bedingungen des Vertrags erfüllt.

Mozilla schreibt in seiner Gegenklage (PDF), es habe lediglich das vertraglich vereinbarte Recht zur sofortigen Beendigung des Vertrags genutzt. Nach Bekanntwerden der Akquisition durch Verizon habe Mozilla mehrere Monate lang versucht, Zusagen von Yahoo und den neuen Eigentümern in Bezug auf die Qualität der Suchergebnisse und des Nutzererlebnisses zu erhalten.

„Als klar wurde, dass die künftige Nutzung von Yahoo als voreingestellte Suchmaschine negative Folgen auf die oben genannten Punkte haben wird, haben wir unser vertragliches Recht zur Beendigung der Vereinbarung genutzt und ein Abkommen mit einem anderen Anbieter unterzeichnet.“

Zudem fordert Mozilla von Yahoo Zahlungen in nicht genannter Höhe aus dem Suchabkommen von 2014. Man sei mit dem Wechsel zu Yahoo ein Risiko eingegangen. Yahoo habe zudem versichert, es werde erhebliche Mittel in seine Suchmaschine investieren, was nie passiert sei. „Mozillas Umsätze von Yahoo erfüllten niemals die Erwartungen“, ergänzte Mozilla.

Darüber hinaus soll Mozilla als Reaktion auf seine Beschwerden über die Yahoo-Suche von Verizon den „Rat“ erhalten haben, sich einen anderen Suchanbieter zu suchen. „Mozilla ergreift diese Maßnahme, um Zugang zu den finanziellen Mitteln zu erhalten, die es benötigt, um das neue große Upgrade von Mozilla Firefox zu entwickeln und die Arbeit zu finanzieren, die während der aktuellen politischen Entwicklung gebraucht wird, damit das Internet eine weltweit öffentliche Ressource bleibt, offen und zugänglich für alle.“

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[mit Material von Chris Duckett, ZDNet.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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