München wechselt von Linux auf Windows 10

Die Rathaus-Koalition von SPD und CSU will flächendeckend alle Linux-Clients und auch ältere Windows-Clients ersetzen. Die Migration soll ab 2020 erfolgen und zwei Jahre dauern. Aus Kostengründen noch nicht sicher ist der ebenfalls geplante Umstieg auf Microsoft Office als Bürosoftware.

Ein Ausschuss des Münchner Stadtrats hat sich für den Umstieg von Linux auf Windows 10 entschieden. Demnach soll stadtweit ein einheitlicher Client auf Windows-10-Basis zum Einsatz kommen. Mit einer großflächigen Umstellung sollen sowohl ältere Windows-Clients als auch Linux-Clients ersetzt werden, die in München mit dem Open-Source-Projekt LiMux eingeführt wurden. Derzeit betreibt die IT der Landeshauptstadt München rund 18.500 LiMux-Basis-Clients sowie rund 10.700 Windows-Standard-Clients.

LiMux-Projekt (Bild: Stadt München)

Vertreter von CSU und SPD im Verwaltungs- und Personalausschluss folgten einer 167-seitigen Beschlussvorlage (PDF) mit Empfehlungen, die auf einem letztjährigen Gutachten der Beratungsfirma Accenture basieren. Die Oppositionsparteien Grüne, Linke und FDP kritisierten den Plan als „Rolle rückwärts“, da kurzsichtig und mit hohen Kosten verbunden. Für den Wechsel zu Microsofts Betriebssystem sei mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag zu rechnen. Vom Rathaus noch nicht offengelegt wurden die voraussichtlichen Kosten der Neustrukturierung – erst in einer kommenden Vollversammlung soll es einige grundlegende Zahlen geben.

Schon im Februar dieses Jahres wurde das Aus für LiMux eingeleitet, als die Vollversammlung des Stadtrats einen mehrheitlichen Beschluss zur Prüfung der geplanten Neustrukturierung der städtischen IT fasste. 2003 hatte München als erste deutsche Großstadt eine Umstellung von Windows auf Linux vorgenommen. 2014 prüfte die Stadt bereits wieder eine Rückkehr zu Microsoft – mit der Begründung, dass die Nutzer mit der Bedienung unzufrieden seien. Damals stand der Stadtrat jedoch noch hinter dem Vorzeigeprojekt LiMux und lehnte die Rückkehr zu Windows und Office ab. Begünstigt wurde die spätere Entscheidung gegen LiMux schließlich durch den Umzug von Microsoft aus dem Umland in die Stadt München im September 2016 – in Schwabing errichtete der Softwarekonzern seine neue Deutschland-Zentrale.

Der einheitliche Windows-Client soll bis spätestens Ende 2020 verfügbar sein und an die Referate und Eigenbetriebe der Stadt ausgerollt werden, verbunden mit den benötigten Fachanwendungen. Mindestens zwei Jahre kalkulieren die Planer für erforderliche Anpassungen und die Umstellung der LiMux-Arbeitsplätze ein, sodass die Migration frühestens 2022 abzuschließen ist.

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Ein Umstieg von der Open-Source-Lösung LibreOffice auf Microsoft Office ist ebenfalls in der Planung, aber aufgrund hoher Kostenschätzungen noch nicht sicher. Problematisch soll dabei auch die kostspielige Anpassung von etwa 12.000 Formularen sein, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer soll nun beauftragt werden, die Kosten für den Umstieg auf Microsoft Office als Bürosoftware zu schätzen – um einen Beschluss des Stadtrats bis Ende 2018 zu ermöglichen.

Themenseiten: Linux, Microsoft, Office, Open Source, Politik, Windows

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Neueste Kommentare 

6 Kommentare zu München wechselt von Linux auf Windows 10

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  • Am 10. November 2017 um 8:04 von gis

    Die Entscheidung für Win 10 hat nichts mit der angeblich besseren Bedienbarkeit ggü. Linux zu tun, sondern ausschließlich mit dem Umzug von MS in die Stadt München. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

  • Am 10. November 2017 um 13:03 von Wilobbyndows

    Die angeblichen Probleme mit Limux basieren nicht auf Betriebssystem und Open-Source-Software, sondern auf der menschengemachten Organisation und Verwaltung, besonders in den „oberen Etagen“. Alles was in der Limux-Zeit nicht funktioniert hat, wurde auf Limux geschoben, auch dann, wenn es mit Limux überhaupt nichts zu tun hatte. Das ist willkürliche Meinungs-Mache und Lobbyismus in Reinform, zu Lasten des Steuerzahlers.

  • Am 10. November 2017 um 14:26 von K. Ommentar

    „Witz10“, wenn es nicht so traurig wäre…

  • Am 10. November 2017 um 15:20 von C

    Damals in 2003 war die Entscheidung falsch, von NT auf Linux zu gehen.
    Heute, 2017, (nachdem Linux nun vorhanden ist) ist es falsch, von Linux weg zu migrieren.

    Die Politik verbrennt in München massiv Steuer-Gelder.
    Münchner: wie lange wollt Ihr das noch zulassen?

  • Am 13. November 2017 um 8:43 von Friedrich Meissner

    Mal sehen, was das BSI dazu sagt. Microsoft wird da bezüglich Telemetrie noch einiges nachbessern müssen, bevor Windows 10 überhaupt in Behörden eingesetzt werden kann. Für China haben sie das ja bereits gemacht. Ich denke, es ist nicht im Sinne der Bürger, wenn Behörden Daten direkt nach Redmond telemetrieren. Früher mussten sich die Geheimdienste wenigstens noch anstrengen, um andere Nationen ausspionieren zu können.

    • Am 13. November 2017 um 14:52 von Klaus der Resignierte

      So ändern sich die Zeiten. Heute ist das Betriebssystem die Spyware.

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