Categories: RechtRegulierung

EU verklagt Irland wegen Apples offener Steuerrückzahlung

Die Europäische Kommission beharrt darauf, dass Irland von Apple Steuervergünstigungen in Höhe von 13 Milliarden Dollar zurückfordert. Da sich das Land jedoch seit mehr als einem Jahr weigert, das Geld einzutreiben, hat die Kommission nun Klage beim Gerichtshof der Europäischen Union eingereicht.

Mit Beschluss vom 30. August 2016 hatte die EU-Kommission festgestellt, dass die Apple gewährten Steuervorteile als unrechtmäßige staatliche Beihilfen einzustufen sind. Apple habe wesentlich weniger Steuern bezahlen müssen als andere Unternehmen, was ein Wettbewerbsvorteil für den iPhone-Hersteller sei. Die in den EU-Beihilfevorschriften vorgesehene Rückzahlung unrechtmäßiger Beihilfen habe das Ziel, die geschaffene „Wettbewerbsverfälschung zu beseitigen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kommission.

„Irland muss bis zu 13 Milliarden Euro an unrechtmäßigen staatlichen Beihilfen von Apple zurückfordern. Mehr als ein Jahr nach Annahme dieses Kommissionsbeschlusses hat Irland die Mittel nicht einmal teilweise zurückgefordert“, kritisierte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. „Wir verstehen natürlich, dass die Rückforderung in bestimmten Fällen komplexer sein kann als in anderen, und wir sind stets zur Unterstützung bereit. Die Mitgliedstaaten müssen aber ausreichende Fortschritte in Richtung auf die Wiederherstellung des Wettbewerbs erzielen. Deshalb haben wir heute beschlossen, Irland wegen Nichtumsetzung unseres Beschlusses an den Gerichtshof zu verweisen.“

Eigentlich hätte Irland den Beschluss der EU innerhalb von vier Monaten umsetzen müssen, also bis einschließlich 3. Januar 2017. Die Rückzahlung soll generell so schnell wie möglich erfolgen, da das unrechtmäßig unterstützte Unternehmen bis zur Rückzahlung die Vorteile der Beihilfe weiterhin genießt.

Auch nach mehr als einem Jahr habe Irland noch keinen Zeitplan für die Nachforderung vorgelegt, ergänzte die Kommission. Auch die Berechnung der genauen Höhe des unrechtmäßigen Steuervorteils sei noch nicht abgeschlossen. Diese Arbeiten wolle Irland nach eigenen Angaben frühestens im März 2018 fertigstellen.

Die EU-Kommission betont zudem, dass die von Irland vor dem Gerichtshof der Europäischen Union eingelegten Rechtsmittel gegen den Rückzahlungsbeschluss keine aufschiebende Wirkung haben. Das Land müsse die Beihilfen trotzdem zurückfordern. Es sei lediglich möglich, den Betrag bis zum Abschluss des EU-Gerichtsverfahrens auf einem Treuhandkonto zu deponieren.

Die Klage erfolgt auf Grundlage des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union. Allerdings häuften sich zuletzt die Fälle, in denen Mitgliedstaaten Urteile des Gerichtshofs nicht umgesetzt haben. Sollte Irland diesem Beispiel folgen, kann die EU-Kommission beim Gerichtshof die Verhängung von Geldbußen beantragen.

Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Whitepaper

SAP S/4HANA trifft ECM: Was Sie für eine erfolgreiche Migrationsstrategie beachten sollten

Ceyoniq beleutet in diesem Whitepaper anhand von sechs Thesen die wichtigsten Aspekte zum Thema und gibt Tipps für eine erfolgreiche Migrationsstrategie.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

EU-Datenschützer kritisieren Facebooks „Zustimmung oder Bezahlung“-Modell

Ohne eine kostenlose Alternative, die ohne Zustimmung zur Verarbeitung personenbezogener Daten zu Werbezwecken auskommt, ist…

24 Stunden ago

Europol meldet Zerschlagung der Phishing-as-a-Service-Plattform LabHost

LabHost gilt als einer der größten Phishing-Dienstleister weltweit. Die Ermittler verhaften 37 Verdächtige, darunter der…

1 Tag ago

DE-CIX Frankfurt bricht Schallmauer von 17 Terabit Datendurchsatz pro Sekunde

Neuer Datendurchsatz-Rekord an Europas größtem Internetknoten parallel zum Champions-League-Viertelfinale.

2 Tagen ago

Samsungs neuer LPDDR5X-DRAM erreicht 10,7 Gbit/s

Die neuen Chips bieten bis zu 25 Prozent mehr Leistung. Samsung steigert auch die Energieeffizienz…

2 Tagen ago

Cisco warnt vor massenhaften Brute-Force-Angriffen auf VPNs

Betroffen sind Lösungen von Cisco, Fortinet, SonicWall und anderen Anbietern. Die Hacker nehmen Konten mit…

2 Tagen ago

Cybersicherheit in KMUs: Es herrscht oft Aufholbedarf

Immer häufiger müssen sich Betriebe gegen Online-Gefahren wehren. Vor allem in KMUs werden oft noch…

2 Tagen ago