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Benchmarktest: Firefox 55 und die gestiegene Performance

Firefox-Entwickler Dietrich Ayala spricht in seinem Blog über eine gestiegene Performance von Firefox 55. Die Leistungsverbesserungen sind Teil der im Oktober 2016 angekündigten neuen Browser-Engine für Firefox, genannt Project Quantum. Ein Unterprojekt namens Quantum Flow soll indes konkret die Performance erhöhen und den Speicherverbrauch senken.

Um die Leistungsfortschritte zu demonstrieren hat Ayala verschiedene Versionen des Browsers mit einem Profil mit 1691 geöffneten Tabs gestartet. Anschließend erfasste er die Zeit, die der Browser zum Start benötigte, sowie den verbrauchten Arbeitsspeicher.

Während Firefox 20 das Profil in weniger als zwei Minuten lud, benötigte Firefox 40 schon mehr als vier Minuten. Den schlechtesten Wert erbrachte Firefox 51 mit fast 8 Minuten. Firefox 52, das die Grundlage für das aktuelle Extended Support Release ist, bewältigte die Aufgabe bereits in gut fünf Minuten – mit einer weiteren Verbesserung bis hin zur aktuellen Version 54, die dem Test zufolge eine ähnliche Performance bietet wie Firefox 40. Mit Vorabversionen von Firefox 55 und 56 verkürzte sich die Ladezeit der fast 1700 Tabs jedoch auf rund 15 Sekunden.

Firefox 55: Speicherverbrauch sinkt

Eine ähnliche Entwicklung zeigt auch der Speicherverbrauch. Während Firefox 20 mit 1691 geöffneten Tabs bei dem Test ein Gigabyte RAM belegte, waren es bei Firefox 52 mehr als das Doppelte. Firefox 55 und 56 begnügten sich jedoch mit weniger als 500 MByte RAM.

Seine Tests führte der Entwickler nach eigenen Angaben bei deaktivierter Netzwerkverbindung durch. Als Startzeit wertete er die Zeit, bis der Browser nach dem Laden des Profils weitere Eingaben annahm – was in der Regel der Moment war, in dem der Browser im aktiven Tab die Meldung „Server nicht gefunden“ ausgab.

Benchmarks zeigen noch keine Fortschritte

So weit, so gut. Leider zeigen sich die Fortschritte noch nicht in anderen Testverfahren. Jedenfalls nicht in neueren Tests wie dem Speedometer. Der aus der Webkit-Entwicklung hervorgegangene Browsertest wird auch von Google geschätzt. Laut Google-Entwickler Benedikt Meurer bildet Speedometer die Realität deutlich besser ab als etwa der eigene Benchmark Octane. Diesen hat Google inzwischen sogar eingestellt. Dessen Fokus auf das Ausführen von JavaScript-Code sei nicht mehr zeitgemäß. Während Octane den Schwerpunkt mit 70 Prozent bei der Ausführung von JavaScript-Code legt, betrage dieser Anteil bei Standard-Webseiten im Durchschnitt weniger als 30 Prozent. Einen großen Anteil bei der Verarbeitung nehmen laut Meurer Parsing und Compiling ein – zwei Techniken, die in Octane unterrepräsentiert sind.

Doch die Leistungsfähigkeit beim Ausführen von JavaScript ist nach wie vor relevant. Nur orientieren sich die bisherigen Tests an alten Standards. Neueren Entwicklungen will der ARES-6-Test Rechnung tragen.

Speedometer & ARES: Firefox deutlich langsamer als Chrome

In beiden Tests zeigt sich das alte Bild: Firefox unterliegt im Speedometer als auch im ARES-6-Test Google Chrome. Und zwar nicht knapp, sondern erheblich.

Während ARES-6 seine Tests absolviert, kommt es unter Firefox sogar zu einer Warnmeldung mit der Frage, was mit der Webseite passieren soll: anhalten oder warten. Insgesamt erreicht Firefox mit dem ARES-6-Benchmark ein Ergebnis von 170,69 ms. Google Chrome geht mit 55,87 ms durchs Ziel.

Auch im Speedometer-Test unterliegt Firefox 55. Mit knapp 85 Durchläufen pro Minute erzielt Google Chrome ein mehr als doppelt so gutes Ergebnise wie der Mozilla-Browser, der nur auf 40,4 kommt.

Im 2016 vorgestellten Benchmark MotionMark, der die Grafikperformance misst, zieht Firefox 55 gegenüber Google Chrome ebenfalls klar den Kürzeren. Das Ergebnis spiegelt die Komplexität einer grafischen Animation wieder, die die Browser noch mit einer Performance von 60 Bilder pro Sekunde ermöglicht. Je höher dieser Wert, desto leistungsfähiger der Browser. Firefox 55 erreicht beim MotionMark einen Wert von gut 120, während Google Chrome auf knapp 205 kommt.

Fazit

Die Benchmarktests zeigen die Gründe für die sinkende Marktverbreitung des Mozilla-Browsers. Er ist im Vergleich zu Google Chrome viel zu langsam. Erfreulich ist, dass Mozilla diesen Zusammenhang auch erkannt hat und mit einer neuen Zielrichtung an der Weiterentwicklung des einst in Europa beliebtesten Browser arbeitet. Die verbesserte Startgeschwindigkeit beim Öffnen von Tabs und der niedrigere Speicherverbrauch zeigen in Form von Firefox 55 erste Erfolge. Doch wie die anderen Benchmarks auch zeigen, hat Mozilla noch viel zu tun.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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