Notfallpatch für Windows: Microsoft schließt weitere NSA-Sicherheitslücken

Microsoft hat im Rahmen des Juni-Patchdays drei Schwachstellen in Windows beseitigt, die aus dem Fundus des US-Auslandsgeheimdiensts National Security Agency (NSA) stammen. Ursprünglich wollte das Unternehmen keine Fixes für die drei Lücken bereitstellen, da sie in erster Linie nicht mehr unterstützte Betriebssystemversionen wie Windows XP und Windows Server 2003 betreffen. Nun warnt Microsoft jedoch vor einem „erhöhten Risiko zerstörerischer Cyberattacken„.

Die drei Anfälligkeiten werden in durchgesickerten NSA-Dokumenten „Englishmandentist“, „Esteemaudit“ und „Explodingcan“ genannt. Letztere wurde parallel von einem unabhängigen Sicherheitsforscher entdeckt. Die Dokumente wiederum wurden von Hackern erbeutet und später von einer Gruppe namens Shadow Brokers öffentlich gemacht. Eine der darin beschriebenen Sicherheitslücken wurde im Mai von der Ransomware WannaCry benutzt.

„Diese Anfälligkeiten sind sehr schwerwiegend und immer noch weit verbreitet, obwohl die betroffenen Systeme schon seit einiger Zeit nicht mehr unterstützt werden“, kommentierte Sean Dillon, leitender Analyst des Sicherheitsanbieters RiskSense. Es seien wahrscheinlich „Hundertausende, möglicherweise sogar Millionen“ Systeme angreifbar, was eine „unmittelbare“ Bedrohung darstelle.

Die größte Bedrohung sei jedoch nicht Ransomware, sondern Malware wie Keylogger oder Banking-Spyware. Auch das Ausspähen von vertraulichen Informationen oder geistigem Eigentum sei denkbar, falls es einem Angreifer gelinge, mithilfe der Schwachstellen in ein internes Netzwerk einzudringen und Hintertüren zu installieren. Trotzdem sollten Organisationen die jetzt bereitgestellten Patches nur als Übergangslösung ansehen und die Umstellung veralteter Systeme auf unterstützte OS-Versionen fortsetzen.

In einem Blogeintrag nimmt Microsoft allerdings keinen direkten Bezug auf die NSA-Exploits. Stattdessen spricht das Unternehmen nur von „Aktivitäten“ eines Nationalstaats. „Unsere Sicherheitsteams überwachen aktiv neue Bedrohungen. Wir haben uns verpflichtet, sicherzustellen, dass unsere Kunden vor diesen möglichen Angriffen geschützt sind und empfehlen denen auf älteren Plattformen wie Windows XP, die Patches so schnell wie möglich herunterzuladen und anzuwenden.“

Einem Security Bulletin zufolge stehen die Patches für Windows 7, Server 2008 und 2008 R2, Windows 8.1 und 8.1 RT, Server 2012 und 2012 R2, Windows 10 und Server 2016 zur Verfügung. Darüber hinaus verteilt Microsoft sie aber auch an die nicht mehr unterstützten OS-Versionen Windows XP, Vista, 8, Server 2003 und Server 2003 R2.

[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]

Tipp: Wie gut kennen Sie sich mit Windows XP aus? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Loading ...
Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Balkonkraftwerk mit Speicher: Lohnt sich die Investition wirklich?

Ein Balkonkraftwerk mit Speicher ermöglicht es, den Eigenverbrauchsanteil deutlich zu erhöhen und Solarstrom auch dann…

8 Stunden ago

Kritische Sicherheitslücke in Microsoft Windows entdeckt

ESET-Experten warnen vor Zero-Day-Exploit, der die Ausführung von schadhaftem Code erlaubt.

2 Tagen ago

Malware-Ranking: Trojaner AsyncRat in Deutschland auf dem Vormarsch

Die höchste Verbreitung erzielt die auf Datendiebstahl ausgerichtete Malware Androxgh0st. Bei den Ransomware-Gruppen liebt Clop…

2 Tagen ago

Forscher entwickeln vernetzte Immersive-Lösungen

Fraunhofer arbeitet an einer Plattform, die 360°-Live-Streams an mehrere Spielstätten überträgt und den Besuchern Interaktionsmöglichkeiten…

2 Tagen ago

Dritte Beta von Android 16 veröffentlicht

Die kommende Version von Googles Mobilbetriebssystem erreicht Plattform-Stabilität. Damit ist die Entwicklung der APIs von…

3 Tagen ago

Intel ernennt Lip-Bu Tan zum neuen CEO

Der Manager war bis August 2024 Mitglied des Board of Directors von Intel. Der derzeitige…

3 Tagen ago