Qualcomm verklagt Apple-Zulieferer

Damit weitet der Chiphersteller den Lizenzstreit mit Apple aus. Mit mehreren Klagen warf der iPhone-Hersteller Qualcomm vor, überhöhte Lizenzgebühren zu fordern. Deshalb hielt er Lizenzzahlungen an seine Zulieferer zurück, die ihrerseits Zahlungen an Qualcomm einstellten.

Qualcomm eskaliert den Lizenzstreit mit Apple weiter mit Klagen gegen dessen Zulieferer. Wie schon mit einer im letzten Monat eingereichten Klage gegen Apple wirft der Chiphersteller nun Auftragsfertigern Vertragsbruch vor, die für Apple iPhones und iPads produzieren. Die Klagen richten sich gegen Foxconn, Pegatron, Wistron und Compal, weil sie in Absprache mit Apple Lizenzzahlungen zurückhalten.

Apple-Store in München (Bild: Andre Borbe / silicon.de)

Die Apple-Zulieferer verweigern die Zahlungen an Qualcomm, weil Apple seinerseits Lizenzzahlungen an sie zurückhält – und das bis zur Klärung der gerichtlichen Streitigkeiten mit Qualcomm fortsetzen will. Den ersten Schuss hatte Apple in den USA mit einer Schadenersatzklage im Januar abgegeben, später gefolgt von einer Klage in Großbritannien. Darin warf der iPhone-Hersteller Qualcomm unter anderem vor, überhöhte Lizenzzahlungen zu fordern und vereinbarte Zahlungen in Höhe von einer Milliarde Dollar zurückzuhalten. Laut Apple hat es außerdem über viele Jahre hinweg Lizenzzahlungen verlangt „für Technologien, die nichts mit ihnen zu tun haben“. Qualcomm wies die Vorwürfe als substanzlos zurück und warf Apple seinerseits vor, es habe Behörden weltweit zu Ermittlungen gegen Qualcomm ermutigt, indem es Tatsachen falsch dargestellt und Informationen zurückgehalten habe.

Qualcomm wirft Apple jetzt vor, die „Handlungen der Beklagten orchestriert“ zu haben. Der Chiphersteller strebt eine gerichtliche Verfügung an, die Apples Auftragsfertiger zur Einhaltung bestehender Vertragsverpflichtungen zwingt. Apple habe nicht das Recht gehabt, die Zulieferer zu beeinflussen, da die fraglichen Lizenzvereinbarungen noch vor dem Verkauf der ersten iPhones getroffen wurden. Zudem bezahlten die Zulieferer weiterhin Lizenzgebühren für die Nutzung von Qualcomm-Technologie in Nicht-Apple-Produkten – und das unter den gleichen vertraglichen Vereinbarungen, deren Gültigkeit Apple bestreitet.

„Es ist bedauerlich, dass wir mit dieser Klage gegen diese langjährigen Lizenznehmer vorgehen müssen, um für die Einhaltung unserer Vereinbarungen zu sorgen“, erklärte Qualcomms Chefjustiziar Don Rosenberg. „Aber wir können diesen Herstellern und Apple nicht erlauben, unser wertvolles geistiges Eigentum zu nutzen, ohne die fairen und angemessenen Lizenzgebühren zu zahlen, denen sie zugestimmt haben.“

„Während Apple weiterhin Milliarden Dollar durch Verbraucherumsätze mit Produkten erzielt, die durch Qualcomm ermöglicht wurden, setzt es seine Marktmacht als das reichste Unternehmen der Welt ein, um in seiner weltweiten Attacke Qualcomm zur Akzeptanz unfairer und unangemessener Lizenzgebühren zu nötigen“, fügte Rosenberg hinzu. Nach seiner Darstellung bleiben die Lizenzvereinbarungen mit Apples Herstellern gültig und durchsetzbar. „Die Hersteller müssen ihre Verpflichtungen aufgrund dieser Vereinbarungen erfüllen, und Apple sollte sofort seine unerlaubte Einmischung einstellen.“

Qualcomm seinerseits ist auch durch eine Kartellklage unter Druck, die die US-Handelsaufsicht Federal Trade Commission (FTC) eingereicht hat. Schon vor der Apple-Klage gegen Qualcomm warf die FTC dem Unternehmen vor, seinen Kunden wettbewerbsfeindliche Liefer- und Lizenzverträge aufzuzwingen. Das Wettbewerbsverfahren gegen Qualcomm unterstützen auch Samsung und Intel. Sie bekräftigten vor Kurzem mit eigenen Schriftsätzen die erhobenen Vorwürfe.

[mit Material von Natalie Gagliordi, ZDNet.com]

ANZEIGE

So lassen sich Risiken bei der Planung eines SAP S/4HANA-Projektes vermeiden

Ziel dieses Ratgebers ist es, SAP-Nutzern, die sich mit SAP S/4HANA auseinandersetzen, Denkanstöße zu liefern, wie sie Projektrisiken bei der Planung Ihres SAP S/4HANA-Projektes vermeiden können.

Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Themenseiten: Apple, Foxconn, Gerichtsurteil, Patentstreit, Prozessoren, Qualcomm

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

5 Kommentare zu Qualcomm verklagt Apple-Zulieferer

Kommentar hinzufügen
  • Am 29. Mai 2017 um 8:18 von Klara

    Vielleicht hätten sie doch nicht klagen sollen. ;-)

    http://www.zdnet.de/88298267/

    Teurer Spaß, Qualcomm. Ist blöd, wrnn man zu gierig ist.

    • Am 29. Mai 2017 um 10:20 von Susanne

      Blöd ist aber auch wenn nicht lesen kann oder die Zusammenhänge nicht kapiert. Blackberry ist kein Lieferant von Apple.

      • Am 29. Mai 2017 um 13:47 von Klaus

        Wo steht, dass das so wäre? Der normale Leser zählt 1 und 1 zusammen: Qualcomm hat sehr lange zu viel zu unrecht kassiert, und zahlt das nun an Blackberry zurück. Und das gleiche Resultat kann nun auch bei den anderen Bemühungen herauskommen. Blöd, wenn man nicht links und rechts denken kann.

  • Am 29. Mai 2017 um 9:35 von Antiappler

    Sind doch beide Firmen Abzocker.
    Mal gewinnt Apple, mal Qualcomm.
    Und nur die Anwälte gewinnen immer, da kann sich Klaus-Klara noch so sehr freuen. Oder soll ich PeerH schreiben?;)
    Denn Du bist doch garantiert kein Mensch, der davon profitiert, dass beide Firmen ihre Streitigkeiten vor Gericht austragen.

    • Am 29. Mai 2017 um 13:49 von Klaus

      Schön, dass die Redaktion anonym Stimmung macht, gell?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *