Larry Page im Oracle-Prozess: Java-APIs waren frei und offen

Anders als Googles Anwälte lehnte Page eine Formulierung ab, Android enthalte kopierten Code. Deklarationen für APIs sind für ihn kein Code. "Es war eine etablierte Praxis in der Brache, dass die APIs und einfach nur die Header dieser Dinge genommen und neu implementiert werden konnten."

Google-CEO Larry Page hat gestern in San Francisco im Prozess Oracle gegen Google ausgesagt. Er verteidigte die Nutzung von Java-APIs in Android, da sie „frei und offen“ gewesen seien. Das berichtet Ars Technica, das den Prozess vor Ort verfolgt.

Larry Page 2013 (Bild: CNET)Larry Page (Bild: CNET)Auf Nachfrage durch einen Oracle-Anwalt, ob Google nicht eine Lizenz hätte einholen müssen, erklärte Page: „Ich bin kein Jurist, ich kenne mich nicht mit speziellen Lizenzfragen aus.“

Oracle-Anwalt Peter Bicks erwähnte auch eine E-Mail von Google-Manager Andy Rubin, in der dieser warnte, die Java-APIs stünden unter dem Urheberrecht. Sie war aber nicht an Page adressiert und konnte daher nicht in die Befragung eingebracht werden. Page sagte aus, er habe wahrscheinlich nie nachgefragt, ob es einen Kopierschutz für die APIs gebe.

Für eine Überraschung sorgte Page, als er – im Gegensatz zu Googles Anwälten – nicht in die Formulierung einwilligen wollte, Google-Entwickler hätten Java-Code kopiert. Erläuternd sagte er, Deklarationen für APIs entsprächen seiner Meinung nach nicht der Definition von Code.

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„Es war eine etablierte Praxis in der Brache, dass die APIs und einfach nur die Header dieser Dinge genommen und neu implementiert werden konnten“, erklärte Page. Das müsse „sehr vorsichtig“ geschehen, um „nicht eine existierende Implementierung dieser System zu verwenden. Das ist oft so gemacht worden. Ich bin der Meinung, dass wir uns verantwortungsbewusst und vorsichtig verhalten haben.“

Zugleich machte Oracle am neunten Verhandlungstag öffentlich, worauf sich seine Behauptung gründet, Google habe 42 Milliarden Dollar Umsatz mit Android erzielt. Es präsentierte eine Folie aus einer internen Präsentation Googles, auf der Android als „Ökosystem mit 43 Milliarden Dollar pro Jahr“ beschreiben wird. Page kommentierte, dabei handle es sich vor allem um Zahlungen an die US-Netzbetreiber AT&T und Verizon.

Java (Bild: Oracle)In dem Geschworenenprozess werden Google und Oracle am Montag ihre Abschlussplädoyers halten. Anschließend trifft die Jury ihre Entscheidung. Sollte sie Googles Argument abweisen, seine bereits festgestellte Nutzung von Java-Code in Android falle unter Fair Use, wird der Prozess anschließend fortgesetzt, um die Höhe des Oracle zustehenden Schadenersatzes zu ermitteln. Das Unternehmen, das Java-Erfinder Sun Microsystems 2009 für 7,4 Milliarden Dollar kaufte, fordert über 9 Milliarden Dollar.

Oracle und Google streiten seit 2010 um 37 Java-APIs, die Teil von Android sind. Während die erste Instanz den urheberrechtlichen Schutz verneinte, entschied ein Berufungsgericht im Mai 2014, dass die 37 Java-Programmierschnittstellen doch dem Urheberrecht unterliegen. Es ließ aber offen, ob Googles Nutzung der APIs in Android nach dem Fair-Use-Prinzip als angemessene Verwendung zulässig war. Die Entscheidung dieser Frage verwies es an das Bezirksgericht in Nordkalifornien zurück.

Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten lehnte im Juni 2015 Googles Anrufung ab. Es hatte die „Fair Use“-Frage sowie das Urheberrecht für Programmierschnittstellen als Grundsatzproblem eingestuft – eine Einschätzung, der sich der Supreme Court nicht anschloss.

[mit Material von Stephanie Condon, ZDNet.com]

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Themenseiten: Android, Google, Java, Oracle, Patentstreit, Software, Urheberrecht

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12 Kommentare zu Larry Page im Oracle-Prozess: Java-APIs waren frei und offen

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  • Am 20. Mai 2016 um 12:26 von PeerH

    Solche Worte von so einem intelligenden Mann:
    „Ich bin kein Jurist, ich kenne mich nicht mit speziellen Lizenzfragen aus.“
    „Page sagte aus, er habe wahrscheinlich nie nachgefragt, ob es einen Kopierschutz für die APIs gebe.“

    Ober auch: „Du sollst nicht stehlen“ nicht kennt? ;-)

    Als Verteidigung und Entschuldigung ist aber Unwissenheit in unserer Gesetzgebung nicht vorgesehen – er ‚hätte‘ nachfragen, und es ‚wissen‘ sollen.

    Sich im Zweifel einfach zu bedienen, das ist in keiner Gesellschaft Usus. Und es hilft auch nicht, wenn man sich mit ‚Andere haben das auch getan‘ herausredet.

    Schon schwach.

    Das Thema selber ist mir kaum bekannt. Aber diese Aussagen dürften das Ergebnis wohl zulasten Googles beeinflusst haben.

    • Am 20. Mai 2016 um 14:44 von Hola die Waldfee

      „Und es hilft auch nicht, wenn man sich mit ‚Andere haben das auch getan‘ herausredet.“
      – Den Satz solltest Du Dir mal auf der Zunge zergehen lassen. Besonders wenn Du bei Applethemen mit dem Finger auf die „Anderen“ zeigst und behauptest, was Apple macht sei OK weil die bösen Anderen viel Schlimmer sind.
      Du bist und bleibst ein Bigotter Applejünger. q.e.d.

      • Am 20. Mai 2016 um 17:05 von PeerH

        Danke für die Whre, aber ich wüsste nicht, was der Zusammenhang sein soll. Denn mir ist kein Fall bekannt, in dem sich Apple, oder einer der Top Manager, durch so eine dümmliche Ausrede aus der Verantwortung zu stehlen versucht hätte. ;-)
        Und: ich erinnere mich auch nicht, dass ich jemals etwas als „ok“ bezeichnet hätte, weil es die „Anderen“ schlimmer treiben. Aber wenn Du das behauptest, wirst Du schon wissen, worüber Du schreibst. Lassen wir Dich im Glauben.
        Ansonsten hast Du ja nett was zu mir geschrieben, aber ob Du seine Aussagen für intelligent hälst, ging Dir nicht über die Lippen. Und eigentlich soll man doch zur Sache kommentieren, und die Netiquette beachten, oder? ;-)

  • Am 20. Mai 2016 um 14:18 von Isle

    Google hat keinen Code „gestohlen“, sondern die Kopfzeilen der Methodendefinition verwendet, weil damit zuvor erstellte Java Klassen auch unter Android sehr einfach übernommen werden konnten. Diese wenigen API-Medthoden-Definitionen machen bei Android vielleicht 1-5% der gesamten Android API aus. Für die paar übernommenen Methoden-Definitionen wollen sie 9 Milliarden? Ein Witz. Aber versuchen kann man es ja mal… was anscheinend nun doch noch gelingt^^

    Was Oracle macht ist… noch irgendwas mit Java rausschlagen zu wollen. Oracle hätte in Java 7 einen Rundumschlag in Hardware-Unterstützung (Audio, Video, …) vollziehen können, und somit Java endlich ohne zusätzliches externes Library Gefrickel zu allen Systemen kompatibel machen können. Aber so blieb Java auch unter Java 8 ein instabiles Gebilde, bei dem man sich die Hardwareunterstützung von irgendwelchen Drittanbietern holen muss, deren Implementierung sehr wackelig ist, und keinen Spass macht. Deshalb ist Android auch so erfolgreich… Google hat das gemacht, was SUN und Oracle nie mit Java gemacht haben. Und nun will Oracle davon ein Stück abhaben, worauf sie eigentlich gar keinen Anspruch haben.

    • Am 20. Mai 2016 um 17:07 von PeerH

      Ich bin zuversichtlich, dass sie den Anteil kriegen werden, der ihnen zusteht. Und wenn es ’nur‘ 1-5% sein sollten. Die m.E. wichtige Frage ist doch, ob Android auch ohne die 1-5% hätte fliegen können. Davon wird die Entscheidung abhängen.

      • Am 21. Mai 2016 um 8:21 von Isle

        Das ist nicht die Frage, weil Google nichts kopiert hat. Wie oft denn noch… Google hat nur die Methoden-Köpfe 1:1 übernommen, aber nicht den Code. Den haben sie selber geschrieben. Deshalb ist das Ganze ein Witz. Und da die Jury das ebenfalls nicht verstehen wird… wird Google wohl zahlen müssen.

  • Am 20. Mai 2016 um 14:59 von Judas Ischias

    Tja, Larry Page verhält sich so, wie es hier auch gewisse Leute machen. Immer mit dem Finger auf andere zeigen:“Die haben das auch getan.“
    Und warum es hier Leute gibt, die sich über „geklaute“ Sachen mokieren, obwohl doch die Firma, deren größte Anhänger sie doch sind, selbst zu den größten Dieben gehört, ist doch schon sehr merkwürdig.
    Wobei es schon verwunderlich ist, dass der Satz:“Du sollst nicht stehlen“ erwähnt wird, aber solche Sachen bei Apple nie Grund zu einer solch heftigen Rüge ist, wie in diesem Kommentar, wo sich mal wieder richtig ausgekotzt wird.
    Und diese Sätze:“Sich im Zweifel einfach zu bedienen, ist in keiner Gesellschaft Usus. Und es hilft auch nicht, wenn man sich damit herausredet:“Andere haben das auch getan.“
    Warum nicht so kritisch wenn es um Apple geht? Oder bei sich selbst?
    Beispiel die Uhr der Schweizer Staatsbahn, oder Memory von den Ravensburger Spielen?
    Hätte man doch nachfragen und es sogar wissen sollen!!!
    Wenn man schon etwas über ein total unwichtiges „Apfelcafe“ in Erfahrung bringt, sollte es bei diesen und anderen Dingen doch erst recht möglich sein!
    Oder warum wird sich an:“Du sollst nicht stehlen“ hochgezogen?, wo doch von Steve Jobs diese Aussage bekannt ist:“Picasso had saying–‚good artist copy, great artist steal‘-
    and we have always been shameless about stealing great ideas.“
    Warum wird so etwas bei anderen verteufelt, aber bei Apple entweder einfach verschwiegen oder sogar verteidigt?
    Da muss man aber schon sehr verbohrt und realitätsfremd sein, um den Balken im eigenen Auge nicht zu sehen.

    • Am 20. Mai 2016 um 17:14 von PeerH

      Jungs: ich habe einen Kommentar gesrieben, zum Thema, und ihr shreibt Kommentare über mich. Frage: was ist an euren Kommentaren falsch? Hmm? Eine Idee?
      Hint: es geht um Google, und nicht um Apple. In meinem Kommentar habe ich keinen Verweis auf Apple gemacht – weil es um Google geht. Und nicht Apple hat sich herauszureden versucht, sondern Larry Page.
      Und da heißt es immer, Apple hätte „Jünger“, und dann gleich zwei solche Nasen hier im Forum.
      Was ist denn Deine Meinung zum konkreten Fall?
      Schaffst Du auch nur einen Kommentar zu formilieren, bei dem nicht Abhandlungen gegen Apple herauskommen? Egal zu welchem Thema?

      Die Aussagen von ihm sind doch ziemlich dümmlich. Oder etwa nicht?

      Dieb im Supermarkt, nachdem er erwischt wird: „Ich bin kein Spezialist in Rechtsfragen, und überhaupt, es ist doch üblich, dass man sich ohne zu zahlen bedient. Machen Andere doch auch?“

      Guess what: er würde verurteilt werden. Diebstahl bleibt Diebstahl.

      Was er gesagt hat, dürfte seinen Anwälten wenig gefallen haben – es kommt einem halben Eingeständnis gleich.

      • Am 20. Mai 2016 um 18:28 von Judas Ischias

        Tja, @PeerH, da hast Du doch ganz schnell meine Aussage von weiter oben bestätigt.
        Du siehst den großen Balken in Deinem Auge nicht, aber die Splitter bei den Nachbarn.
        So ist das halt, wenn man gegen alle anderen Hersteller und Betriebssysteme ist, aber immer nur für Apple.
        Irgendwie schon krankhaft.

      • Am 21. Mai 2016 um 8:12 von Viva32

        Keine Ahnung von Programmierung und trotzdem weiß PeerH was programmiert wurde.

        Keine Ahnung von Rechtssprechung und trotzdem weiß PeerH was richtig und was falsch ist.

        Warum muss man bei völliger Ahnungslosigkeit einen Kommentar abgeben und schwarz weiß malen? Das es nicht so eindeutig ist, sollte klar sein, wenn die zweithöchste Gerichtbarkeit keine Entscheidung fällt/ fällen kann

      • Am 21. Mai 2016 um 8:16 von Isle

        In diesem Fall ist es eben kein Diebstahl… API Kopfzeilen sind Definitionen wie die Vorlage „Gabel“. Man stelle sich vor das keiner mehr die „Form“ Gabel benutzen darf ohne jemanden zu fragen. Das ist doch Blödsinn. Dann könnten die Programmierer gleich einpacken, weil irgendwer irgendwann genau die API Kopfzeile schon kreiert hat, die man sich eben ausgedacht hat. Sowas wäre Wahnsinn. Dann kann man nichts mehr machen.

        Was hier vor Gericht gezerrt wird ist einfach nur Blödsinn.

  • Am 21. Mai 2016 um 8:32 von Isle

    Hier mal eine Seite auf der man sehen kann was die Java-API ist:
    http://docs.oracle.com/javase/8/docs/api/

    Es handelt sich hier um Klassen mit Methoden… kein Code. Google hat von dieser riesigen API nur 37 ausgewählt, die Methodenköpfe übernommen, und den Code dazu selber geschrieben.

    Wer für diese 37 Dinger … die nicht mal Code enthalten … 9 Milliarden will, ist wahnsinnig.

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