FBI findet „Hintertür“ in iPhone von San-Bernardino-Attentäter

Es prüft allerdings noch, ob die von Dritten entwickelte Methode funktioniert. Einer Sprecherin zufolge ist das FBI jedoch "vorsichtig optimistisch". Die für heute angesetzte Anhörung verschiebt das Gericht auf Antrag des Justizministeriums.

Die US-Bundespolizei Federal Bureau of Investigation (FBI) hat offenbar mithilfe eines Dritten eine Methode entwickelt, das gesperrte iPhone 5C des mutmaßlichen San-Bernardino-Attentäters Syed Farook zu knacken. Das geht aus einem am Montag eingereichten Schriftsatz des Justizministeriums hervor.

iPhone 5C (Bild: CNET)Demnach ist es den Ermittlern aber noch nicht gelungen, auf die verschlüsselten Daten zuzugreifen. „Es werden noch Tests benötigt, um herauszufinden, ob es eine brauchbare Methode ist, die die Daten auf Farooks iPhone nicht kompromittiert“, heißt es in dem Schriftsatz.

Sollte das Verfahren erfolgreich sein, will das FBI seine Klage gegen Apple zurückziehen. Die für heute angesetzte Anhörung hat das Gericht zudem auf Antrag der US-Regierung bis auf weiteres abgesagt. Die Ermittler müssen nun bis spätestens 5. April einen Statusbericht einreichen.

Die Wende im Streit zwischen FBI und Apple kommt überraschend. Die Ermittler hatten zuletzt in ihren Schriftsätzen stets darauf beharrt, sie seien nicht in der Lage, das fragliche iPhone 5C ohne Apples Hilfe zu entsperren, um auf die darauf gespeicherten Daten zuzugreifen. Laut FBI soll selbst der Auslandsgeheimdienst National Security Agency keine Techniken kennen, um Apples Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen. Experten zweifelten diese Behauptungen jedoch an – zu Recht, wie sich nun zeigt.

Mitte Februar hatte ein US-Bundesrichter verfügt, dass Apple dem FBI helfen muss, das iPhone 5C von Syed Farook zu entsperren. Konkret sollte der iPhone-Hersteller eine Möglichkeit schaffen, die Sicherheitsfunktion zu umgehen, die nach zehn falschen Passworteingaben alle Inhalte unlesbar macht. Somit könnte das FBI das Gerätepasswort per Brute Force ermitteln.

Apple hatte sich jedoch mit dem Argument gewehrt, der von der US-Regierung angeführte All Writs Act räume den Behörden keine derartig weitreichenden Befugnisse ein. Zuvor hatte ein Bundesrichter in einem anderen Fall die Auslegung des fraglichen Gesetzes sogar als verfassungswidrig eingestuft und der Regierung vorgeworfen, sie versuche, die Gewaltenteilung zu untergraben.

Whitepaper

Studie zu Filesharing im Unternehmen: Kollaboration im sicheren und skalierbaren Umfeld

Im Rahmen der von techconsult im Auftrag von ownCloud und IBM durchgeführten Studie wurde das Filesharing in deutschen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern im Kontext organisatorischer, technischer und sicherheitsrelevanter Aspekte untersucht, um gegenwärtige Zustände, Bedürfnisse und Optimierungspotentiale aufzuzeigen. Jetzt herunterladen!

Melanie Newman, Sprecherin des Justizministeriums, betonte, vorrangiges Ziel der Ermittler sei es stets gewesen, die Daten auf dem iPhone des Terrorverdächtigen auszulesen. „Das FBI hat weiterhin versucht, ohne Apples Hilfe Zugang zu dem Telefon zu erhalten, sogar noch während des Rechtsstreits mit dem Unternehmen. Als Ergebnis dieser Bemühungen zeigte eine externe Partei dem FBI am vergangenen Wochenende eine mögliche Methode zum Entsperren des Telefons. Wir müssen das Verfahren zuerst testen, um sicherzustellen, dass es die Daten auf dem Telefon nicht zerstört, aber wir sind vorsichtig optimistisch. Deswegen haben wir das Gericht gebeten, uns mehr Zeit zur Prüfung dieser Option zu geben. Sollte die Lösung funktionieren, erlaubt sie uns das Telefon zu durchsuchen und unsere Ermittlungen zu dem Terroranschlag mit 14 Toten und 22 Verwundeten fortzusetzen.“

Unklar ist, wie die Ermittler nun wahrscheinlich auf die Daten zugreifen können. Klar ist jedoch, dass das FBI alles daran setzen wird, diese Hintertür vor Apple geheim zu halten. Andernfalls könnte Apple das Leck stopfen. Erst gestern hatte CEO Tim Cook erneut seine ablehnende Haltung gegenüber Hintertüren bekräftigt. „Wir haben nicht erwartet, in eine solche Position zu kommen – im Konflikt mit unserer Regierung. Aber wir glauben fest, dass wir die Verantwortung haben, Ihre Daten zu schützen“, sagte er anlässlich der Vorstellung von iPhone SE und 9,7 Zoll iPad Pro.

[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]

Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Themenseiten: Apple, Federal Bureau of Investigation, Verschlüsselung, iPad, iPhone, Überwachung

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

5 Kommentare zu FBI findet „Hintertür“ in iPhone von San-Bernardino-Attentäter

Kommentar hinzufügen
  • Am 22. März 2016 um 11:53 von PeerH

    Findet Hintertür – nicht gelungen. Wer findet den Widerspruch? ;-)

    Bei anderen Quellen heißt es eher, dass sie das Angebot eines Drittunternehmens prüfen wollen. Dass sie eine Hintertür hätten, schien keine Aussage zu sein.

    Zudem: das Ziel war laut Aussage des FBI Chefs ganz eindeutig (’natürlich‘) ein Präzedenzfall UND es gint um etliche andere iPhones, die dann bearbeitet würden.

    Möglicherweise hat das FBI kalte Füße gekriegt, weil in der Anhörung ihre dilettantischen Versuche zur Sprache kämen, oder sie warten einfach auf den Senat, der an einem Gesetz arbeitet, dass die Smartphone Hersteller zur Hintertür/Zusammenarbeit zwingt. Demokraten und Republikaner sind kurz davor einen solchen Gesetzantrag einzureichen: http://iphone.appleinsider.com/articles/16/03/21/proposed-senate-bill-grants-courts-authority-to-force-access-to-encrypted-data

    Sie hätten dann ihr Ziel erreicht.

    • Am 22. März 2016 um 12:41 von Judas Ischias

      Warum sollte das FBI kalte Füße bekommen haben?
      Deren dilettantische Versuche sind doch weltweit bekannt geworden, da kann doch so eine Anhörung auch nicht mehr schlimm sein.;)
      Und ich habe gar keine Zweifel, dass das FBI oder andere Dienste irgendwann auch an die Daten kommen.
      Denn im Haus scheint man ja wohl schon zu sein. Jetzt geht es nur noch darum die Schränke zu öffnen.
      Und wenn auch das nicht gelingt, kann man diese Dinge noch immer über Gesetze regeln.
      Die Mehrheiten sind ja vorhanden.

      • Am 22. März 2016 um 15:29 von Hi, hi...

        …doch, ich glaube auch, dass das FBI kalte Füße bekommen hat.
        Allein die sehr wahrscheinliche Tatsache, bei diesem Versuch einen Präzedenzfall zu erschaffen zu unterliegen, lässt das FBI diesen Rückzieher machen. Es dürfte nämlich schwer fallen nach einer Niederlage auf die Schnelle eine neue Präzedenz zu finden und auch noch durchzudrücken. Da bin ich mal komplett bei @PeerH.

  • Am 23. März 2016 um 19:32 von ckOne

    Also mit einem iPhone 6 mit Fingerabdruck hätten sie es wesentlich leichter an die Daten zu kommen, schließlich haben sie die dazu passende Hand und noch dazu einen ganzen Satz Fingerabdrücke, aber das kann ja nicht sein weil das alles so sicher ist laut PeerH. Wer sein Smartphone heute mit Fingerabdruck sichert, sollte eben sich auch sicher sein das die Behörden sich die Fingerabdrücke ganz legal geben lassen und sie damit den Schlüssel für die Daten haben.
    Und kalte Füße würde ich das nicht nennen, sondern taktieren. Dieses Gesetz wird garantiert beschlossen und in Europa dürfte es nach diesen Anschlägen auch nicht mehr lange dauern bis das Gesetz wird, und dann folgen China und Indien und auf diese Märkte kann kein Unternehmen verzichten.

    • Am 23. März 2016 um 23:17 von PeerH

      Du bist also der Meinung, dass er sein privates iPhone explizit gelöscht hat, und dann so blöd ist, dass er den Fingerabdruckscanner zur Authentifizierung benutzt hat? Ja, vielleicht war er so verwirrt. Vielleicht bist Du aber auch etwas ‚optimistisch‘. ;-)
      Nur gür Dich: man muss den Fingerabdruckscanner nicht benutzen, you know?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *