Categories: RechtRegulierung

FBI gegen Apple: Justizministerium legt nach

Das US-Justizministerium hat im Streit um das Entsperren eines iPhone den Bezirksrichter Margo Brodie aufgefordert, seine an Apple ergangene Anordnung neu zu prüfen. Das berichtet das Wall Street Journal (WSJ). Es geht dabei allerdings nicht um das iPhone 5C des Terroristen Syed Farook, also eines einer der Täter, die im Dezember 2015 im südkalifornischen San Bernardino bei einem Anschlag 14 Menschen töteten und 21 weitere verletzten.

Vielmehr handelt es sich um die erwartete Reaktion des Justizministeriums auf das Urteil durch Richter James Orenstein in New York vor eineinhalb Wochen. Er urteilte, das von der US-Regierung zitierte Gesetz All Writs Act von 1789 könne nicht wie von Brodie bewilligt angewendet werden. Die Regierung von Präsident Barack Obama lege das Gesetz so weitreichend aus, dass es nicht mehr verfassungsgemäß sei. Der Kongress habe seinerzeit durchaus erwägt, der Regierung die jetzt beanspruchten Rechte zuzugestehen, sich aber bewusst dagegen entschieden.

In dem Fall in New York geht es um Drogenhandel. In der neuen Eingabe des Justizministeriums steht nun, Richter Orenstein habe Besonderheiten des Falls übersehen und sich stattdessen auf unbegründete Ängste über die Folgen des Urteils konzentriert. „Dieser Fall stellt in keiner Weise die Balance zwischen Privatsphäre und Sicherheit auf dem Kopf“, heißt es in dem Antrag.

Zudem streitet das Justizministerium ausdrücklich ab, es habe die Möglichkeit, das iPhone zu entsperren, und scheue nur den Aufwand. „Die Fähigkeit der Regierung, den Zugangscode eines Apple iPhone zu umgehen, ist höchst gerätespezifisch und hängt teilweise von der genauen Hardware und Software ab.“ Vermutlich deshalb wünscht das FBI, dass Apple zu den Sicherheitsstandards von iOS 7 aus dem Jahr 2013 zurückkehrt, wie Apple-Manager Craig Federighi am Wochenende erklärt hatte.

Whitepaper

Studie zu Filesharing im Unternehmen: Kollaboration im sicheren und skalierbaren Umfeld

Im Rahmen der von techconsult im Auftrag von ownCloud und IBM durchgeführten Studie wurde das Filesharing in deutschen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern im Kontext organisatorischer, technischer und sicherheitsrelevanter Aspekte untersucht, um gegenwärtige Zustände, Bedürfnisse und Optimierungspotentiale aufzuzeigen. Jetzt herunterladen!

Wie nach und nach bekannt wird, haben US-Richter solche Entsperr-Begehren von Ermittlern in der Vergangenheit Dutzendweise genehmigt. Apple hat offenbar Ende vergangenen Jahres begonnen, sich dem zu widersetzen. Der Fall des Attentäters von San Bernardino führte dann zur Eskalation.

Apple hatte das Urteil von Richter Orenstein sogleich auch im Fall San Bernardino zitiert. Und jetzt kommentierte ein Apple-Sprecher gegenüber dem WSJ: „Wir teilen die Sorge des Richters, dass der All Writs Act uns auf einen rutschigen Abhang bringen würde, der die Sicherheit und Privatsphäre aller gefährdet.“

Sowohl Apple als auch das FBI streben eine Entscheidung des Kongresses in dem Fall an. Apple-CEO Tim Cook hat die vom FBI geforderte Entsperr-Lösung als „das Software-Pendant zu einem Krebsgeschwür“ bezeichnet. In seinem Antrag, die Gerichtsentscheidung aufzuheben, argumentiert Apple unter anderem mit dem enormem Aufwand, der dadurch nötig würde.

Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Jeder zweite hat Probleme mit Internetanbieter

Laut EY haben innerhalb eines Jahres 22 Prozent der Haushalte ihren Provider gewechselt – nirgendwo…

1 Tag ago

Tech-Unternehmen in Deutschland blicken mit Sorge auf die USA

Bitkom-Umfrage zeigt: 78 Prozent befürchten durch Trump-Sieg Schaden für die deutsche Wirtschaft.

1 Tag ago

Support-Ende von Windows 10: Microsoft hält an TPM 2.0 für Windows 11 fest

Der Sicherheitschip ist laut Microsoft eine „Notwendigkeit“. Die Hardwareanforderungen für Windows 11 führen allerdings weiterhin…

1 Tag ago

IONOS führt Preisrechner für Cloud-Dienste ein

Wer die Cloud-Angebote des IT-Dienstleisters nutzen will, kann ab sofort die Kosten noch vor Bereitstellung…

2 Tagen ago

Jahresrückblick: 467.000 neue schädliche Dateien täglich

Die Zahl der neuen schädlichen Dateien steigt seit 2021 kontinuierlich. 93 Prozent der Angriffe nehmen…

2 Tagen ago

Kaspersky-Prognose: Raffiniertere Deepfakes und mehr Abo-Betrug

Die zunehmende KI-Verbreitung erschwere die Erkennung von Fälschungen. Gleichzeitig begünstige der Abo-Trend das Aufkommen neuer…

3 Tagen ago