Verschlüsselungsverbot: Wikipedia-Gründer empfiehlt Apple iPhone-Verkaufsstopp in Großbritannien

Wikipedia-Gründer Jimmy Wales hat das von der britischen Regierung geplante Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung scharf kritisiert. Der Investigatory Powers Act sieht nicht nur vor, Internet- und Telefondaten ein Jahr auf Vorrat zu speichern, er beinhaltet auch ein Verbot jeglicher Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Da unter anderem Apples iPhone diese Technik unterstützt, empfiehlt er dem Unternehmen aus Cupertino, den Verkauf seines Smartphones in Großbritannien einzustellen, wie The Independent berichtet.

„Ich würde gerne sehen, dass sich Apple weigert, iPhones in Großbritannien zu verkaufen, sollte die Regierung die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung untersagen“, zitiert die britische Zeitung aus einem Tweet von Wales. „Traut sich das Parlament so dumm zu sein?“

Apple installiert auf seinen iPhones die Messaging-Apps iMessage und Facetime vor, die eine starke Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bieten und es damit selbst Apple unmöglich machen, Nachrichten seiner Nutzer zu entschlüsseln. Erst Ende Oktober teilte der iPhone-Hersteller einem US-Bundesrichter mit, dass er zudem nicht auf die Nutzerdaten eines gesperrten beziehungsweise verschlüsselten iPhones mit einer aktuellen Version seines Mobilbetriebssystems iOS zugreifen könne. Gerichtlichen Anordnungen zur Entsperrung könne er deswegen nicht entsprechen.

Der von der britischen Innenministerin Theresa May in dieser Woche vorgelegte Gesetzentwurf verpflichte Technologiefirmen jedoch, auf Anfrage von Behörden Kommunikationsdaten auszuhändigen, heißt es weiter in dem Bericht. Diese Anforderung könne Apple aber nach eigenem Bekunden nicht erfüllen. Das Gesetz betreffe außerdem nicht nur Apple, sondern auch andere Messaging-Anbieter wie Facebook, WhatsApp und Google, die die Einführung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung planten.

ANZEIGE

Die Bedeutung von Windows 10 für das moderne Unternehmen

Mit Windows 10 beginnt eine ganz neue Ära des Enterprise Computing. In Windows 10 werden bisher getrennte Betriebssystemversionen für die traditionellen Windows-PCs, Tablets und Smartphones auf einer Plattform zusammengeführt und von einem EMM-Anbieter verwaltet.

Ursprünglich hatte sich die britische Regierung sogar für ein Verbot jeglicher Verschlüsselung ausgesprochen. Im Juli sagte Premierminister David Cameron, es sollte „keine Form der Kommunikation“ geben, die „wir nicht lesen können“. Laut The Independent gab die Regierung diese Forderung jedoch auf, da sie ein Verbot verbreiteter Messaging-Apps wie WhatsApp, iMessage und Snapchat bedeutet hätte.

Verschlüsselungstechniken, die einen staatlichen Zugriff auf Kommunikation verhindern, sind auch in den USA umstritten. NSA-Direktor Mike Rogers bezeichnete Verschlüsselung im Mai als eine wichtige Technik zum Schutz der Privatsphäre. Für Ermittler fordert er jedoch Schlüssel oder Hintertüren, um Gespräche Verdächtiger weiterhin abhören zu können. Den dafür seiner Ansicht nach benötigten rechtlichen Rahmen gibt es aber auch in den USA noch nicht.

Tipp: Wissen Sie alles über Edward Snowden und die NSA? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Jeder zweite hat Probleme mit Internetanbieter

Laut EY haben innerhalb eines Jahres 22 Prozent der Haushalte ihren Provider gewechselt – nirgendwo…

1 Tag ago

Tech-Unternehmen in Deutschland blicken mit Sorge auf die USA

Bitkom-Umfrage zeigt: 78 Prozent befürchten durch Trump-Sieg Schaden für die deutsche Wirtschaft.

1 Tag ago

Support-Ende von Windows 10: Microsoft hält an TPM 2.0 für Windows 11 fest

Der Sicherheitschip ist laut Microsoft eine „Notwendigkeit“. Die Hardwareanforderungen für Windows 11 führen allerdings weiterhin…

1 Tag ago

IONOS führt Preisrechner für Cloud-Dienste ein

Wer die Cloud-Angebote des IT-Dienstleisters nutzen will, kann ab sofort die Kosten noch vor Bereitstellung…

2 Tagen ago

Jahresrückblick: 467.000 neue schädliche Dateien täglich

Die Zahl der neuen schädlichen Dateien steigt seit 2021 kontinuierlich. 93 Prozent der Angriffe nehmen…

2 Tagen ago

Kaspersky-Prognose: Raffiniertere Deepfakes und mehr Abo-Betrug

Die zunehmende KI-Verbreitung erschwere die Erkennung von Fälschungen. Gleichzeitig begünstige der Abo-Trend das Aufkommen neuer…

3 Tagen ago