Categories: RechtRegulierung

Gerichtsverfahren: Apple hat keinen Zugriff auf gesperrte iPhones

Apple hat einem US-Bundesrichter mitgeteilt, dass es auf die Nutzerdaten eines gesperrten iPhones mit einer aktuellen Version seines Mobilbetriebssystems iOS nicht zugreifen kann. Es werde daher „in den meisten derzeitigen Fällen und in der Zukunft“ gerichtlichen Anordnungen zur Entsperrung nicht entsprechen können. Bei älteren Geräten wäre ein Zugriff im Prinzip technisch möglich, würde aber das Vertrauensverhältnis zwischen dem iPhone-Hersteller und seinen Kunden belasten.

Die Aussagen machte Apple in einem Schriftsatz an den Ermittlungsrichter James Orenstein in New York. Dieser hat über ein Ersuchen des US-Justizministeriums zu entscheiden, Apple zur Unterstützung der behördlichen Ermittler zu verpflichten, damit sie auf ein beschlagnahmtes iPhone zugreifen können.

Der Richter selbst zeigte sich zuvor schon skeptisch, ob eine solche Anordnung rechtmäßig wäre, da der US-Kongress zu Fragen der Verschlüsselung bislang untätig blieb. Das Justizministerium hingegen berief sich auf den All Writs Act, ein Gesetz aus dem 18. Jahrhundert. Richter Orenstein verschob seine Entscheidung und wollte zuerst von Apple erfahren, ob ein Zugriff überhaupt technisch machbar oder eventuell „unangemessen beschwerlich“ wäre.

„Für Geräte mit iOS 8 oder höher hätte Apple nicht die technische Fähigkeit, um dem Verlangen der Regierung nachzukommen“, heißt es in Apples Schriftsatz dazu. „Zu den Sicherheitsfunktionen in iOS 8 gehört ein Feature, das jeden vom Zugriff auf die verschlüsselten Daten des Geräts ausschließt, der nicht über den Passcode verfügt. Das schließt Apple ein.“

Bei einem älteren funktionsfähigen iPhone hingegen wäre ein Zugriff laut Apple grundsätzlich möglich und auch nicht mit einem hohen Aufwand verbunden. Der Hersteller zöge es dennoch vor, nicht dazu verpflichtet zu werden: „Apple ohne eine klare rechtliche Grundlage zu zwingen, in diesem Fall Daten zu extrahieren, könnte das Vertrauen zwischen Apple und seinen Kunden gefährden und die Marke Apple erheblich beschädigen. Dieses verletzte Ansehen könnte eine langfristige größere wirtschaftliche Auswirkung bedeuten als die bloßen Kosten einer einzelnen Extraktion.“

ANZEIGE

Der Nutzen von iOS 9 für Enterprise Mobility

Mit iOS 9 bringt Apple jetzt eine neue Version seines mobilen Betriebssystems, die konsequent sowohl den Workflow als auch den Schutz der Daten in den Unternehmen optimiert. Und iOS 9 stellt die nötigen Andockstellen für ein übergreifendes Enterprise-Mobility-Management-System bereit.

Im vorliegenden Fall geht es um ein iPhone mit iOS 7, sodass Apple zufolge grundsätzlich ein Zugriff auf bestimmte Nutzerdaten, wenn auch nicht alle, möglich wäre. Nicht bekannt ist, warum die Ermittler auf die Daten zugreifen wollen. Einzelheiten des Falls sind unter Verschluss.

Keine Stellung nahmen Apples Anwälte in ihrem Schreiben zu den breiteren rechtlichen Fragen des Falls, die sie „bedeutsam“ nannten. Der iPhone-Hersteller soll sie in einer noch für diese Woche angesetzten Anhörung darlegen können.

Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

EU-Datenschützer kritisieren Facebooks „Zustimmung oder Bezahlung“-Modell

Ohne eine kostenlose Alternative, die ohne Zustimmung zur Verarbeitung personenbezogener Daten zu Werbezwecken auskommt, ist…

11 Stunden ago

Europol meldet Zerschlagung der Phishing-as-a-Service-Plattform LabHost

LabHost gilt als einer der größten Phishing-Dienstleister weltweit. Die Ermittler verhaften 37 Verdächtige, darunter der…

12 Stunden ago

DE-CIX Frankfurt bricht Schallmauer von 17 Terabit Datendurchsatz pro Sekunde

Neuer Datendurchsatz-Rekord an Europas größtem Internetknoten parallel zum Champions-League-Viertelfinale.

24 Stunden ago

Samsungs neuer LPDDR5X-DRAM erreicht 10,7 Gbit/s

Die neuen Chips bieten bis zu 25 Prozent mehr Leistung. Samsung steigert auch die Energieeffizienz…

1 Tag ago

Cisco warnt vor massenhaften Brute-Force-Angriffen auf VPNs

Betroffen sind Lösungen von Cisco, Fortinet, SonicWall und anderen Anbietern. Die Hacker nehmen Konten mit…

1 Tag ago

Cybersicherheit in KMUs: Es herrscht oft Aufholbedarf

Immer häufiger müssen sich Betriebe gegen Online-Gefahren wehren. Vor allem in KMUs werden oft noch…

1 Tag ago