Twitter sperrt Archive gelöschter Politiker-Tweets aus

Die in 31 Ländern angebotenen Politwoops der Open State Foundation bekommen keinen Zugang zur Firehose mehr. So können sie Selbstzensur durch Politiker nicht mehr automatisch nachvollziehen. Nach Twitters Auffassung sollte jeder das Recht haben, seine früheren Aussagen zu löschen.

Twitter hat 31 Archiven den Zugang zu seinem Datenstrom gesperrt. Alle waren von der Open State Foundation (OSF) angelegt worden und archivierten gelöschte oder inhaltlich veränderte Tweets von Politikern. Das berichtet die britische Zeitung Guardian.

Seit Freitag, 21. August, kann das auch als Politwoops bekannte Kollektiv nicht mehr auf Twitters Firehose zugreifen und so automatisch ein Archiv von Politikerkommentaren erzeugen, das es später wieder mit Twitter abgleicht, um Löschungen aufzuspüren. Twitter erklärte gegenüber der OSF, dem seien „interne Erwägungen“ vorangegangen, die eine Reihe Faktoren einbezogen hätten.

twitter-logo (Bild: Twitter)Grundsätzlich unterscheide man nicht zwischen Politikern und anderen Anwendern, erklärte Twitter – was freilich einige bereits für ein falsches Verständnis repräsentativer Demokratie halten. Und weiter: „Stellen Sie sich vor, wie nervenaufreibend – ja sogar Furcht einflößend – Twittern wäre, wenn es unveränderlich und unwiderruflich wäre?“

Und über die Möglichkeit, eigene Aussagen wieder zu löschen, schrieb Twitter laut OSF auch: „Kein Anwender verdient diese Möglichkeit mehr als ein anderer. Ja, das Löschen eines Tweets ist ein Aufdruck der Stimme eines Nutzers.“

Einen deutschen Ableger von Politwoops gibt es nicht, und die US-Variante war schon im Juni von Twitter ausgesperrt worden. Jetzt darf die OSF auch Politiker in 30 weiteren Ländern, darunter Ägypten, Großbritannien, Indien, Irland, Kanada, Norwegen, Südkorea und die Türkei, nicht mehr für zurückgezogene frühere Aussagen verantwortlich machen. Zudem wurde Diplowoops ausgesperrt, das gelöschte Tweets von Diplomaten konservierte.

Die OSF verweist darauf, dass ihre Textsammlungen von Journalisten weltweit genutzt und zitiert wurden. Ihr Direktor Arjan El Fassed sagt: „Was Politiker öffentlich sagen, sollte für jeden verfügbar sein. Hier geht es nicht um Tippfehler, sondern um eine einmalige Einsicht, wie sich Mitteilungen gewählter Politiker ohne jeden Hinweis ändern können.“

Auch das britische Politwoops, das als @deletedbyMPs („von Parlamentsmitgliedern gelöscht“) auf Twitter aktiv ist, verweist auf mögliche Folgen für die Demokratie. Betreiber Jules Mattsson erklärte dem Guardian: „Es ist eine große Schande, dass Twitter so entschieden hat. Politwoops war ein wichtiges neues Werkzeug, um Politiker im Vereinigten Königreich wie auch im Ausland für ihre Aussagen zur Rechenschaft zu ziehen. Politiker sind wild darauf, Social Media im Wahlkampf einzusetzen, aber wenn wir die Möglichkeit verlieren, die Aussagen systematisch aufzubewahren, wird dies zu einem Einbahnstraßen-Werkzeug.“

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