Microsoft meldet Rekordverlust

Die angekündigte Abschreibung von 7,5 Milliarden Dollar auf das Smartphone-Geschäft führt zu einem Nettofehlbetrag von 2,05 Milliarden Dollar. Operativer Gewinn und Umsatz übertreffen jedoch die Erwartungen von Analysten. Beide Kategorien fallen aber geringer aus als vor einem Jahr.

Microsoft hat das vierte Geschäftsquartal 2015 mit einem Rekordverlust abgeschlossen. Die gestern veröffentliche Bilanz weist einen Nettofehlbetrag von 2,05 Milliarden Dollar oder 0,40 Dollar je Aktie aus. Belastet wird das Ergebnis wie erwartet durch eine Abschreibung von 7,5 Milliarden Dollar auf den Wert der Nokia-Übernahme sowie Restrukturierungskosten von 780 Millionen Dollar.

Microsoft-Schild vor Gebäude 99 des Redmond-Campus (Bild: Microsoft)Ohne diese beiden Posten beläuft sich der operative Gewinn des Softwarekonzerns in den Monaten April bis Juni auf 6,385 Milliarden Dollar oder 0,62 Dollar je Aktie, drei Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz ging um 5 Prozent auf 22,18 Milliarden Dollar zurück. Damit übertrifft Microsoft die Erwartungen von Analysten, die einen Bruttogewinn von 0,56 Dollar je Aktie bei Einnahmen von 22,06 Milliarden Dollar vorausgesagt hatten.

Der Kurs der Microsoft-Aktie gab im nachbörslichen Handel trotzdem um 3,98 Prozent oder 1,88 Dollar auf 45,40 Dollar nach. In den vergangenen 52 Wochen lag der Preis für einen Anteilsschein zwischen 40,12 und 50,05 Dollar. Den gestrigen Handelstag schloss die Aktie mit einem Plus von 0,77 Prozent ab.

Der Bereich Devices and Consumer steuerte 8,7 Milliarden Dollar (minus 13 Prozent) zum Gesamtergebnis bei. Microsoft zufolge schrumpfte der Windows-OEM-Umsatz um 22 Prozent. Mit seinen Surface-Tablets setzte das Unternehmen 888 Millionen Dollar um, 117 Prozent mehr als vor einem Jahr. Xbox- und Suchumsatz legten um 27 beziehungsweise 21 Prozent zu. Zudem verkaufte Microsoft 8,4 Millionen Lumia-Smartphones, 2,8 Millionen Einheiten mehr als vor einem Jahr.

Die mit Windows-Volumenlizenzen erzielten Einnahmen gingen um 8 Prozent zurück. Office-Produkte für Unternehmen verkauften sich ebenfalls schlechter als im Vorjahresquartal. Der Cloud-Umsatz kletterte hingegen um 88 Prozent, während sich der Bereich Server und Services um 4 Prozent verbesserte.

Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2015 weist einen Umsatz von 93,6 Milliarden Dollar und einen Nettogewinn pro Aktie von 1,48 Dollar aus. Im Jahr 2014 waren es 86,8 Milliarden Dollar Umsatz und 2,63 Dollar Profit je Aktie.

Anfang des Monats hatte Microsoft bereits die erneute Milliardenabschreibung auf sein Smartphone-Geschäft angekündigt. Dem Kaufpreis von 7,2 Milliarden Dollar stehen damit nun eine Wertberichtigung von 7,5 Milliarden Dollar sowie weitere 780 Millionen Dollar Restrukturierungskosten gegenüber. Sie werden für den Abbau von weiteren 7800 Stellen benötigt. Schon vor einem Jahr hatten bereits 18.000 Mitarbeiter die Kündigung erhalten – der größte Teil davon war im Rahmen der Nokia-Akquisition zu Microsoft gekommen.

[mit Material von Larry Dignan, ZDNet.com]

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Microsoft-Aktienkurs Juli 2015 (Screenshot: ZDNet.de)

Themenseiten: Cloud-Computing, Microsoft, Quartalszahlen, Windows

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6 Kommentare zu Microsoft meldet Rekordverlust

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  • Am 22. Juli 2015 um 9:59 von PeerH

    Yup, richtig: „Mit seinen Surface-Tablets setzte das Unternehmen 888 Millionen Dollar um, 117 Prozent mehr als vor einem Jahr.“ Aber man sollte im Hinterkopf haben, dass Microsoft mit dem ersten Surface etwa 950 Mio Umsatz und eine Abschreibung von etwa einer Milliarde hatte. Und die Werbekosten dürften auch für das aktuelle Surface nicht gering sein. Das Surface ist unter dem Strich noch immer nicht weiter gekommen.

    Von den Lumias wurden etwa 30% mehr verkauft, was schön ist – ich hab insgesamt für vier Käufe gesorgt – allerdings dürfte der Großteil im Niedrigpreissegment angesiedelt gewesen sein. Ergo dürften die Gewinne eher gering sein.

    Nadella wird nun genau hinsehen, ob er sich mit Ballmers Altlast weiter die Zahlen kaputt machen will. Endlos wird er das Abenteuer Surface/Lumia bzw. Win Phone nicht finanzieren wollen. Was ich schade finden würde.

  • Am 22. Juli 2015 um 11:40 von Chris v.D.

    Sorry aber das Surfacethema ist nicht an den Umsätzen und Gewinnen fest zu machen. Der definierte Anspruch der Reihe war es, Referenzgeräte zu bauen und das Verständnis für die Möglichkeiten von Windows 8 aufzuzeigen. Dass das Geld kosten würde war wohl klar, ob in der Höhe ist natürlich fraglich. Erst das Surface Pro 3 hat, zumindest laut Verlautbarungen aus Redmond, den Anspruch ein profitables Gerät zu sein.
    Für die Nokia-Übernahme galt wohl ähnliches. Sicherstellen, dass das Windows Phone System am Markt bleibt um für Dritte interessant zu bleiben. Ab wann man hier von Erfolg oder Miserfolg sprechen kann ist natürlich diskutabel, weiß man aber doch, dass Microsoft eher langfristig plant. Ob sich allerdings die X-Box Strategie wiederholen lässt, sei mal dahingestellt.

    • Am 22. Juli 2015 um 13:22 von PeerH

      Na ja: die Abschreibungen für die Win Phones waren dann doch arg heftig, als dass man das irgendwie als ’strategisch vorhersehbar‘ verteidigen könnte.

      Und das Surface: möglich, dass das eine Art Machbarkeitsstudie war, aber a. ist das ganz klar NICHT der Anspruch von Beginn an gewesen, Surface 1 wurde auch seitens Microsoft als Flop angesehen, insbesondere Surface RT, und b. mag es sein, dass das aktuelle Surface nicht am Umsatz und Gewinn gemessen wird – verkaufte Stückzahlen nennt Microsoft ja nicht.

      Letztendlich wird man in zwei, drei Jahren wissen, ob Microsoft wirklich eine langfristige Stategie verfolgt. Zumindest bei Win Phone scheint man davon abgegangen zu sein.

      Oder aber Nadella hat die Nase voll Ballmers Mist weiter ausbaden zu müssen, und setzt dem Experiment doch schneller ein Ende. ;-)

    • Am 22. Juli 2015 um 13:26 von PS:

      Und dafür hast Du sicher eine Quelle? „Der definierte Anspruch der Reihe war es, Referenzgeräte zu bauen und das Verständnis für die Möglichkeiten von Windows 8 aufzuzeigen.“

      Weil die ganze Werbung baut ja darauf auf, dass es das bessere Ultra-/Notebook darstellt. Das nur als Konzeptvoratellung zu verstehen, klingt beim zweiten nachdenken schon etwas unglaubwürdig.

      Sie hätten doch ganz sicher sehr viel mehr davon verkauft – indes: die Kunden wollten das Konzept nicht.

      Ob es ein Flop ist oder nicht, das weiß nur das MSFT Management – sie haben die Ziele definiert. Aber angesichts 10 Mio Apple iPad Air und etlichen Mio Android Tablets ist der Vergleich damit eher traurig. Und verglichen mit dem Macbook Air als Ultrabook Konkurrent, dürfte das Surface ebenfalls den Kürzeren gezogen haben.

  • Am 22. Juli 2015 um 16:29 von Mac-Harry

    Was diskutiert ihr hier? Wie die Microsoft Misserfolge zu werten sind? Ist doch egal. Misserfolg ist Misserfolg und der wird in Dollar gemessen und nicht in „Ui, ist das Surface toll jippe aj jeah“

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