Buchhaltungsskandal: Toshiba-CEO tritt zurück

Toshiba-President und –CEO Hisao Tanaka hat seinen Rücktritt erklärt. Auslöser ist ein Buchhaltungsskandal, der nach Ansicht der Regierung auch anderen japanischen Unternehmen schadet. Zwischen 2008 und 2014 schönte Toshiba seinen Bilanzen und blähte seine Gewinne um 151,8 Milliarden Yen (1,12 Milliarden Euro) auf.

Neben Tanaka hat auch sein Vorgänger Norio Sasaki, der derzeit stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender ist, das Unternehmen verlassen. Beide sollen nicht nur von den Manipulationen gewusst haben, sondern leitende Führungskräfte sogar angehalten haben, die Bilanzen so zu gestalten, dass sie einen Gewinn ausweisen. Die Leitung des Unternehmens übernimmt vorläufig der derzeitige Chairman des Board of Directors Masashi Muromachi.

Erste Details zu dem Buchhaltungsskandal wurden im April bekannt. Seit 2008 soll Toshiba Gewinne vorgezogen und Verluste zurückgestellt haben, um seine Zahlen zu schönen. Die angeblichen Erfolge hätten jedoch zu höheren Vorgaben für die nächsten Quartale geführt, was die einzelnen Geschäftsbereiche offenbar zwang, ihre Abrechnungen noch kreativer zu gestalten.

Toshiba muss nun seine Gewinne für die Jahre 2008 bis 2014 neu ermitteln. Dem Unternehmen drohen zudem Geldstrafen wegen der Manipulation seiner Bilanzen.

Ein ähnlicher Skandal hatte schon 2011 die japanische Wirtschaft erschüttert. Vor vier Jahren musste Olympus Unregelmäßigkeiten in seinen Quartalsberichten einräumen. Es hatte seine Gewinne um 1,7 Milliarden Dollar „nach oben korrigiert“. „Falls es Japan nicht gelingt, eine angemessene Unternehmenskontrolle einzuführen, könnte es das Vertrauen der Märkte verlieren“, sorgte sich damals Japans Finanzminister Taro Aso.

„In den vergangenen zehn Jahren haben sich japanische Unternehmen bemüht, weltweit anerkannte Regeln für die Unternehmenskontrolle wie Transparenz und unabhängige Aufsichtsräte zu übernehmen“, kommentiert Loizos Heracleous, Professor für Strategie und Organisation an der Warwick Business School. „Trotzdem bleiben Herausforderungen, vor allem Probleme bei der Zusammensetzung der Aufsichtsräte, die weniger unabhängige Direktoren haben als in anderen Märkten.“

Um zu verhindern, dass Investoren das Vertrauen in japanische Unternehmen verlieren, müssten die Regulierungsbehörden des Landes nun klarstellen, dass sie japanische Unternehmen genau kontrollierten und dass sich die Unternehmenskultur in Japan immer mehr den weltweiten Erwartungen annähere, ergänzte Heracleous.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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