Forscher: Akkuverbrauch erlaubt Tracking von Smartphones

Sie machen sich den Umstand zunutze, dass der Stromverbrauch von der Entfernung zur nächsten Basisstation abhängig ist. Andere Faktoren wie Mobilfunknutzung und Apps filtern die Forscher heraus. Bei Tests mit einem von ihnen entwickelten Schadprogramm liegt die Trefferquote bei rund 66 Prozent.

Forscher der Stanford University haben ein Verfahren entwickelt, das die Ortung von Smartphones anhand ihres Stromverbrauchs ermöglicht. Mobiltelefone benötigen mehr Energie, wenn sie weiter von einer Mobilfunk-Basisstation entfernt sind. Alleine diese Daten sind demnach ausreichend, um die Position eines Geräts zu ermitteln.

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Den Stromverbrauch durch andere Faktoren wie Mobilfunknutzung und Apps haben die Forscher nach eigenen Angaben herausgefiltert. Dafür wiederum nutzten sie Techniken des maschinellen Lernens.

„Der Gesamtstromverbrauch eines Telefons hat durch die Vielzahl an Komponenten und Anwendungen, die gleichzeitig Energie benötigen, sehr viele Hintergrundgeräusche“, schreiben Yan Michalevsky, Dan Boneh und Aaron Schulman von der Fakultät für Computerwissenschaften in ihrem Bericht (PDF). „Wir zeigen jedoch, wie es durch die Verwendung von Machine-Learning-Techniken möglich ist, den Standort abzuleiten.“

Den Wissenschaftlern ist es zudem gelungen, einen PowerSpy genannten Virus zu programmieren, der in zwei Drittel aller Versuche in der Lage war, den genauen Standort eines Nutzers zu ermitteln. Die bösartige App benötigte dafür keine Rechte für den Zugriff auf GPS, WLAN, Mobilfunknetz oder andere Standortdaten – sie fragte lediglich nach einem Netzwerkzugang und Zugriff auf Daten über den Akkuverbrauch.

„Das sind häufig benutzte Berechtigungen für Anwendungen, die wahrscheinlich auf Seiten des Opfers keinen Verdacht wecken“, so die Forscher weiter. „Durch das Auslesen des Stromverbrauchs über einen Zeitraum von wenigen Minuten kann eine Anwendung den Standort eines Nutzers erkennen.“

Getestet wurde das Verfahren unter realen Bedingungen mit Smartphones mit einem erheblichen Marktanteil. Die Technik lasse sich durch weitere Daten noch verfeinern, heißt es weiter in dem Bericht.

Darüber hinaus fordern die Forscher einen besseren Schutz für die Privatsphäre von Smartphone-Besitzern. „Unsere Arbeit zeigt, dass die Sicherheit verbessert werden muss, bevor man Anwendungen von Drittanbietern den Zugriff auf Sensoren gestattet.“

Ihre Tests haben die Forscher unter anderem mit den Google-Smartphones Nexus 4 und Nexus 5 durchgeführt. Schon im Vorwort ihrer Studie betonen sie allerdings, dass alle „modernen Mobilplattformen“ betroffen sind, die es Anwendungen erlauben, „den Stromverbrauch eines Mobiltelefons auszulesen“.

[mit Material von Matthew Broersma, TechWeekEurope]

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3 Kommentare zu Forscher: Akkuverbrauch erlaubt Tracking von Smartphones

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  • Am 25. Februar 2015 um 10:07 von oos

    Schön, dann wissen sie dass ein Smartphone mit ihrem Virus wo ist. Solange also die Verteilung sich auf eine überschaubare Menge erstreckt nutzbar. Vorausgesetzt, man verteilt den Virus nicht anonym.
    Ansonsten erhält man ein schönes Muster von „laufenden“ Smartphones. Mehr aber auch nicht.

  • Am 25. Februar 2015 um 11:43 von Martha Hübner

    Es gibt noch eine vierte Autorin des Papers, die hier nicht erwähnt wird: Gabi Nakibly (National Research and Simulation Center, Rafael Ltd.). Wahrscheinlich wurde die herausgestrichen, weil sich der Text sonst nicht gut liest. Man müsste dann ja auch die zweite Institution nennen, und einfach nur „Stanford“ hört sich natürlich prägnanter an.

    Aus Sicht der beteiligten Wissenschaftler ist eine derart verkürzte Darstellung immer sehr ärgerlich.

  • Am 25. Februar 2015 um 11:49 von Martha Hübner

    Im übrigen: Das Paper geht davon aus, dass man die typischen Routen einer Person vorher kennt. Diese vorher irgendwie gesammelten Daten werden als Muster verwendet. Ohne das funktioniert das maschinelle Lernen nicht.

    Fazit: Eine App, die NUR auf die Power Consumption zugreifen kann, kann die Position des Nutzers nicht aufdecken. Kritisch wird es erst, wenn diese Daten mit anderen vorher gesammelten Daten zusammengeführt werden.

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