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Aufbruch ins virtuelle Zeitalter

Man stelle sich eine Welt ohne Farben vor. Alles ist schwarz, weiß oder in Grauschattierungen. Trostlosigkeit und Fadheit würde um sich greifen. Eine Welt ohne Farben wäre eine sehr traurige Welt. Es ist noch nicht allzu lange her, da haben wir alle genau das erwartet: eine Welt der Computer ohne Farben.

Sasa Marinkovic, der Autor dieses Gastbeitrags für ZDNet, ist Head of Technology Solutions bei AMD.

Die Entwicklung von Grafikprozessoren für PCs vor 30 Jahren aber verbannte Schwarz-Weiß-Bildschirme und mit Grafik-Applikationen, Gaming und Unterhaltung kam eine Revolution in Gang. Dank unglaublicher Fortschritte bei Prozessorleistung, Grafik, Video- und Bildschirmtechnologie dauert diese Revolution weiter an und verändert die Welt der Computer grundlegend. Nutzer finden sich in ultra-realistischen Sphären visueller Möglichkeiten wieder – etwas, was sich noch vor zwei bis drei Jahrzehnten nur Science-Fiction-Autoren als Szenario hätten vorstellen können.

Die Bildqualität von Fernsehern und PCs hat sich kontinuierlich verbessert, wie die hochauflösenden 4K-Bildschirme und lebensechten Retina- oder Gorilla Glass-Displays beeindruckend zeigen. Ob groß oder klein, günstig oder teuer, stationär oder tragbar – fast jedes elektronische Gerät besitzt heute ein qualitativ hochwertiges Display. Und schon bald werden Geräte der nächsten Generation in Unterhaltungssystemen in Autos über „Smart Appliances“ verfügen.

Virtual Reality: Das Headset wächst über sich hinaus

Die heute beliebtesten „Virtual Reality Devices“ ähneln Kopfhörern und werden hauptsächlich von Gamern genutzt, um in Simulationen Objekte oder Charaktere über Maus, Tastatur, Stimme oder Handbewegungen zu steuern und zu manipulieren.

Die Nutzung dieser miteinander kombinierten Technologien funktioniert zwar gut, erfordert aber eine fixe Position vor einem Computer. Man stelle sich vor, diese Einschränkung könne aufgehoben werden. Anstelle von Headset, Maus und Tastatur würden allein Gesten, Berührung oder Stimme genügen. Hinzu käme eine sensorische Klangexplosion durch Surround-Sound und eine Reihe miteinander verbundener riesiger, hochauflösender Bildschirme – die lebensechte Erfahrung einer virtuellen Realität, die ganz nah an Star Trek´s „Holodeck“ herankäme, wäre perfekt. Aber noch ist es nicht so weit. Noch nicht.

Völliges Eintauchen in die Virtual Reality

Die nächste Stufe ist ein völliges Eintauchen ins Home Entertainment. Man sitzt mit Freunden zusammen zum Film- oder Gaming-Spaß. Anstelle einer Fernbedienung zur Steuerung des Players oder einer Konsole erteilt man Sprachbefehle, die bewirken, dass ein Film abgespielt oder ein Spiel gestartet wird. Man ist automatisch sofort Teil des Ganzen und agiert in Autorennen oder anderen Welten.

Dies ist natürlich kein neues Konzept mehr. Das „smarte TV“ ist inzwischen omnipräsent. Dennoch werden die Virtual-Reality-Technologien ständig verfeinert und ermöglichen immer authentischere Interaktionen, so dass eine neue Dimension des Entertainments der Realität immer näher kommt.

Das Entertainment von morgen verspricht eine allumfassende Welt lebensechter Interaktion, bei der der Zuschauer Teil der Handlung wird, die Charaktere wirklich zu leben beginnt und Einfluss auf die Handlung nimmt. Das ist Immersion, also das völlige Eintauchen in virtuelle Welten, was in der Industrie als „Surround-Computing-Vision“ bezeichnet wird.

Was wird also noch kommen?

Um dies zu verwirklichen, müssen leistungsfähige Geräte entwickelt werden, die diese Stufe visueller Realität kreieren können. Die gute Nachricht ist: Die Technologien, die dafür den Grundstein legen, existieren bereits heute.

Das Gehirn aller Computer ist heutzutage der Mikroprozessor. Er wird immer kleiner, leistungsfähiger und stromsparender. Die neueste Kategorie an Prozessoren – Accelerated Processing Units (APUs) – ist eine unerlässliche Grundlage für die Zukunft visuellen Computings, da sie die Produktivitätsabläufe einer CPU mit den visuellen Abläufen des Grafikprozessors verbindet. Diese Technologie ermöglicht heute schon alles: von PCs über Spielekonsolen hin zu Cloud-Servern, Cockpit-Displays in Flugzeugen, medizinischen Geräten, digitalen Signaturen und vielem mehr.

Doch wenn das Fundament vorhanden ist, bedeutet das nicht automatisch, dass auch die darauf aufbauende Technologie erfolgreich sein wird. Um dies voranzutreiben, benötigt die Industrie Hardware-Standards, die es allen Software-Entwicklern ermöglichen, das Maximum aus den Technologien herauszuholen. Entwickler sollten Programme schreiben können, die auf jedem Betriebssystem und Gerät laufen und dank des Prozessors mehr Leistung bei geringerem Stromverbrauch bieten.

Diese Umgebung gibt es heute noch nicht. Aber der richtige Weg sind Projekte, wie das von 50 führenden Hightech-Unternehmen und Universitäten angestoßene, die sich in der HSA Foundation zusammengeschlossen haben, um gemeinsam lizenzfreie Standards zu entwickeln, um so der Herausforderung heterogener Systemarchitekturen zu begegnen.

Die Zukunft ist zum Greifen nahe

Wir sind von Milliarden von Bildschirmen umgeben. Diese Zahl wird noch so lange ansteigen, bis eine bahnbrechende Technologie diese Bildschirme überflüssig machen wird. Aber bis dahin sind sie eine unverzichtbare Schnittstelle.

Bildschirme sind das entscheidende Bindeglied in unserem Alltag geworden – von dem Moment, in dem wir aufstehen und die Wettervorhersage checken bis wir ins Bett gehen und ein E-Book lesen oder die Nachrichten schauen. Wahrscheinlich können die Wenigsten die technischen Unterschiede zwischen verschiedenen Displays benennen, aber die visuellen Inhalte, die wir über die Bildschirme aufnehmen, haben vermutlich den größten Einfluss darauf, wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen.

Die Ära des Surround Computing ist ein Türöffner zu einer Welt intelligenter, energieeffizienter Technologie, die uns ganz selbstverständlich mit einem Universum der Information und Fantasie verbindet. Wie wir unsere Welt wahrnehmen wird deutlich fesselnder, realistischer und lebensechter sein, als alles zuvor.

AUTOR

Sasa Marinkovic ...

... ist Head of Technology Solutions bei AMD. Dessen x86/ARM-Mikroprozessoren und Grafiklösungen sind eigenen Angaben zufolge in Millionen smarter Geräte wie PCs, Tablets, Spielkonsolen und Cloud-Servern integriert und sollen auf diese Weise eine Ära des Surround-Computings mitbestimmen.

Rainer Schneider

Seit September 2013 ist Rainer hauptsächlich für ITespresso im Einsatz, schreibt aber gerne auch mal hintergründige Artikel für ZDNet und springt ebenso gerne für silicon ein. Er interessiert sich insbesondere für die Themen IT-Security und Mobile. Sein beständiges Ziel ist es, die komplexe IT-Welt so durchsichtig und verständlich wie möglich abzubilden.

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