China fordert Code-Einsicht und Hintertüren in Banken-IT

Ausländische Hersteller müssen einem neuen 22-seitigen Dokument zufolge Quelltexte offenlegen, in Prüfungen einwilligen und Hintertüren in Hard- wie Software einbauen. Eine US-Gruppe um die Handelskammer protestiert. Sie sieht Protektionismus und wünscht sich "dringend Diskussionen" über die Maßnahmen.

Die chinesische Regierung hat strengere Vorschriften für ausländische Firmen erlassen, die Computerausrüstung für chinesische Banken liefern. Dem 22-seitigen Dokument zufolge müssen sie Quelltexte offenlegen, in Prüfungen einwilligen und Hintertüren in Hard- wie Software einbauen. Dies ist laut US-Medien nur die erste einer ganzen Reihe geplanter Maßnahmen.

China und IT (Bild: News.com)

Die New York Times berichtet aber auch von einem Protestbrief gegen die neuen Regeln, den ausländische Firmen und die US-Handelskammer unterzeichnet haben. Er richtet sich an ein Cybersecurity-Komitee der Kommunistischen Partei. Darin heißt es, die Maßnahmen liefen letztlich auf Protektionismus hinaus. Die US-Gruppe fordert „dringende Diskussionen und Dialoge“ über „den zunehmenden Trend“, aufgrund angeblicher Cybersicherheitsmaßnahmen nur in China entwickelte und dort kontrollierte Produkte einzusetzen.

Im Mai 2014 hatte Bloomberg berichtet, die Regierung dränge chinesische Banken, Hardware von IBM stillzulegen. Zugleich kündigte China an, es werde in dem Land operierende Technikfirmen eingehend überprüfen, um mögliche Verstöße gegen die nationale Sicherheit aufzudecken.

Trotz dieses offenen Misstrauens konnte IBM im August 2014 die weltgrößte Handelsbank Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) als Vorzeigekunden gewinnen. Sie nutzt als erste Finanzeinrichtung weltweit seine neue Mainframe-Technik System z GDPS active/active für unterbrechungsfreie Verfügbarkeit und Disaster Recovery. Die Anlage wird in einem Rechenzentrum in Schanghai installiert.

Der chinesische Markt verspricht ausländischen Firmen gewaltige Einnahmen, sie müssen sich aber zugleich einem engen Regelsystem einfügen, das der Zensur und Kontrolle der Bevölkerung ebenso dient wie der Bevorzugung chinesischer Firmen und das – erst recht seit den NSA-Enthüllungen – von Misstrauen gegenüber ausländischen Herstellern geprägt ist.

Google beispielsweise hatte sich 2010 aus dem chinesischen Festland zurückgezogen und betreibt nun chinesischsprachige Seiten von Servern der Sonderverwaltungszone Hongkong aus, die zunehmend durch das Zensursystem Great Firewall geblockt werden. Es erwägt aber offenbar eine Rückkehr – ist doch sein Betriebssystem Android in China immens populär, ohne dass Google davon profitieren könnte: Es betreibt keinen Google Play Market für China.

Für Apple nimmt die Bedeutung von China als Absatzmarkt stetig zu; Beobachter warten gespannt auf den Tag, an dem es mehr iPhone-Verkäufe in China als in den USA melden wird. Um dieses Wachstum nicht zu gefährden, soll CEO Tim Cook Ende letzten Jahres sogar in eine Code-Prüfung durch chinesische Behörden eingewilligt haben, um so nachweisen zu können, dass iOS keine Hintertür für die NSA enthält.

Umgekehrt ist das Misstrauen übrigens nicht geringer. Sowohl die USA als auch Australien haben Huawei schon von einer Beteiligung an Breitbandprojekten ausgesperrt. Die bisher unbewiesenen Anschuldigungen bestritt Huawei-CEO Ren Zhengfei vergangene Woche in Davos einmal mehr.

[mit Material von Aimee Chanthadavong und Leon Spencer, ZDNet.com]

Themenseiten: Apple, Business-Software, China, Google, Huawei, IBM, Secure-IT

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2 Kommentare zu China fordert Code-Einsicht und Hintertüren in Banken-IT

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  • Am 30. Januar 2015 um 14:25 von Judas Ischias

    Je mächtiger man wird, um so mehr Forderungen kann man stellen.
    Dann lässt auch vielleicht die Vor-Ort-Spionage nach, da die Firmen in China ihre Geheimnisse offenbaren müssen. ;)

  • Am 30. Januar 2015 um 14:36 von TomTom

    Naja, sehr verwundert bin ich nicht.
    Dann ist China ja bald auf US-Standard. Nur geht China mit den Forderungen diesmal offener um.

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