Bericht: Gehackte US-Krankenhauskette war Heartbleed-Opfer

Der Diebstahl von 4,5 Millionen Patientendaten bei der US-Krankenhauskette Community Health Systems (CHS) war durch die Heartbleed-Lücke in OpenSSL möglich. Das berichtet David Kennedy, CEO von TrustedSec sowie früherer NSA-Angestellter. Ihm zufolge setzte CHS nicht gepatchte Netzwerk-Hardware von Juniper ein.

Der Vorfall wäre damit der bisher größte aus Heartbleed (CVE-2014-0160) resultierende. Zwar patchte OpenSSL die Lücke im April, die Angreifer kamen aber wohl der Krankenhaus-IT zuvor: Die Attacke hat sich wahrscheinlich zwischen April und Juni ereignet. Der Sicherheitsanbieter Mandiant, der zu FireEye gehört, hat sie nach China zurückverfolgt.

Die Heartbleed-Lücke hatten das finnische Unternehmen Codenomicon und Neel Mehta von Google Security entdeckt. Angreifer können damit an zufällige Daten aus dem Speicher eines Servers gelangen, unter denen sich auch Verschlüsselungszertifikate oder andere kritische Informationen befinden können. Mit einem solchen Zertifikat wäre es beispielsweise möglich, sich gegenüber Dritten als der angegriffene Server auszugeben.

Angriffe via Heartbleed sind so gut wie unentdeckbar. Zur Zeit der Entdeckung dürften nach Schätzungen zwei Drittel aller Websites weltweit betroffen gewesen sein – einschließlich Social Networks und Banken.

Den anonymen Quellen von TrustedSec zufolge war die Heartbleed-Lücke in den Remote-Access-Systemen fürs Krankenhauspersonal ungepatcht. Die Angreifer gelangten nach ihrer Darstellung an die Zugangsdaten eines Mitarbeiters, die sich gerade im RAM eines Juniper-Systems befanden. So konnten sie sich ins VPN und von dort aus in die Patientendatenbank einloggen.

TrustedSec kommentiert: „Dies ist der erste bestätigte Sicherheitsvorfall, bei dem der ursprüngliche Angriffsvektor der Heartbleed-Lücke galt. Was wir hier lernen können, ist, dass wir uns im Fall einer (seltenen) Lücke wie Heartbleed ohne Verzögerung der Behebung zuwenden müssen. Durch schnelle Reaktion hätte der komplette Angriff von vornherein verhindert werden können.“

Ende Juni waren laut dem Sicherheitsunternehmen Errata Security noch mehr als 300.000 Server weltweit für Heartbleed anfällig. Damals hieß es, die Zahl der Server, die eine unsichere Version von OpenSSL verwenden, habe sich seit Entdeckung der Lücke Anfang April halbiert.

Nach Angaben von CHS, das 206 Krankenhäuser in 29 Bundesstaaten verwaltet, wurden unter anderem Namen, Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten und Sozialversicherungsnummern von Patienten gestohlen. Auf Kreditkartendaten und Patientenakten hatten die Hacker offenbar keinen Zugriff. Reuters zufolge ist es der größte Diebstahl von Patientendaten seit 2009, als die US-Regierung derartige Vorfälle zu überwachen begann.

[mit Material von Max Smolaks, TechWeekEurope.co.uk]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

EU-Datenschützer kritisieren Facebooks „Zustimmung oder Bezahlung“-Modell

Ohne eine kostenlose Alternative, die ohne Zustimmung zur Verarbeitung personenbezogener Daten zu Werbezwecken auskommt, ist…

1 Stunde ago

Europol meldet Zerschlagung der Phishing-as-a-Service-Plattform LabHost

LabHost gilt als einer der größten Phishing-Dienstleister weltweit. Die Ermittler verhaften 37 Verdächtige, darunter der…

3 Stunden ago

DE-CIX Frankfurt bricht Schallmauer von 17 Terabit Datendurchsatz pro Sekunde

Neuer Datendurchsatz-Rekord an Europas größtem Internetknoten parallel zum Champions-League-Viertelfinale.

14 Stunden ago

Samsungs neuer LPDDR5X-DRAM erreicht 10,7 Gbit/s

Die neuen Chips bieten bis zu 25 Prozent mehr Leistung. Samsung steigert auch die Energieeffizienz…

18 Stunden ago

Cisco warnt vor massenhaften Brute-Force-Angriffen auf VPNs

Betroffen sind Lösungen von Cisco, Fortinet, SonicWall und anderen Anbietern. Die Hacker nehmen Konten mit…

19 Stunden ago

Cybersicherheit in KMUs: Es herrscht oft Aufholbedarf

Immer häufiger müssen sich Betriebe gegen Online-Gefahren wehren. Vor allem in KMUs werden oft noch…

1 Tag ago