Verkürzte Akkulaufzeit: Google will Stromfresser-Bug in Chrome beheben

Nach jahrelangen Beschwerden nehmen sich die Chrome-Entwickler eines Fehlers an. Was als beschleunigendes Feature beabsichtigt war, verkürzt die Akkulaufzeit von Windows-Notebooks. Der Google-Browser erzeugt einen Timer-Interrupt pro Millisekunde und beeinträchtigt damit die Stromsparmechanismen des Betriebssystems.

Google hat sich erneut eines Fehlers in seinem Browser Chrome angenommen, der die Akkulaufzeit bei Windows-Notebooks um bis zu 25 Prozent verkürzen kann. Das seit Jahren monierte Problem nahmen die Chrome-Entwickler erst ernsthaft zur Kenntnis, als in diesem Monat eine Veröffentlichung in Forbes auf seine weitreichenden Folgen aufmerksam machte.

Google Chrome

Was sich bei Notebooks mit Windows als Bug erweist, war tatsächlich als Feature für Desktop-Systeme beabsichtigt. Als eine von vielen Methoden zur Beschleunigung weckt Chrome den Prozessor besonders häufig auf. Während Windows ihn in der Grundeinstellung nur im Abstand von 15,6 ms weckt und damit für 64 Timer-Interrupts je Sekunde sorgt, verkürzt Chrome das auf 1 ms. Indem es beständig 1000 Interrupts je Sekunde erzeugt, beeinträchtigt es zugleich die Stromsparmechanismen des Betriebssystems.

Das kann bis zu einem Viertel der Akkulaufzeit kosten, wie Microsoft schon vor Jahren warnte. Das Problem verschärft sich, weil die verkürzten Interrupt-Intervalle sich auf alle laufenden Anwendungen auswirken. Die Browser-Rivalen IE und Firefox verstellen den Timer nur bei echtem Bedarf, wenn etwa ein Flash-Video abgespielt wird, und stellen ihn anschließend wieder auf den Standardwert zurück. Chrome hingegen verkürzt das Timer-Intervall immer auf eine Millisekunde und stellt den Wert während seiner gesamten Laufzeit nicht zurück.

Es bleibt daher bei erhöhtem Stromverbrauch, auch wenn Chrome nicht aktiv benutzt wird. Eine Rückstellung des Timers erfolgt tatsächlich erst, wenn der Browser geschlossen wird. Bei anderen Browsern tritt das Problem nicht auf. Chrome auf Mac OS X und Linux sind ebenfalls nicht betroffen, da diese Betriebssysteme „tickless timers“ einsetzen.

Bug-Reports sprachen das Problem schon in den Jahren 2008 und 2010 an. Obwohl die Chrome-Entwickler 2010 eine Lösung des Problems meldeten, wurde es später erneut beobachtet. Ein im September 2012 eingereichter Bug-Report fand erst jetzt gebührende Aufmerksamkeit. Die Entwickler versprachen, sich des Stromfresser-Bugs nun mit hoher Priorität anzunehmen. Sie müssen dafür sorgen, dass die Timer-Intervalle von Windows nur bei tatsächlichem Bedarf verkürzt werden – und zur Schonung der Akkulaufzeit nicht bei batteriebetriebenen Notebooks.

Zu den entschiedenen Kritikern verkürzter Timer-Intervalle gehört der Spieleentwickler Bruce Dawson. Da sie die Akkulaufzeit beeinträchtigen und auch den Stromverbrauch erhöhen, wirft er Programmierern in einem Blogeintrag Megawatt-Verschwendung durch diese Praxis vor. Wie er mit dem Tool Clockres herausfand, macht sich allerdings Microsoft beispielsweise mit SQL Server und Visual Studio der gleichen Verfehlung schuldig.

[mit Material von Jack Schofield, ZDNet.com]

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4 Kommentare zu Verkürzte Akkulaufzeit: Google will Stromfresser-Bug in Chrome beheben

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  • Am 22. Juli 2014 um 17:36 von Na ...

    … seit 2008 ein Problem, das ist ja nicht so lange … lutscht ja nur den Akku aus. ;-)

    Ich fände es ja mal toll, wenn diese sch… Browser nicht so gierig RAM belegen würden.

    • Am 22. Juli 2014 um 22:02 von Judas Ischias

      Aber immerhin wird nach so langer Zeit trotzdem noch versucht das Übel zu beenden!
      Google hätte das Problem ja auch aussitzen können, dann hättest Du doch einen guten Grund zum meckern gehabt.;)

  • Am 23. Juli 2014 um 9:07 von M@tze

    Also wenn von 2008-2014 „nicht“ aussitzen ist, weiß ich auch nicht… ;) So wie sich der Artikel liest, wurde der Bug jetzt auch nur angegangen, weil Forbes darüber berichtet hat.

    • Am 23. Juli 2014 um 12:20 von Judas Ischias

      Na einen guten Kundenservice kann man diese lange Zeit ja gewiss nicht nennen.
      Aber man hätte, Bericht hin oder her, es dann weiter ignorieren können.
      Da kommt es auf ein paar Jahre mehr auch nicht mehr an.

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