Sundar Pichai weist Apples Android-Kritik zurück

Apple-CEO Tim Cook bezeichnete Android als "giftigen Höllen-Eintopf" von Malware und Fragmentierung. Android-Chef Pichai verweist auf von Apple zur WWDC angekündigte Features, die "wir vor vier oder fünf Jahren gemacht haben". Es sei für ihn schwieriger, eine Plattform mit vielen Partnern zu organisieren - aber diese Herangehensweise sei letztlich überlegen.

Android-Chef Sundar Pichai hat Kritik von Apple-CEO Tim Cook zurückgewiesen und erklärt, dass Android als Plattform mit vielen Partnern letztlich überlegen sei. Pichai äußerte sich dazu gegenüber Business Week – und kurz vor seinem Auftritt auf der heute startenden Entwicklerkonferenz Google I/O, auf der er zahlreiche Neuerungen rund um Googles Mobilbetriebssystem vorstellen wird.

Er reagierte offensichtlich auf Bemerkungen, die Cook in seiner Keynote auf Apples Entwicklerkonferenz WWDC einstreute. Der Apple-Chef hatte Android einen „giftigen Höllen-Eintopf“ von Malware und Fragmentierung genannt und damit ausgerechnet eine Überschrift des ZDNet.com-Kolumnisten Adrian Kingsley-Hughes zitiert, der sich eigentlich als großer Android-Fan bekennt.

Sundar Pichai, Senior Vice President für Android, Apps und Chrome bei Google, hat auf der Konferenz South by Southwest ein SDK für Android-Wearables angekündigt (Bild: Daniel Terdiman / CNET).Sundar Pichai, Senior Vice President für Android, Apps und Chrome bei Google
(Bild: Daniel Terdiman / CNET).

 

Sundar Pichai sieht Apples Vorwurf eines angeblich fragmentierten und unsicheren Android als ungerechtfertigt an: „Es muss erlösend für sie sein, wenn sie aufwachen und über ihr Gerät, ihre Software nachdenken und sich sagen: ‚He, ich kann sogar die Chipset-Jungs anrufen und ihnen sagen, wie der Chip aussehen soll.‘ Ich muss hingegen darüber nachdenken, wie ich eine Plattform schaffe, so viele Leute wie möglich mit auf die Reise nehme und es optimal hinbekomme. Ich bin überzeugt, dass es letztlich eine überlegene Herangehensweise ist, aber sie ist natürlich auch wesentlich anstrengender.“

Auf seiner jüngsten WWDC habe Apple „Dinge angekündigt, die wir in Android vor vier oder fünf Jahren gemacht haben“, merkte der bei Google für Android sowie Chrome verantwortliche Pichai außerdem an. „Alle Daten verraten mir, dass die Menschen Android schneller annehmen als jedes andere Betriebssystem“, fügte er hinzu. Apple billigte er zu, eine „großartige Show“ zu veranstalten. „Mache ich mir Sorgen über das, was sie machen? Ja. Es ist eine großartige Firma. Ich denke, sie stellen ein sehr gutes Produkt her, und es ist vertikal integriert, wodurch sie gewisse Dinge schneller umsetzen können.“

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Apple-Chef Tim Cook gab Pichai dennoch den guten Rat, sich mit seinen kritischen Bemerkungen zurückzuhalten: „Man sollte vorsichtig sein, wenn man einen Mercedes für 100.000 Dollar baut, und sich nicht die übrige Autobranche ansehen, um sie mit Kommentaren zu überziehen.“

So deutliche Sätze sind eher ungewöhnlich für Pichai, wie aus dem ausführlichen Porträt in Business Week hervorgeht. Der renommierte Journalist Brad Stone, auch bekannt als Autor eines Buchs über Jeff Bezos und Amazon, zeichnet Pichai darin als einen ausgesprochen taktvollen und umgänglichen Manager, der bei Googles Mitarbeitern rundum beliebt ist.

Der Beitrag enthüllt auch die Umstände, unter denen es zur Ablösung seines Vorgängers Andy Rubin kam. Demnach soll Android-Gründer Rubin sehr auf die Eigenständigkeit der Android-Abteilung geachtet und sie von anderen Google-Bereichen abgeschottet haben. Auch sei es Rubin darum gegangen, die Plattform neutral zu halten und Entwicklern von außerhalb die gleichen Chancen wie internen Diensten wie etwa dem Social Network Google+ zu geben. Über solche strittigen Fragen sei es sogar zu Schreiduellen in Googles Führungsetage gekommen. Auch manche Herstellungspartner hätten die Zusammenarbeit mit ihm als schwierig empfunden. Rubin trat schließlich zurück und konzentriert sich seither auf ein Robotik-Projekt bei Google, über das noch wenig bekannt ist.

Seinem diplomatischeren Nachfolger Pichai fiel es unter anderem zu, aufgekommene Differenzen mit Samsung zu glätten. In mehreren Treffen mit Samsung-CEO J.K. Shin erreichte Pichai, dass Samsung von seiner eigenen Benutzeroberfläche Magazine UX abrückte und zusagte, seine Android-Modifikationen zu reduzieren und seine Smartphones sowie Tablets mit einer weniger vom puren „Stock-Android“ abweichenden Oberfläche anzubieten.

Gelassen sieht der Android-Chef Samsungs Engagement für das quelloffene Betriebssystem Tizen. „Ich sehe Tizen als eine Wahlmöglichkeit für die Anwender“, sagte er. „Wir müssen sicherstellen, das Android die bessere Wahl ist.“

[mit Material von Chris Matyszczyk, News.com]

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18 Kommentare zu Sundar Pichai weist Apples Android-Kritik zurück

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  • Am 26. Juni 2014 um 4:03 von Cloon

    Bevor er behauptet Apple habe Funktionen von Android kopiert, sollte er sich mal überlegen woher er sein komplettes OS kopiert hat.

    • Am 26. Juni 2014 um 8:19 von punisher

      Genau, das komplette System ist von Apple kopiert. Du bist fast so lustig wie der, der es zu seiner Zeit auch behauptete und deswegen auch Krieg zu führen bereit war.

  • Am 26. Juni 2014 um 9:09 von M@tze

    Leseschwaeche? Im Gegensatz zu Apple hat der gute Mann nichts von kopieren gesagt (habe Apple “Dinge angekündigt, die wir in Android vor vier oder fünf Jahren gemacht haben”). Er hat nur erwähnt, das Dinge in iOS eingebaut wurden, die in Android schon lange Standard sind. Das Google diese Sachen erfunden hätte, wurde nicht gesagt. Anders als bei Apple, wo sich jeder begeistert selber auf die Schulter klopft, was man wieder tolles „erfunden“ hätte. Im Gegenteil, er lobt Apple sogar noch (“Mache ich mir Sorgen über das, was sie machen? Ja. Es ist eine großartige Firma. Ich denke, sie stellen ein sehr gutes Produkt her, und es ist vertikal integriert, wodurch sie gewisse Dinge schneller umsetzen können.”), aber das hat ihr Filter anscheinend einfach wieder ausgeblendet…

  • Am 26. Juni 2014 um 13:21 von Ihr meint ...

    … so wie Google in the Car, Google Health, Google TV? Fakt ist doch: Apple legt mit einem neuen Segment vor, und Google zieht nach. Für manche ist das kopieren, für andere ‚Innovation‘. ;-)

    • Am 26. Juni 2014 um 14:11 von hamster

      wir freuen uns auf apples innovationen, wie iwatch und einem unergonomischen iphone, das größer als 4″ ist :D
      mister noname-apfel, sieh mal zu, dass deine hand wächst, sonst wirste mit dem iphone6 nicht klar kommen.

      • Am 26. Juni 2014 um 21:08 von Sorry ....

        … aber zuerst war das Gerücht im Markt, Apple würde an einer iWatch bauen – und dann wollte Samsung erster sein, und der Rest zog nach. Dabei gab es bereits smarte Watches.

        Aber: es gab auch MP3 Player, Smartphones etc, und dennoch hat Apple den Maßstab gesetzt, den all danach aufgegriffen haben.

        Es kommt nicht darauf an, Erster zu sein, sondern der Beste. ;-)

    • Am 26. Juni 2014 um 14:24 von IN2FIRE

      Apple ist und bleibt ein Nischenanbieter.

      • Am 26. Juni 2014 um 14:43 von Hi, hi...

        …wofür so mancher ausgesprochen dankbar ist.
        Ich, zum Beispiel. Von mir aus dürfte die Nische noch kleiner sein!

  • Am 26. Juni 2014 um 14:21 von Ach, Sie meinen ...

    … sicher dieses innovative Apple CarPlay, was auf Blackberry QNX basiert? Das ist natürlich wirklich eine echte Innovation! :)

    • Am 26. Juni 2014 um 21:14 von Bestimmt

      Deswegen hat Google natürlich sofort nachgezogen, weil es keine Innovation ist? ;-)

      Das Ergebnis zählt … und QNX mag darunter liegen, kenne ich seit 1995/6, lief auf einer Diskette und ist Klasse, aber ohne Aufsatz ist das eben nur etwas Halbes.

      Und man sieht gut daran: Google folgt meistens Apple, hingegen Apple z.B. die Glass egal ist – weil sie sicher sind, dass es nicht funktionieren wird. Bisher sieht es eher nach Flop aus, aber mal sehen, ob und wann es ein echtes Produkt wird.

  • Am 26. Juni 2014 um 16:40 von Das kann...

    … ich mir vorstellen. Dann kommt man sich gleich noch viel „elitärer“ vor, oder? Das treibt sicher so manchem Apple User sowieso regelmäßig die Tränen in die Augen, das auch „Hans Mueller von der Stadtreinigung“ sich „erdreistet“ die illustre Apple Gemeinschaft mit seiner Mitgliedschaft zu stören, oder? ;)

    • Am 26. Juni 2014 um 17:36 von hamster

      :D seh ich genauso. all die möchte-gern´s. früher waren es in den meisten fällen kreative leute. leute die individuell sein wollten. heute sind die meisten äpfel nur iwelche schnösel, die sich über samsung und android aufregen :D

      • Am 26. Juni 2014 um 21:22 von Spricht da der Neid?

        Komisch, aber irgendwie behaupten nur Nicht-Apple Nutzer, dass Apple was ‚Besonderes‘ ist. Dabei gibt es mindestens genauso viele Android Nutzer, die sich am Samsung/Nexus einen, hmm, ‚abfreuen‘.

        Die große Masse nutzt das Gerät einfach, und denkt gar nicht daran, anzugeben, oder auf dicke Eggies zu machen.

        Warum auch. Fast jeder kann sich sowohl die teureren Androiden, als auch das iPhone leisten. Der Unterschied liegt darin, dass viele sich bewusst für das iPhone entscheiden, weil es einfach gut ist, und viele bewusst gegen ein iPhone, weil sie ‚anders‘ sin wollen.

        So mehr ‚Open Source‘, rebellischer (Freiheit durch Google), oder hey, Breitreifen und Fuchsschwanz App. ;-)

        Apple User interessieren sich weniger für Breitreifen, das Ding muss nur laufen. Alle sind gleich. Und bei Android ist es extrem wichtig die technischen Daten zu wissen, weil sonst jemand einen Dickeren hat. Und weil es vielleicht doch noch ruckelt, trotz Achtkerner … ;-)

    • Am 26. Juni 2014 um 20:05 von Hi, hi...

      …elitär? Nein, durchaus nicht! Weniger gewöhnlich? Ja, warum nicht!
      Wenn mich das von androidem Geprolle unterscheidet, dann auf jeden Fall! Und dabei müsste es nicht mal Apple sein, BlackBerry oder WindowsPhone oder sogar Symbian könnten es genauso sein!

      • Am 26. Juni 2014 um 21:37 von Nun

        Mancher kann sich nur einen Dacia leisten, mancher einen Porsche, und beide wollen nur mobil sein.

        Wer bequem und sicher, mit etwas Spaß ans Ziel kommen will UND es sich leisten kann, der kauft halt Porsche/BMW/Daimler. Wer einfach nur praktisch denkt, ans Ziel kommen will, und wem das nicht viel Geld Wert ist, der fährt Dacia.

        Keiner ist besser oder schlechter. Beide kommen ans Ziel. Und wenn einige sich toll finden, dass sie Porsche fahren, ist es ihr Problem.

        Meistens denken aber nur Nicht-Porsche Fahrer, dass Porsche Fahrer so ticken. Die meisten wollen einfach nur fahren. Und wenn man viel Geld hat, gibt man eben mehr für’s Auto aus. Deswegen ist man nicht automatisch ein Schnösel.

        Aber klar: einige werden von Neid zerfressen, und platzen geradezu vor Vorurteilen – nur liegt das daran, dass sie selber eben einen auf Larry machen würden, könnten sie sich einen Porsche leisten. ;-)

  • Am 27. Juni 2014 um 9:24 von M@tze

    „Wenn mich das von androidem Geprolle unterscheidet,…“ – der war lustig, Harry! :) Besser konntest Du das Apple-User Klischee gar nicht erfüllen…

    • Am 27. Juni 2014 um 10:33 von Hi, hi...

      …das besonders dumme (und offensichtlich androidentypische) an Deinem Kommentar, ist der völlig aus der Luft gegriffene Vorwurf, ich könnte irgend jemand ganz Bestimmter sein, nur weil ich mich nicht an eurem „in den Himmel loben des Android-Betriebssystems“ beteilige.
      Bin noch nie Mac-Harry gewesen! Tut mir Leid, Dich enttäuschen zu müssen.

  • Am 28. Juni 2014 um 3:15 von coriandreas

    Finde es völlig uninteressant, wer von wem kopiert, denn es tun alle. Ja! Alle! Jeder von jedem! Das ganze Gequatsche, ob von CEO’s oder der Community ist: Kindergartenniveau.

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