LulzSec-Hacker „Sabu“ darf auf milde Strafe hoffen

Nach üblicher Urteilspraxis hätte Hector Xavier Monsegur, wie Sabu mit bürgerlichem Namen heißt, mit 21 bis 26 Jahren Gefängnis zu rechnen. Doch aufgrund seiner "extrem wertvollen" Mitwirkung als FBI-Informant kommt er nun wahrscheinlich frei. Seine Informationen führten zu weiteren Verhaftungen und halfen angeblich, 300 Hackerangriffe zu verhindern.

Aufgrund einer Prozessabsprache und seiner Informantendienste für das FBI erwartet den LulzSec-Hacker Hector Xavier Monsegur – weithin als „Sabu“ bekannt – eine relativ milde Strafe. Er könnte noch in dieser Woche aus der Haft entlassen werden, obwohl ihm ursprünglich eine langjährige Gefängnisstrafe drohte.

Hector Xavier Monsegur, auch als "Sabu" bekannt (Screenshot: CNET)Hector Xavier Monsegur, auch als „Sabu“ bekannt (Screenshot: CNET)

In einer Eingabe an das US-Bundesbezirksgericht loben die Ankläger seine „extrem wertvolle und produktive“ Mitwirkung als Informant der Ermittlungsbehörden. Eine lange Gefängnisstrafe solle ihm daher erspart bleiben – für angemessen erklären sie sieben Monate Haft, die Sabu schon hinter Gittern verbrachte. Das Schriftstück erwähnt dazu, dass Monsegur nach der üblichen Urteilspraxis mit 21 bis 26 Jahren zu rechnen hätte.

Schon kurz nach seiner Verhaftung im Jahr 2011 bekannte sich Monsegur schuldig des Hackens, Kreditkartenbetrugs sowie Identitätsdiebstahls. Er galt er als einer der Anführer von LulzSec, einer Gruppe von Hacktivisten, die sich in einer mehrmonatigen Serie von Angriffen mit Sony, CIA, dem US-Senat und ähnlichen Gegnern anlegte. Typisch für sie war, die Dinge nicht immer sehr ernst zu nehmen und ihre Aktionen gewitzt zu inszenieren. Die Hacker übernahmen beispielsweise die Website von Rupert Murdochs Millionenblatt Sun und verbreiteten in dessen Boulevardstil eine Falschmeldung über seinen Tod. Die wenig subtile Anspielung galt den kriminellen Methoden seiner Reporter, wegen derer sich der Medienmogul einem Untersuchungsausschuss des britischen Parlaments stellen musste.

Nach seiner Verhaftung ließ sich Sabu aber umdrehen und arbeitete für das FBI. Durch seine zunächst verdeckte Tätigkeit lockte er frühere Mitstreiter in die Falle. Gerichtsunterlagen zufolge überredete er sogar Hackerkollegen zu Chats, die er dann aufzeichnete und dem FBI zur Verfügung stellte. Der arbeitslose New Yorker mit zwei kleinen Kindern knickte möglicherweise ein, weil er befürchten musste, zu einer langen Haftstrafe verurteilt zu werden und seine Kinder nicht wiederzusehen.

Die Strafverfolger stellten wiederholt Monsegurs Rolle als Informant heraus. Bei einer geheimen Kautionsanhörung berichteten sie, er habe manchmal sogar die ganze Nacht hindurch mit anderen Hackern gechattet, um Anklagen gegen sie zu ermöglichen. FBI-Agenten konnten dank Monsegurs Informationen angeblich 300 geplante Hackerangriffe verhindern.

Seine Informationen und Mitwirkung führten zur Verhaftung mehrerer angeblicher Mitglieder von LulzSec sowie Antisec in Großbritannien, Irland und den USA. Die in dieser Woche gemachte Eingabe besagt außerdem, dass Monsegurs Kooperation die Verhaftung des Stratfor-Hackers Jeremy Hammond mit ermöglichte, der derzeit eine zehnjährige Haftstrafe verbüßt. Laut Hammond wäre es zum Angriff auf den Sicherheitsspezialisten Stratfor vermutlich gar nicht gekommen, hätte ihn nicht LulzSec-Hacker Sabu darauf gebracht – von dem erst später bekannt wurde, dass er mit dem FBI kooperierte. Er hält zudem für möglich, dass das FBI ihn über Sabu dazu brachte, Hackerangriffe auf dutzende Websites ausländischer Regierungen auszuführen.

[mit Material von Edward Moyer, News.com]

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Themenseiten: Federal Bureau of Investigation, Gerichtsurteil, Hacker, Secure-IT

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6 Kommentare zu LulzSec-Hacker „Sabu“ darf auf milde Strafe hoffen

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  • Am 26. Mai 2014 um 22:42 von Judas Ischias

    Wenn der Typ doch schon 2011 verhaftet wurde, er die „angemessenen“ 7 Monate in Haft war, wo war er denn die restlichen Monate?
    War er auf einer Art Freigang oder Hausarrest mit Fussfessel und hat in dieser Zeit für’s FBI „gearbeitet“?
    Oder in einer Art Zeugenschutzprogramm? Denn in’s „normale“ Leben kann er doch zumindest die nächsten Jahre nicht zurückkehren.

  • Am 26. Mai 2014 um 23:46 von M@dwurst

    Klar kann er in das normale leben zurück. Hacker kennen sich niemals persönlich. Angriffe, Kommunikation, Planung etc. Wird alles online gemacht. Quasi ein Selbstschutz vor der Realität.

    • Am 27. Mai 2014 um 7:15 von Judas Ischias

      Wenn ich mir oben das Bild anschaue und dieses nicht ein großer Fake ist, kann man den Typen aber sehr gut erkennen.
      Ich kann mir gut vorstellen, dass man bei gewissen Leuten gar nicht gut auf ihn zu sprechen ist und bestimmt einige üble Dinge auf ihn warten, wenn er wirklich einfach so in’s „normale“ Leben zurückkehren würde.

  • Am 27. Mai 2014 um 7:19 von Judas Ischias

    Noch eine Frage. Wenn man von den Treffen des Hamburger Hackerclubs liest, kommen die Leute dann alle mit Masken, weil „Hacker kennen sich niemals persönlich“?

  • Am 27. Mai 2014 um 7:30 von Mashkin

    Jetzt kennt jeder seinen Namen und sein Gesicht und wie LulzSec und andere Gruppen ja mehrmals präsentiert haben ist es nicht allzu schwer jemanden zu „doxen“, sprich Adresse(n), Telefonnummern, Email-Adressen und sogar Versicherungsnummern zu finden und zu veröffentlichen, auch wenn er wohl wissen sollte wie man dem entwischt.
    Erstmal abwarten, Zylinder und Monokel aufsetzen und ein Glas Wein schlürfen – mal schauen wie die Richter das sehen.

  • Am 27. Mai 2014 um 9:13 von Judas Ischias

    Also ich würde jetzt erstmal vermuten, dass es nicht beim „doxen“ bliebe, nachdem was er „seinen Kollegen“ angetan hat.
    Vielleicht kommt er wegen der „guten Dienste“, die er für’s FBI erledigt hat, in ein Zeugenschutzprogramm?;)

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