Symantec sieht Antivirensoftware am Ende

Symantecs Chef für Information Security, Brian Dye, hat Antivirenlösungen als „zum Scheitern verurteilt“ bezeichnet. Im Interview mit dem Wall Street Journal stellte er außerdem klar, dass Sicherheitstechnik für Endgeräte kein „Verkaufsschlager“ mehr ist. Sicherheitsfirmen müssten sich dem anpassen.

Antivirenprodukte seien heute nicht einmal in der Lage, die Hälfte der Cyberattacken abzufangen, führte Dye aus. Das sei natürlich auch für Symantec eine Herausforderung, das im dritten Quartal seines laufenden Finanzjahrs (PDF) noch 40 Prozent der Umsätze mit Antivirensoftware generierte. Cybersecurity-Systeme für Firmen und Großunternehmen spielen zwar 50 Prozent der Umsätze ein, bringen aber geringere Gewinnspannen mit.

Symantecs Antivirenprodukte der Norton-Reihe sind zwar weiter auf vielen neuen PCs vorinstalliert, technische Ambitionen hat Symantec hier aber lange nicht mehr gezeigt. Vielmehr deutet Dye in dem Interview an, dass Symantec ein Notfallteam aufstellen wird, das Unternehmen nach Angriffen und Datendiebstählen unterstützt. „Wenn die Kunden sich von Schutz auf Erkennung und Reaktion verlagern, dann wird das Wachstum im Bereich Erkennung und Reaktion liegen“, fasst der Manager die Strategie zusammen.

In diese Nische drängt etwa auch FireEye, das im Januar für eine Milliarde Dollar Mandiant übernommen hat. CEO David DeWalt zufolge war einer der Gründe, dass man der erste Ansprechpartner von Firmen nach einem Sicherheitsvorfall werden wollte.

Eine Sicherheitslösung für Unternehmen hat zuletzt etwa IBM vorgestellt, das durch Erkennung ungewöhnlicher Muster im Netzwerktraffic selbst bisher nicht identifizierte Zero-Day-Angriffe zu enttarnen hofft. Juniper hat dieses Jahr seine Security-Suite Firefly ausgebaut, deren Konzept der Ausbau von Firewalls und anderer Schutzmechanismen ist. Zudem sollen nur scheinbar kritische Datensätze Angreifer auf eine falsche Fährte lenken. Auch Cisco setzt verstärkt auf Cloud-Sicherheitslösungen für Firmen.

Parallel hat der CEO von Target, Gregg Steinhafel, aufgrund der millionenfachen Kreditkartendiebstähle im vergangenen Jahr seinen Rücktritt erklärt. Die amerikanische Elektromarktkette hatte einen Hinweis der erwähnten Firma FireEye erhalten, den sie ignorierte. Um 110 Millionen US-Kunden dürften betroffen sein. Steinhafel übernahm persönlich die Verantwortung.

[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Plus 8 Prozent: Gartner hebt Prognose für IT-Ausgaben an

Sie steigt auf 8 Prozent Wachstum in diesem Jahr. Der Bereich IT-Services wächst in diesem…

10 Stunden ago

Hacker verbreiten neue Windows-Backdoor per Word-Add-in

Die Hintermänner stammen mutmaßlich aus Russland und haben staatliche Unterstützung. Die Backdoor Kapeka wird seit…

10 Stunden ago

Brand-Phishing: Microsoft und Google im ersten Quartal weiter führend

Cyberkriminelle haben auf Zahlungs- und Zugangsdaten abgesehen. LinkedIn landet auf dem ersten Platz. Zudem verhelfen…

11 Stunden ago

Firefox 125 verbessert PDF Viewer und Sicherheit

Texte können nun im PDF Viewer farblich markiert werden. Firefox blockiert zudem mehr verdächtige Downloads…

18 Stunden ago

KI-Gesetz: EU macht ernst mit Risikomanagement und Compliance

Unternehmen haben nicht mehr viel Zeit, ihre KI-fähigen Systeme zu katalogisieren und zu kategorisieren, sagt…

18 Stunden ago

Generative KI-Assistenten für HR

Vee ermöglicht HR-Verantwortlichen transparente Übersicht über ihre Belegschaft.

18 Stunden ago