Lenovo erhält Zuschlag für IBMs x86-Server-Sparte

Der Kaufpreis beträgt 2,3 Milliarden Dollar. Letztes Jahr soll IBM noch 5 bis 6 Milliarden gefordert haben. Die Vereinbarung betrifft auch 7500 Mitarbeiter. IBM behält die Mainframes, die Power-Server sowie die auf Power-CPUs basierenden Flex-Server.

Lenovo hat IBM ein Kaufangebot in Höhe von 2,3 Milliarden Dollar für dessen x86-Server-Sparte unterbreitet und sich mit diesem auf eine Übernahmevereinbarung geeinigt. Das bestätigt jetzt IBM. Eingeschlossen sind die IBM-Produktreihen System x, BladeCenter und Flex-System-Blade-Server, die x86-basierenden Flex Integrated Systems, NeXtScale und iDataPlex sowie die dazugehörige Software. Auch die für Blade-Chassis konzipierten Netzwerkprodukte sowie die zuständige Wartungsabteilung sollen an Lenovo übergehen.

Logos von IBM und Lenovo

Zusätzlich wird Lenovo laut der Vereinbarung rund 7500 IBM-Mitarbeiter an den Standorten Raleigh, Schanghai, Shenzhen und Taipeh übernehmen. Die System-z-Mainframes, die Server der Reihe Power Systems, Storage Systems, die auf Power-Prozessoren basierenden Flex-Server sowie die Appliances der Reihen PureApplication and PureData will IBM dagegen behalten.

Schon vor einigen Tagen kursierten Gerüchte, IBM habe Pläne aus der Schublade geholt, das Server-Geschäft abzugeben. Laut Wall Street Journal hatte auch Dell Interesse angemeldet. Erstmals sollen IBM und Lenovo aber schon im April 2013 über einen Verkauf des Serverbereichs verhandelt haben. Damals lag der geforderte Preis Medienberichten zufolge zwischen 5 und 6 Milliarden Dollar. Das, so berichtete das US-Wirtschaftsmagazin Fortune im Mai, sei aber Lenovo zu viel gewesen.

Die Entwicklung von Windows- und Linux-Software für die x86-Plattform will IBM weiterführen. Außerdem werden Lenovo und IBM im Rahmen des Verkaufs eine Vertriebsvereinbarung unterschreiben. Demnach wird Lenovo auch IBMs Einsteiger- und Mittelklasse-Storage-Produkte der Reihe Storwize, Tape-Storage-Proudukte, Storage-Software sowie die Einstiegsprodukte aus der SmartCloud-Familie und Teile von IBMs Angebot an System-Software vertreiben. Im Gegenzug bietet IBM Lenovos Server-Produkte mit an.

Lenovo hatte bekanntlich schon 2005 IBMs PC-Geschäft aufgekauft. Eine anfängliche Skepsis der Kunden konnte der chinesische Konzern überwinden und hat Zahlen von Gartner zufolge inzwischen sogar Hewlett-Packard von Platz eins in diesem Segment verdrängt.

Mit der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen Anfang der Woche hatte IBM die Umsatzprognose von 28,25 Milliarden Dollar um rund 500 Millionen Dollar verpasst. Im nachbörslichen Handel fiel der Kurs der IBM-Aktie daraufhin zunächst um 2,59 Prozent. Als Grund machten Beobachter vor allem die Systems and Technology Group aus, zu der auch der nun abgestoßene Bereich gehört. Sie setzte zwischen Oktober und Dezember 26 Prozent weniger um als im Vorjahresquartal. Der operative Gewinn brach sogar um 79 Prozent auf 206 Millionen Dollar ein.

IBM-CFO Martin Schroeder gab bei einer Telefonkonferenz mit Analysten für 2014 das Ziel aus, den Profit der Hardwaresparte zu halten. Ein Hardwaregeschäft mit geringen Margen ist ihm zufolge aber kein Geschäftsmodell für die Zukunft. Die Konsequenzen daraus folgten jetzt schneller, als die meisten Beobachter das erwartet hätten.

Die x86-Server, die in Kürze in der sechsten Generation erscheinen, generieren zwar hohe Umsätze, aber nur geringe Profite. IBM selbst nennt zwar keine konkreten Zahlen, Morgan Stanley schätzte die Einnahmen der Sparte für 2012 aber auf rund 4,9 Milliarden Dollar. Allerdings wirkt sich die zunehmende Verbreitung von Cloud-Computing negativ auf die weltweiten Serverumsätze aus.

[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]

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