NSA-Affäre: Edward Snowden sucht erneut Asyl in Brasilien

Der NSA-Whistleblower Edward Snowden hat sich in einem offenen Brief an die brasilianische Regierung gewandt. Darin bietet er seine Hilfe bei den Untersuchungen zu den Spähprogrammen des US-Auslandsgeheimdiensts National Security Agency (NSA) an. Als Gegenleistung bittet er um permanentes Asyl in dem südamerikanischen Land.

In Russland seien seine Möglichkeiten, sich öffentlich zu äußern, eingeschränkt, heißt es weiter in dem Brief, den die brasilianische Zeitung Folha de Sao Paulo veröffentlicht hat. Sobald er permanentes Asyl erhalten habe, sei er auch in der Lage, andere Regierungen zu unterstützen, die die NSA ausspioniert habe. Im Juli hatte Snowden Asylanfragen an 21 Länder gerichtet, darunter auch Brasilien. Die Regierung des Landes hatte jedoch nicht auf die Anfrage reagiert.

Dem Brief zufolge ist Snowden offenbar davon überzeugt, dass durch die seitdem enthüllten Details über die Aktivitäten der NSA seine Unterstützung für die brasilianische Regierung wertvoller ist als je zuvor. „Bei den NSA-Programmen ging es nie um Terrorismus. Sie beschäftigen sich mit Wirtschaftsspionage, sozialer Kontrolle und diplomatischen Manipulationen. Es geht um Macht“, schreibt Snowden.

Viele brasilianische Abgeordnete hätten ihn bereits bei der Untersuchung möglicher Verbrechen gegen brasilianische Bürger um seine Hilfe gebeten, so der Whistleblower. Er wiederum habe seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit bekundet, wo immer dies möglich und rechtlich erlaubt sei. Die USA versuchten aber alles, um das zu verhindern. Solange er kein permanentes Asyl erhalten habe, werde sich daran nichts ändern.

In seinem Brief bezeichnet Snowden die Spähprogramme der NSA als möglicherweise „größte Herausforderung für die Menschenrechte in unserer Zeit“. Durch das Abhören der Kommunikation der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff sowie von Managern des Ölkonzern Petrobas habe die NSA deren Privatsphäre verletzt.

Brasilien habe er aufgrund der Reaktionen des Landes auf die Abhöraktionen der NSA gewählt, so Snowden weiter. Dazu zählt er die Schaffung eines nationalen E-Mail-Systems und das Verlegen neuer Glasfaserkabel zwischen Südamerika und Europa, um den von den USA kontrollierten und für die Überwachung benutzten Internet-Backbone zu umgehen. „Wenn wir uns gegen Ungerechtigkeiten und zur Verteidigung der Privatsphäre und Menschenrechte zusammenschließen, dann können wir uns selbst gegen die mächtigsten Systeme wehren“, schreibt Snowden.

[mit Material von Angelica Mari, ZDNet.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Konsolidierte und strukturierte Daten für medizinische Versorgung

Telekom und vitagroup stellen Kliniken offene Plattform zur Verfügung, die Gesundheitsdaten unabhängig von einzelnen Herstellern…

10 Stunden ago

Zahl der Webauftritte sinkt wieder

Auch 2023 war kein gutes Jahr für die Hoster von KMU-Webseiten. Erneut schlossen viele Mittelständler…

10 Stunden ago

Pwn2Own: Google verteilt Sicherheitsupdate für Chrome

Es schließt zwei schwerwiegende Lücken, die eine Remotecodeausführung erlauben. Darüber hinaus stopft Google ein kritisches…

1 Tag ago

IT-Verzicht fürs Klima – wie viele sind dazu bereit?

Der Digitalverband Bitkom hat 1.000 Deutsche danach befragt, auf welche Angebote sie aus Gründen des…

1 Tag ago

BSI warnt Microsoft-Exchange-Nutzer

Laut Bundesamt sind mindestens 17.000 Instanzen in Deutschland durch eine oder mehrere kritische Schwachstellen verwundbar.

1 Tag ago

Apple kündigt Entwicklerkonferenz WWDC 2024 für 10. Juni an

Die Veranstaltung startet wie in jedem Jahr mit einer Keynote. Apple verspricht Neuerungen für alle…

1 Tag ago