IT-Branchenvereinigung aus Hongkong kritisiert Pläne der chinesischen Regierung

"Die Bürokraten halten unsere IT-Entwicklung immer noch für die stärkste in Asien, aber in Wahrheit sind wir hinter Singapur, Südkorea und sogar Taiwan zurückgefallen." Das kurz gehaltene Strategiepapier Digital 21 ließ die Regierung zudem von einer IBM-Consulting-Tochter anfertigen.

Die chinesische Regierung tut nicht genug und agiert „unehrlich“, um die IT- und Kommunikationsindustrie voranzubringen. Diese deutlichen Worte hat die Internet Professional Association (iProA) aus Hongkong vorgebracht. Die nicht profitorientierte Vereinigung vertritt 2600 Firmen aus Bereichen wie E-Commerce, IT-Beratung oder auch Start-up-Förderung.

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Sie reagiert damit auf den Fünfjahresplan und die begleitende Roadmap Digital 21, die die Regierung im September vorgelegt hatte und die die vierte öffentliche ITK-Strategie enthält. iProA hat dieses Dokument von einem Komitee mit Vertretern seiner wichtigsten Mitglieder prüfen lassen, wie Chairman Witman Hung Wai-Ma der South China Morning Post geschildert hat.

Die iProA gilt eigentlich als regierungsnah. Ihre frühere Präsidentin Elizabeth Quat ist inzwischen selbst in Hongkong politisch aktiv. Gute Verbindungen sollen Mitgliedern der Vereinigung zudem zu IT-Regierungsaufträgen mit einem Umfang von 220 Millionen Hongkongdollar (21 Millionen Euro) verholfen haben.

Hung dazu: „Obwohl man mir nachsagt, ich stünde aufseiten der Regierung, kann ich das Zögern und die Untätigkeit der Regierung bei der Entwicklung unserer IT-Industrie nicht mehr ertragen. Die Bürokraten halten unsere IT-Entwicklung immer noch für die stärkste in Asien, aber in Wahrheit sind wir hinter Singapur, Südkorea und sogar Taiwan zurückgefallen.“ Alle drei wenden nach seinen Angaben 2,5 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukt für die IT-Entwicklung auf, während es in Hongkong nur 0,7 Prozent sind.

Auch sei die neue Version des Dokuments Digital 21 deutlich dünner als noch die letzte von 2008 – schon das zeige Indifferenz. „Es hat nur gut 20 Seiten – einschließlich Prüfberichten, aber fast ohne Empfehlungen -, während es 2008 mehr als 60 Seiten umfasste.“

Ein anderer Sprecher der Gruppe, Paul Fung Tak-chung, brachte die Frage auf, warum der Auftrag, das Dokument Digital 21 zu erstellen, an eine Consulting-Tochter von IBM vergeben wurde. Er vermutet einen Interessenkonflikt. „Würde diese Firma drastische Richtungsänderungen empfehlen, die zu neuen IT-Produkten führen?“ Der Auftrag hatte ein Volumen von 1,2 Millionen Hongkongdollar (114.000 Euro).

[mit Material von Eileen Yu, ZDNet.com]

Themenseiten: China, IBM, Politik, Strategien

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