Hunderte Fabrikarbeiter in Südchina protestieren gegen die Übernahme von Nokias Gerätesparte durch Microsoft, der gestern 99 Prozent der Nokia-Aktionäre zugestimmt haben. Sie erwarten negative Auswirkungen auf ihre Löhne und reagieren auch auf angebliche jüngste Entlassungen sowie mangelhafte Kommunikation durch die Fabrikleitung.
Die Nachrichtenagentur Reuters hat vor Ort Stimmen eingefangen. Sie berichtet auch von einem Informanten, der die Ängste der Arbeiter für völlig unbegründet hält. Nokia erklärte der Agentur, es habe den Dialog mit den Arbeitern aufgenommen. Der Betrieb am betroffenen Standort Dongguan werde grundsätzlich weitergehen. Dort seien rund 5000 Arbeiter beschäftigt. Eine geringe Prozentzahl nutze die Situation aus, um trotz Weiterbeschäftigung Abfindungen einzufordern, soll ein Sprecher gesagt haben.
30 Polizisten sind Reuters zufolge vor Ort, um die Situation unter Kontrolle zu halten. Arbeiter berichteten der Agentur übereinstimmend, dass bereits vier Protestierende von Polizeikräften zusammengeschlagen und abgeführt worden seien.
Proteste von Fabrikarbeitern in China kamen in den letzten Jahren immer häufiger vor. Überraschend ist an diesem, dass chinesische Arbeiter zeitnah auf eine Aktionärsentscheidung aus Finnland reagieren. Der zeitliche Zusammenfall kann aber auch Zufall sein.
Microsoft gehört – wie etwa auch Amazon und Apple – zu den Firmen, die vom wohl umstrittensten chinesischen Auftragsfertiger Foxconn produzieren lassen. Doch auch Pegatron und Wintek sowie kleinere Konkurrenten wie Jabil Circuit stehen bisweilen in der Kritik. Arbeiterproteste konnten in der Vergangenheit zumindest zu Lippenbekenntnissen und leichten Verbesserungen bei Arbeitszeit und Lohn führen. Die Übernahme von Nokias Gerätesparte durch Microsoft aufzuhalten, dürfte dagegen außerhalb ihrer Macht stehen.
Microsoft zahlt für die Geschäftseinheit von Nokia, die vor allem Smartphones und Tablets fertigt, 5,44 Milliarden Euro. Insgesamt wechseln 4700 Arbeitnehmer zu Microsoft. Offenbar sind die insgesamt 5000 chinesischen Arbeitskräfte nicht direkt bei Nokia angestellt und fallen nicht darunter. In Nokias Heimat Finnland dagegen will Microsoft künftig zentral über Mobilgeräte forschen und den Standort sogar durch ein neues Rechenzentrum ausbauen.
Nokia als Unternehmen wird weiter existieren. Ihm bleiben drei Geschäftseinheiten: Nokia Solutions and Networks (NSN), die Kartensparte Here sowie Advanced Technologies, was Forschung und Patente beinhaltet. Vor allem das Geschäft mit Patenten, das heute schon für 500 Millionen Euro im Jahr gut ist, will man forcieren.
[mit Material von Don Reisinger, News.com]
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