Ebay-Gründer plant neues Medienunternehmen mit Snowden-Reporter

Ebay-Gründer Pierre Omidyar will ein neues Medienunternehmen gründen, das eine thematisch breite Berichterstattung bieten, aber auch investigativen Journalismus finanzieren soll. Er arbeitet dabei mit Glenn Greenwald zusammen, der als journalistischer Partner von PRISM-Enthüller Edward Snowden bekannt wurde und bislang für den britischen Guardian schrieb. Neben Greenwald werden auch die Dokumentarfilmerin Laura Poitras – auch sie war an der Veröffentlichung geheimer NSA-Dokumente beteiligt – und US-Journalist Jeremy Scahill eine wesentliche Rolle spielen.

Omidyar war schon von den Eigentümern der inzwischen an Amazon-CEO Jeff Bezos veräußerten Washington Post als möglicher Aufkäufer angesprochen worden. Das brachte ihn offenbar zu Überlegungen, was er mit dem angedachten Kaufpreis von 250 Millionen Dollar bei einer völligen Neugründung erreichen könnte. Zusätzlich motivierten ihn die laufenden Veröffentlichungen über die flächendeckende NSA-Überwachung, die zugleich den Druck auf Whistleblower und investigative Journalisten in den USA deutlich machten.

Ebay-Gründer Pierre Omidyar (Bild: Pierre Omidyar / CC BY 2.0)

Bei einem Treffen mit Greenwald stellte sich heraus, dass dieser zusammen mit seinen Kollegen bereits eine unabhängige Plattform für investigativen Journalismus plante. „Unsere Ideen überschnitten sich vielfach, und wir entschieden uns zur Zusammenarbeit“, schreibt der Ebay-Gründer in einem Blogeintrag. „Ich war immer der Meinung, dass die richtige Art von Journalismus ein entscheidender Teil unserer Demokratie ist.“ Es gehe ihm darum, Mainstream-Leser in engagierte Bürger zu verwandeln.

Die Gründung einer neuen „Massenmedienorganisation“ ist laut Omidyar noch in einer sehr frühen Phase – ein Starttermin steht noch nicht fest. Eine gedruckte Publikation soll nicht geplant sein, berichtet der mit dem Projekt näher vertraute Journalismus-Professor Jay Rosen: „Das ist alles digital.“ Dem Ebay-Gründer schwebt dabei alles andere als ein Nischenprodukt vor. Um viele Menschen zu erreichen, müsse der Mediendienst etwa auch Sport, Wirtschaft, Unterhaltung und Technik abdecken – was immer die Nutzer verlangen.

Omidyar wird auf ein Vermögen von 8,5 Milliarden Dollar geschätzt. Er will das Medienunternehmen mit mindestens 250.000 Dollar finanzieren, und auch alle Erlöse daraus sollen in Journalismus reinvestiert werden. Das Projekt gehört nicht zu den wohltätigen Organisationen Omidyar Network und Democracy Fund, die er ebenfalls aus seinen Mitteln unterstützt. Der Mediendienst mit noch unbekanntem Namen soll keine Wohltätigkeitsorganisation, sondern ein Unternehmen sein. Unverzichtbar sei auch eine starke Rechtsabteilung, da die beabsichtigte Art von Journalismus „von der Art ist, die einige der mächtigsten Menschen in der Welt herausfordern kann“.

Laut Jay Rosen sieht Omidyar Chancen für eine erfolgreiche News-Publikation, die den richtigen Punkt zwischen lautstarkem Bloggen sowie traditionellem Journalismus trifft – und das Beste aus beiden Welten vereint. Das soll außerdem mit den Dingen kombiniert werden, in denen Technologiefirmen am besten sind. „Firmen im Silicon Valley investieren viel, um die Nutzer und ihr Engagement zu verstehen“, sagte der Ebay-Gründer und erwähnte Netflix als gutes Beispiel dafür. Sein Mediendienst soll den Nutzern News in einer ähnlich personalisierten Weise bieten.

[mit Material von Edward Moyer, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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