Whistleblower zeichnen Edward Snowden für seine persönliche Integrität aus

Den Preis übergeben vier Whistleblower, die nach eigenen Enthüllungen ebenfalls verfolgt und ausgegrenzt wurden. PRISM-Enthüller Snowden lernt inzwischen die russische Sprache und will einen Job annehmen. Sein nach Moskau gereister Vater glaubt, dass er vielleicht nicht mehr aus dem russischen Asyl zurückkehrt.

PRISM-Enthüller Edward Snowden ist mit dem Sam Adams Award für persönliche Integrität in der geheimdienstlichen Arbeit ausgezeichnet worden. Der Preis wurde im russischen Zufluchtsort Snowdens von vier Whistleblowern übergeben, die selbst für eigene Enthüllungen von US-Behörden verfolgt und ausgegrenzt wurden.

Edward Snowden (Bild: Guardian)Edward Snowden (Bild: Guardian)

Der Preis ist nach dem früheren CIA-Analysten Samuel A. Adams benannt, der offizielle Falschdarstellungen zum Vietnamkrieg entlarvte. Vergeben wird er von der Gruppe Sam Adams Associates for Integrity in Intelligence, der frühere Mitarbeiter von NSA, CIA und FBI angehören. Edward Snowden erhielt die Auszeichnung für seine Enthüllung der flächendeckenden Späh- und Überwachungsprogramme des US-Auslandsgeheimdienstes National Security Agency, für die er in den USA wegen Spionage angeklagt wird.

„Integrität muss die blinde Loyalität ausstechen“, sagte die frühere FBI-Agentin Coleen Rowley, die zusammen mit den drei weiteren Aktivisten für die Preisübergabe angereist war, die stets persönlich erfolgt. Der Preis besteht aus einem Kerzenhalter und steht symbolisch dafür, „Licht in dunkle Ecken zu bringen“. Ebenfalls anwesend waren der frühere NSA-Mitarbeiter Thomas Drake, der frühere CIA-Analyst Ray McGovern sowie Jesselyn Radack, eine frühere juristische Mitarbeiterin des US-Justizministeriums.

Wie die vier Whistleblower berichten, sieht Snowden „bemerkenswert gut“ aus und ist guten Mutes in Anbetracht „des gewaltigen Drucks“, der auf ihm lastet. „Er ist ein außergewöhnlicher Mensch“, sagte McGovern. „Er hat seinen Frieden mit dem gemacht, was er getan hat. Er ist überzeugt, dass er das Richtige getan hat. Er bedauert nichts und ist bereit, sich allem zu stellen, was immer die Zukunft für ihn bereit hält.“

Das Treffen musste an einem geheimen Ort stattfinden. Edward Snowden lebt im russischen Asyl zurückgezogen – aber eine russische Website veröffentlichte vor Kurzem ein Foto von ihm beim Einkauf von Lebensmitteln, dessen Echtheit sein Anwalt Anatoli Kutscherena bestätigte. Kutscherena sagte dazu, es sei wohl außerhalb von Moskau aufgenommen worden. Der Aufenthaltsort seines Klienten müsse aus Sicherheitsgründen weiterhin geheim bleiben.

Snowden lerne inzwischen Russisch und mache gute Fortschritte, berichtete Kutscherena gegenüber russischen Medien. Er habe eine Freundin und gute Aussichten auf einen Arbeitsplatz. Schon im August hatte ihm Pawel Durow, Mitgründer des in Russland erfolgreichen Social Networks VKontakte, einen Job als Programmierer in Sankt Petersburg angeboten: „Ich denke, Edward könnte interessiert sein, an der Sicherheit der persönlichen Daten von Millionen unserer Nutzer zu arbeiten.“ Seither trafen zahlreiche weitere Jobangebote ein. Snowden will schon bald entscheiden, ob er in der IT oder im Bereich der Menschenrechte tätig sein will.

Auch Edward Snowdens Vater Lon Snowden ist inzwischen nach Moskau geflogen in der Hoffnung, seinen Sohn zu treffen. Er nannte ihn einen „Helden“ und sagte: „Ich glaube, dass mein Sohn, obwohl er es mir noch nicht gesagt hat, in Russland bleiben wird.“

[mit Material von Edward Moyer, News.com]

Themenseiten: Datenschutz, National Security Agency, Politik, Privacy, Secure-IT, Überwachung

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

2 Kommentare zu Whistleblower zeichnen Edward Snowden für seine persönliche Integrität aus

Kommentar hinzufügen
  • Am 11. Oktober 2013 um 19:46 von hoppala

    hat n bitteren beigeschmack, wenn man sich ausgerechnet in russland niederlassen will. ne diktatur und mafiaverseucht. allerdings hat er auch keine andere wahl.

    bedenklich, wenn jemandem in einem land, in dem freiheit groß geschrieben wird, lebenslängliche hafstrafe droht, obwohl man nur auf missstände aufmerkskam gemacht hat.

  • Am 11. Oktober 2013 um 21:17 von Judas Ischias

    Ausser China gibt es sonst nur noch ein paar kleinere Länder wo er hätte unterkommen können. Da würde aber große Gefahr bestehen, dass irgendwann
    „Typen mit vergifteten Regenschirmspitzen“ auftauchen. Da schätze ich mal, ist er in Russland besser aufgehoben.
    P.S. Du hast noch freie Meinungsäußerung und Menschenrechte vergessen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *