Stiftung Warentest findet keine Belege für geplanten Verschleiß

Die Tester untersuchten, welcher Anteil der Geräte die Gewährleistungsfrist nur kurz überlebt. Sie werteten dafür ihre Dauertests der vergangenen zehn Jahre aus. Für Haushaltselektronik ermittelten sie Preispunkte, unter denen es unwahrscheinlich ist, ein langlebiges Gerät zu bekommen. Einige Vorwürfe gegen IT-Hersteller stehen dagegen auf wackligen Füßen.

Die Stiftung Warentest hat von ihr durchgeführte Dauertests der vergangenen zehn Jahre daraufhin ausgewertet, ob sich bei Elektronikprodukten ein schnellerer und möglicherweise sogar geplanter Verschleiß feststellen lässt. Dieser Vorwurf wird seit gut zwei Jahren verstärkt erhoben. Bei den von der Stiftung getesteten Produkten ließ sich allerdings keine signifikante Zunahme des Anteils an Geräten feststellen, der kurz nach der Gewährleistungsfrist ausfällt. „Insbesondere Haushaltsgeräte gehen heute nicht schneller und nicht häufiger kaputt als früher. Das gilt sowohl für größere Geräte wie Waschmaschinen als auch für kleinere wie Staubsauger“, so das Fazit.

Murks? Nein Danke.Die Diskussion um geplante Obsoleszenz wird in Deutschland seit gut zwei Jahren vor allem aufgrund der Aktivitäten der Initiative Murks? Nein Danke! geführt.

Als geplante Obsoleszenz wird die vermeintliche Strategie von Herstellern bezeichnet, in Geräte vorsätzlich Schwachstellen einzubauen oder an bestimmten Punkten Bauteile und Komponenten zu verwenden, die nach planbaren Zeiten zu Betriebsstörungen oder gar dem kompletten Ausfall von Geräten führen. Das darüber inzwischen eine lebhafte Diskussion geführt wird, ist vor allem auf die vom Berliner Stefan Schridde ins Leben gerufene Initiative www.murks-nein-danke.de zurückzuführen. Er prangert auf der Website den geplanten Verschleiß an und sammelt Erfahrungsberichte von Verbrauchern, um seine Argumente zu belegen.

Im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen hat er zusammen mit Janis Winzer und Professor Christian Kreis, der an der Hochschule Aalen Finanzierung und Wirtschaftspolitik lehrt, ein Gutachten zu geplantem Verschleiß erstellt. Dieses führt zahlreiche Beispiel auf und schildert Möglichkeiten, wie Hersteller die Lebensdauer von Elektronikgeräten durch Verschleiß unterliegende Bauteile beeinflussen können. Beweise dafür, dass tatsächlich eine nur knapp über die Garantiezeit hinausgehende Produktlebenszeit eingebaut wird, blieb das Gutachten allerdings schuldig.

Die aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest kritisiert Schridde auf der Facebook-Fanpage seiner Initiative heftig: „Unglaublich, wie unseriös die Stiftung Warentest argumentiert und zum Thema der geplanten Obsoleszenz Stellung bezieht.“ Seiner Ansicht nach greift die Stiftung auf zu wenig Langlebigkeitsuntersuchungen zurück und nimmt diese dennoch als Argument für die Haltbarkeit und Güte von allen Produkten. Ärgerlich findet Schridde auch, dass „laufend Schwachstellen und Vorgehensweisen der geplanten Obsoleszenz beschrieben werden, um dann dieselben zu verneinen.“

Die Auswertung der Stiftung Warentest belegt immerhin, dass in der Regel billige Geräte schneller kaputt gehen als teure. Aus wirtschaftlichen Gründen werden von der Stiftung Dauertests, die solche Aussagen zulassen, allerdings nur für Haushaltselektronik durchgeführt, nicht jedoch für Produkte der IT- und der Unterhaltungselektronik. Für erstere Kategorie raten die Warentester generell von Produkten ab, die unter einem bestimmten Preispunkt liegen. Bei Stabmixern sind das etwa 20 Euro, bei Akku-Bohrern 50 Euro, bei Entsaftern 60 Euro, bei Staubsaugern 80 Euro und bei Waschmaschinen 550 Euro.

Die Stiftung Warentest greift zudem auch das im Frühjahr von Schridde und seinen Mitstreitern vorgelegte Gutachten in großem Umfang auf und zeigt Strategien, wie auch IT-Hersteller es Verbrauchern erschweren, Produkte lange zu benutzen. Eine davon ist der Trend, Akkus fest zu verbauen. Den kann Warentest belegen: Der Anteil der Handys mit fest verbautem Akku in den Vergleichstests der Stiftung hat von 4 Prozent im Jahr 2010 auf 36 Prozent in diesem Jahr zugenommen.

alte-handys42 Prozent der von Stiftung Warentest befragten Verbraucher kaufen sich ohnehin mindestens alle zwei Jahre ein neues Mobiltelefon – unabhängig davon, ob und wie gut das alte noch funktioniert (Bild: Peter Marwan)

Da Akkus einem natürlichen und vergleichsweise gut planbaren Verschleiß unterliegen, wird so ein im Grunde leicht zu ersetzendes Verschleißteil zu einer hohen Hürde für die langfristige Benutzung eines Geräts. Das gilt zumindest in der Theorie, denn in einer aktuellen Umfrage der Stiftung Warentest gaben 42 Prozent der Befragten an, ihr Handy ohnehin alle zwei Jahre zu wechseln.

Andere, sowohl von Schridde in seinem Gutachten als auch von der Stiftung Warentest angeprangerten Strategien zur Profitmaximierung, sind dagegen weniger klar belegbar. Zum Beispiel nutzt Apple mit der Pentalobe (auch als Pentalobe oder Fünfkant-Schraube bezeichnet) ein ungewöhnliches Bauteil, und es ist richtig, dass dafür Spezialwerkzeug erforderlich ist. Die Tatsache, dass dieses „Spezialwerkzeug“ online für unter drei Euro erhältlich ist, relativiert den Vorwurf, allzu hohe Hürden für Bastler aufzubauen, aber doch.

Auch der vielfach wiederholte Vorwurf, Druckerhersteller würden durch volle Tintenschwämme oder nicht ganz leergedruckte Patronen Verbraucher prellen, steht auf wackligen Füßen. Die Hersteller wehren sich mit dem Argument, dass sie Sicherheitspuffer einbauen müssen, um größere Schäden zu vermeiden. Und in der Praxis werden zwar Füllmengen von Patronen angegeben, dem Verbraucher steht aber auch die bedruckbare Seitenzahl als Vergleichskriterium zur Verfügung – mit der er ohnehin mehr wird anfangen können.

Im Frühjahr hatte das Verwaltungsgericht Stuttgart im Streit zwischen dem Land Baden-Württemberg und den Herstellern sogar entschieden, dass es ausreicht, wenn die bedruckbaren Seiten genannt sind (Aktenzeichen 12 K 2568/12). Die Richter begründeten ihre Entscheidung damit, dass Verbraucher beim Kauf von Druckerpatronen nicht in erster Linie Tinte kaufen wollten, sondern eine für ihren Drucker passende Druckerpatrone als gebrauchsfertige Einheit. Mit der Tinte allein könne der Verbraucher ohnehin nichts anfangen.

Themenseiten: Marktforschung, Studie

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12 Kommentare zu Stiftung Warentest findet keine Belege für geplanten Verschleiß

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  • Am 30. August 2013 um 19:28 von skeptiker

    Komisch, spätestens beim Drucken des Berichts müsste den Testern die schon wieder leere, gechippte Patrone auffallen /SCNR

  • Am 30. August 2013 um 21:23 von Siegfried Schmidt

    Auch das sollte Stiftung Warentest untersuchen: Thema Drucker
    Mache 1 der Hertseller (Canon 3600 4600 usw. Wehe das Gerät blinkt nach ca. 2 Jahren nur noch, dann hilft kein Reparaturdienst, der Drucker ist Wegwerfware, so der Kommentar von MediaMarkt. Grund: der Drucker hat keine Schrauben, mit denen er zusammengeschraubt wurde, er ist „geklickt“, d.h., die Plastikteile werden einmal beim Hertseller zusammengebaut und fertig. Reparatur ausgeschlossen.
    Masche2: Drucker-Typ-Wechsel. Der findet ununterbrochen statt. Es werden nur minimale Änderungen vorgenommen, neuer Name, neue Patronen, die sich fast nicht unterscheiden. Es ist Glücksache beim Kauf eines neuen Druckers den zu finden, der noch die bisherigen Patronen verwendet. Fast wöchentlich wenn nicht bestimmt monatlich gibt es neue Drucker im Laden. Das ist Abzocke.
    Eingebaute Sollbruchstellen, wie beschrieben, sind also gar nicht mehr nötig, aber auch die wären zu finden, wenn man sie richtig sucht. Das wars von mir.

    • Am 31. August 2013 um 18:58 von sapiens

      Genau – zu erwähnen wäre noch der „Waschzwang“ vieler moderner Tintenstrahldrucker, um dann nach Garantieablauf die Meldung „waste ink tank full“ zu bringen. Gab es vor 5-10 Jahren noch kaum, und öfter verstopft als heute waren die Dinger auch nicht.

  • Am 30. August 2013 um 22:48 von jensen

    Hä, im Radio hieß es anders(Radio Fritz,RBB). Das es Belege dafür gibt und zwar z.B. elektrische Zahnbürsten und das man sich sogar bei teuren Geräten anscheißen kann.

  • Am 31. August 2013 um 1:21 von nohow

    Das sind ja tolle Fachleute !
    Selbstverständlich unterliegen Elektronischebauteile wie elektrokondensatoren, Dioden, Halbleiter u.s.w. einen verschleis. Und jeder kann diese Bauteile so herstellen lassen das sie nur eine gewisse lebensdauer haben. Man kann das auch an HIFI produkten der Oberklasse sehen den dort werden nur größere oder hochwertige bauteile verwendet.

  • Am 31. August 2013 um 9:20 von Stefan

    traue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast ;)
    und würd mich mal interessieren wer denn die Rechnungen bei Stiftung waren Test bezahlt ….

    • Am 31. August 2013 um 23:13 von petra ommen

      hab ich auch grad gedacht…
      ein grundiggerät z.B. kauf ICH nicht mehr… wenn keine geplanten Verschleißteile eingebaut werden, warum ging immer kurz nach Garantie ein ganz bestimmtes Teil am TV kaputt? wenn ich nicht die verlängerte G. gehabt hätte, hätte ich das Teil schon früher verschrottet. Komisch ist nur gewesen, dass nach fast genau der gleichen Zeit dies besagte Teil wieder defekt war und dann nochmal… immer nach fast genau einem Jahr!!! ich frag mich auch, wer diese Statistik gefälscht hat !

  • Am 31. August 2013 um 14:55 von hans

    Jep. Stiftung Warentest ist genau so abhänig wie manch andere Einrichtungen. Alles klar?
    Jeder halbwegs interessierte sieht die offensichtlichen Dinge, aber Experten nicht?
    Es werden minderwertige Kondensatoren eingebaut, die recht früh ausgedunsten sind und damit die Netzteile versagen. Ja ne das bildet man sich ein. Nur dumm, jetzt für die wenn man aus der Materie kommt und das belegen kann!
    Man kann an so vielen kleinen unauffälligen Stellen sparen um ein Produkt in einem vorhergesehenen zeitrahmen in die Obsolence zu schiken.
    Das Beispiel mit den Druckern ist das beste, seit jahren können die Druckerhersteller hier schalten und walten, wie sie wollen.
    Wer sich heute noch einen Drucker von Epson, Canon, & Co. kauft, hat es nicht verstanden und nicht besser verdient, hier wie die Gans gerupft und ausgenommen zu werden. Was hie rgetrieben wird ist ganz klarer Betrug am Kunden!
    Mein HP 870cxi ist von 1996 … der steht manchmal auch ein oder zwei Jahre nur rum, wenn ich ihn einschalte funktioniert und druckt er „wie neu“. Alles was danach, auch von HP, kam, ist eine Frechheit. Da sind die Düsen verklebt / eingetrocknet, dann muss erst die halbe Patrone für die Reinigung herhalten, … das kann es doch nciht wirklich sein?! Resultierend, man kauft sich die Nachgefüllten und Replicas, der Drucker merkt das natürlich und schaltet dann erst recht bald in den Notlauf und verweigert den Dienst. Da sitzt in der Tat ein Eprom drauf das die Zeit misst und die Anzahl der Druckvorgänge. Ist ein gewisser Wert erreicht, darf man den Drucker für ~130Euro einschicken. Was wird gemacht? Man setzt die zähler auf Null und tauscht ggf. das Flies aus, das die ganze vergeudete Tinte auffangen muss.
    Vielleicht wird dem Kunden dabei auch noch ein Druckkopf angedreht, es bleibt ihm ja keine andere Wahl, und schon addiert sich die Rechnung auf 250 Euro.
    Für 250 euro kann man sich 2-3 Drucker kaufen und die dann wegwerfen.
    UND WO BITTE SIND DIE UMWELTSCHÜTZER BEI DEM THEMA? DIESES HEUCHLERISCHE UND VERLOGENE PACK ?!?!
    Oder wer hat sich schon so oft gefragt, warum in einer gewissen Automobilzeitschrift eine Automarke immer besser als andere abschneidet? Obwohl der Kofferraum kleiner, der Spritverbrauch höher, das Handling und die Armaturen weniger optimal angeordnet sind? usw usf.
    Oder unsere Gewerkschaften. Mittel zum Zweck um die Bevölkerung im Thema kontrolliert zu halzten und zu beruhigen. MEHR NICHT!

    • Am 1. September 2013 um 9:23 von Tim

      Ja, ja. Die Welt ist schlecht.

      • Am 1. September 2013 um 16:32 von sapiens

        …aber bisher wenigstens haltbar :-)
        /scnr

  • Am 2. September 2013 um 8:45 von Micha

    Also ich arbeite seit 11 Jahren im Einzelhandel und kann deswegen mit Recht behaupten Erfahrungen zum Thema Verschleiß zu haben. Wenn man die Geräte so benutzt wie beschrieben, gerade Drucker, dann halten diese Geräte auch paar Jahre. Eine Reparatur ist sowieso nur bei hochwertigen Geräten lohnenswert. Ich war mittlerweile bei etlichen WerksBesichtigungen und da wird Nix mit Absicht schlecht verbaut und Bauteile werden ordnungsgemäß überprüft. Kauft einfach teurere Produkte und eine Verlängerung der Garantie, dann hat man auch keine Probleme mit etwaigen, meist selbstverschuldeten Fehlern.

    • Am 2. September 2013 um 10:06 von Roland

      Ich arbeite seit zig Jahren in der Entwicklung/Test von elektronischen Geräten und es stimmt, es werden für den Konsum nur billigste Bauteile eingesetzt.
      Wenn man Glück hat halten sie über die Garantie hinaus, wenn nicht, macht es auch nichts, dann bekommt der Kunde eine neues Gerät. Ist immer noch billiger als überall hochwertige Bauteile einzusetzen, oder verdient die Kohle mit Reparaturen.
      Auch werden Geräte, für Untersuchungen und Test speziell hergestellt, so das die alle Daten genaustens eingehalten werden, bei der Serie ist es dann eher egal, past schon irgendwie, Toleranzen werden eben ein wenig größer gesteckt.
      Mal ein Bespiel wie man Haltbarkeit begrenzen kann: Man nehme ein Elektrisch programmierbares Bauteil, ein EEPROM. Diese Bauteile haben einen begrenzte Anzahl von Programmierzyklen. Irgendwann ist es garantiert kaputt, kann man mit der Anzahl der Zugriffe gut steuern.

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