Steve Wozniak: Apples Steuerpraktiken sind fragwürdig

Der Apple-Mitgründer hält die Kritik an Apples Vorgehen für "äußerst berechtigt". Er empfindet es als "wirklich nicht gerecht", wie die Steuerbehörden Unternehmen agieren lassen. Seine Äußerungen fielen bei einem Kongress in Irland, dessen Steuerschlupflöcher der iPhone-Hersteller ausreizt.

Apple-Mitgründer Steve Wozniak hat deutlich gemacht, dass er Apples Steuerpraktiken für sehr fragwürdig hält. „Die Kritik an Apples Steuerpraktiken ist meiner Meinung nach äußerst berechtigt, aber meine Erklärung dafür ist ziemlich lang und nicht ganz einfach“, sagte er gegenüber dem Sender Sky News.

Steve Wozniak (Bild: James Martin / News.com)Steve Wozniak (Bild: James Martin / News.com)

Seine Äußerungen fielen beim European Business Innovation Centre Network Congress in der nordirischen Stadt Londonderry – und damit in dem Land, dessen Steuerschlupflöcher Apple so effektiv nutzte, dass es einen Unterausschuss des US-Senats auf den Plan rief. Die Politiker werfen dem iPhone-Hersteller massive Steuerflucht vor. Er soll Unternehmensstrukturen aufgebaut haben, die es ihm erlauben, so zu agieren, als sei er nirgends ansässig. Als Folge zahle Apple fast keine Unternehmenssteuern auf seine im Ausland erwirtschafteten Gewinne.

„Apple hat wohl die Methoden gesehen und sich gesagt: ‚Oh mein Gott, wir müssen es so machen, damit wir unsere Gewinne maximieren können'“, führte Wozniak aus. Das erinnere ihn an ihm bekannte Anwälte, die in Kalifornien tätig sind, aber vorgeben, in Nevada zu leben, um die Einkommenssteuern ihres Staates zu vermeiden. „Das ist moralisch falsch. Auf einer persönlichen Ebene wissen wir immer, wenn etwas falsch ist. Für ein Unternehmen aber gibt es nicht so etwas wie eine persönliche Moral. Es ist vielmehr so, dass man alles unternimmt, jede mögliche Methode anwendet, um die eigenen Gewinne zu maximieren.“

Wozniak erklärte, er habe Apple mit gegründet, um „dem kleinen Mann bessere Chancen zu geben“. Es sei „wirklich nicht gerecht“, dass die Steuerbehörden Unternehmen anders behandeln als Menschen. Die Menschen würden nicht nach ihren Gewinnen besteuert, sondern nach ihrem Einkommen, und das führe letztlich zu einer grundlegenden Ungerechtigkeit. „Deshalb werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer.“

Apple-CEO Tim Cook hingegen wies bei einer Anhörung vor dem US-Senat Vorwürfe der Steuerflucht zurück. Er forderte gleichzeitig eine „radikale Vereinfachung der Körperschaftssteuer“ – und will damit offenbar stark reduzierte Steuern für multinationale Unternehmen erreichen, wenn sie Auslandsgewinne in die USA zurückführen.

[mit Material von Chris Matyszczyk, News.com]

Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Themenseiten: Apple, Business, Politik

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

2 Kommentare zu Steve Wozniak: Apples Steuerpraktiken sind fragwürdig

Kommentar hinzufügen
  • Am 31. Mai 2013 um 18:19 von macfloer

    Nur zur Richtigstellung: Londonderry liegt in Nordirland, Teil des United Kingdom (Großbritannien)
    Apple hat seinen Sitz in der Republik Irland.

  • Am 1. Juni 2013 um 13:34 von Hafenlümmel

    Auszug aus dem „Vertrag über Microsoft-Dienste“ [1]:

    „12.1 Europa. Wenn sich Ihr Wohnsitz bzw. der Hauptsitz Ihres Unternehmens in Europa befindet, dann ist Ihr Vertragspartner Microsoft Luxembourg S.à.r.l. […]“

    Kein Kommentar.

    [1] http://windows.microsoft.com/de-de/windows-live/microsoft-services-agreement

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *