Nachrichten-Websites fordern Leser zum Abschalten ihres Adblockers auf

In einer gemeinsamen Kampagne bitten unter anderem Spiegel Online und Süddeutsche.de darum, Ausnahmen für ihre Seiten einzurichten. "Etliche" Nutzer verweigerten ihnen durch den Gebrauch von Werbeblockern ihre wichtigste Einnahmequelle. Adblock-Plus-Gründer Till Faida sieht dies anders.

Mehrere deutsche Nachrichten-Websites haben eine gemeinsame Kampagne gegen die Nutzung von Adblockern gestartet. Unter anderem bitten Spiegel Online, Süddeutsche.de, FAZ.net, Zeit.de, Golem.de und RP Online ihre Leser, auf Browser-Plug-ins zum Ausblenden von Werbung auf ihren Seiten zu verzichten. Nur so sei die Sicherung eines kostenfreien Qualitätsangebots möglich.

Wie etwa Spiegel Online schreibt, verhinderten Adblocker bei rund 25 Prozent aller Seitenaufrufe, dass Werbung ausgeliefert werde. Mit dem Gebrauch eines solchen Programms verweigerten etliche Nutzer Nachrichtenseiten ihre wichtigste Einnahmequelle.

Unter anderem appelliert Spiegel Online an seine Leser, ihren Adblocker auszuschalten (Screenshot: ZDNet).Unter anderem appelliert Spiegel Online an seine Leser, ihren Adblocker auszuschalten (Screenshot: ZDNet).

Auch Süddeutsche.de-Chefredakteur Stefan Plöchinger appelliert an die Nutzer: „Bitte deaktivieren Sie Ihren Adblocker für uns“. Anwender sollten ihm zufolge „im Interesse des Online-Journalismus“ eine Ausnahme für Nachrichtenseiten einrichten.

Till Faida, Mitgründer von Adblock Plus, sieht die Ursache für die Einnahmenmisere der Verlage hingegen nicht in den Werbeblockern. Die Online-Werbeindustrie sei zu einem großen Teil noch nicht innovationsfreudig genug, um sich auf Alternativen zu blinkenden Bannern einzulassen, schreibt er in einem Blogeintrag. „Das Internet ist ein demokratisches Medium, Nutzer lassen sich hier nichts aufzwingen und können mit Hilfe von Tools wie Adblock Plus selbst entscheiden, wann und welche Art von Werbung sie bereit sind, zu akzeptieren.“

Da man sich bewusst sei, dass Qualitätsjournalismus durch Werbung finanziert werde, habe Adblock Plus 2011 die Acceptable-Ads-Initiative ins Leben gerufen, um einen Kompromiss zwischen Internetnutzern und Verlagen zu finden. Werbung, die unaufdringlich gestaltet ist und von der Adblock Plus Community als „akzeptabel“ zertifiziert wurde, wird in den Standard-Einstellungen des Werbeblockers nicht unterdrückt.

„Wir rufen daher alle Websites, Verlage, Advertiser und Ad-Networks auf, sich dem Dialog zu stellen und Werbung nicht gegen, sondern für den Nutzer zu machen“, so Faida weiter. „Nur so können Menschen im Internet erreicht werden.“

Wie den Verlagen sind auch Google die Adblocker ein Dorn im Auge. Mitte März warf der Suchkonzern kurzerhand alle Programme aus seinem Play Store, die die Anzeige von Werbung verhindern. Entwickler können ihre Android-Software aber weiterhin über andere App-Portale vertreiben.

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Neueste Kommentare 

18 Kommentare zu Nachrichten-Websites fordern Leser zum Abschalten ihres Adblockers auf

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  • Am 13. Mai 2013 um 17:26 von Martin

    Die Seite der Süddeutschen, des Spiegels und der Zeit würde ich nicht einmal freiwillig besuchen. Mittlerweile gibt es bessere Politikportale, die ideologisch nicht verpeilt sind – z.B. Deutsche Wirtschafts Nachrichten und dort schalte ich gerne meinen Adblocker für immer ab.

    • Am 13. Mai 2013 um 17:45 von otternase

      Ein guter Witz. Diese Seite ist doch streng konservativ, und das Thema ‚Wirtschaft‘ und ‚Deutschland‘ scheint für deren Redaktion höchste Priorität zu haben. Dass da keine Ideologie dahinter steht, das glauben Sie wohl selber nicht. ;-)

      • Am 13. Mai 2013 um 20:43 von Sven Dahmen

        In einer Zeitung namens “Deutsche Wirtschaftsnachrichten“ stehen also “Deutschland“ und Wirtschaftsthemen im Mittelpunkt…da kann man nur staunen…

  • Am 13. Mai 2013 um 17:31 von t_e_e_k

    Ich kann den Entwicklern von Ad-Blocker Plus nur zustimmen. Nicht die User haben es versaut, sondern a) die Werbetreibenden durch ihre übertrieben aufdringliche Werbung und b) die Verlage, indem sie diese zugelassen haben.
    Das heute nicht nur die Werbung immer übertriebener wird, sondern auf einmal auch noch die Werbetreibenden alle erdenklichen Daten von mir haben wollen und diese Sammeln, mach die Sache nur noch schlimmer.
    Und zu guter letzt: Wie viele der angegebenen Seiten unterstützen alternativen wie z.B Flattr ? Übersichtsseite = Frei von Werbung; Artikel dann automatisch per Flattr „zahlen“ lassen oder Werbung einblenden. Alle sind glücklich.

    • Am 13. Mai 2013 um 19:46 von Ingo

      „Flattr“ würde hier nicht wirklich weiter helfen. Wer sind denn die Leute, die Werbung nicht als Werbung erkennen und drauf klicken? Das sind in aller Regel ganz normale User, die aber auch keine Ahnung haben, was ein Adblocker ist. Die anderen User, die Adblocker nutzen, die kennen sich schon etwas mehr aus, wissen aber noch lange nicht, was Flattr ist. Diejenigen, die Adblocker nutzen und Flattr kennen, die sind in der Minderheit. Ich sehe das seht ähnlich. Die Werbeindustrie als auch die Seitenbetreiber haben es selbst kaputt gemacht. Nicht alle, aber viele, eben weil sie „den Hals nicht voll bekommen“. Ich schalte meinen Adblocker auch immer wieder mal ab und dann?? Es ist erschreckend, was man da so alles sieht.

  • Am 13. Mai 2013 um 19:34 von Checker

    Die schalten wirklich einen rot hinterlegten 17zeiligen Texblock über ihre Seite? Wenn ich den sehen würde wäre das wieder genau der Grund einen Adblocker zu installieren.

    • Am 13. Mai 2013 um 20:45 von pete23

      Was ein glück, mit opera seh ich weder Werbung noch die rote einblendung

  • Am 13. Mai 2013 um 20:32 von Klaus Kochan

    Ich kann mich meinem Vorredner nur anschliessen. Die „Schuldigen“ sind keinesfalls die User! Jeder erwachsene Mensch weiß, dass sich viele kostenlose Dienste nur durch Werbung finanzieren lassen. Deshalb hat nahezu jeder Verständnis für moderate(!) Werbung. Aber wenn die Werbestrategen meinen, sie müssten gerade jetzt einen fetten Burger über meinen Text schieben den ich gerade lesen will, dann dürfen die sich nicht über die wachsende Beliebtheit von Werbeblockern wundern! Mir stellt sich aber die Frage, sind die Werbestrategen und Website-Betreiber einfach nur lernresistent oder ist der Einsatz von Werbeblockern vielleicht doch nicht soo schlimm!?

    • Am 13. Mai 2013 um 21:09 von Gogo

      Ja, ja, die bösen Seitenbetreiber und diese schlimmen Werbeleute, die versauen mit lästiger Werbung die schönen Seiten.
      Zahlen wollt ihr nicht, werbung wollt ihr nur solche die eure Gnade erhält.
      Denkt ihr bevor ihr schreibt oder haben jetzt alle ihren Verstand vor der Tür abgegeben, wer soll das alles finanzieren, ihr anscheinend nicht, alles immer schön kostenlos, immer auf dem Geldbeutel der anderen liegen.
      Wer von euch arbeitet den für lau ?
      Ich möchte euch hören wenn ihr alles für 0,-€ macht und dann kommt noch einer und versucht den letzten Rest von möglichen Einkommen wegnimmt.
      Financial times und Frankfurter Rundschau sind schon pleite, aber was solls, hauptsache ihr habt alles umsonst.
      Gruß
      GOGO

      • Am 13. Mai 2013 um 22:48 von MOMO

        Es sagt ja niemand was gegen Werbung. Dezent an den Seitenrand geparkte Banner sind völlig ok. Wenn ich aber, nachdem ich Adblock deaktiviert hab, 20 (übertrieben) fette Flash-Animationen über meinen kompletten Bildschirm huschen sehe, dann ist das einfach zu viel des Guten. Werbung darf ja vorhanden sein, sollte aber nicht aufdringlich sein.
        Gruß
        MOMO

      • Am 14. Mai 2013 um 12:11 von peterlutz

        also versteh ich das richtig: die haben einen businessplan gemacht! dann halten sich die (wohlgemerkt: gratis-)“kunden“ nicht daran und nun appellieren sie an die „fairness“ der „kunden“…wo gibts denn sowas in irgendeinem markt??!

  • Am 13. Mai 2013 um 20:53 von Michael

    Ich würde ja sogar Adblock abschalten. Nur nützt das nichts, man bekommt die Meldung trotzdem bzw. z.B. bei n-tv die Filme nicht angezeigt, wenn man Ghostery nutzt um die ganze Tracker (zum Teil mehr als 15 pro Seite) zu blockieren. Und Ghostery schalte ich mit Sicherheit nicht ab.

  • Am 14. Mai 2013 um 13:17 von Denis

    Ich habe die betreffenden störenden Banner per RIP (Remove It Permanently, erlaubt, HTML Elemente per XPath auszublenden) entfernt. Keine random Id hilft gegen intelligente Suche nach Stichwörtern. Wenn sie falsch anspringen, müssen sie ggfs. noch verfeinert werden.

    Spiegel Online: //div[p[3]/strong=’Adblocker‘]
    ZEIT Online: //div[p//strong=’Sie nutzen einen Adblocker.‘]

    Wie schon bei der Werbung: ins Knie geschossen. Wenn zu störend, steigt die Motivation, etwas daran zu ändern. Die 15 Minuten war’s mir wert. Jetzt wird’s entfernt. Da hilft kein großflächiges Jammern.

    • Am 14. Mai 2013 um 13:28 von Florian Kalenda

      Was ich nicht verstehe: Warum verzichten Sie nicht auf den Besuch dieser Angebote, wenn Sie deren Bedingungen (beziehungsweise das „Jammern“) stören?

      • Am 14. Mai 2013 um 14:19 von Denis

        Was ich nicht verstehe: Warum sollte ich?

        Meinen Sie so „Bedingungen“ wie aufdringliche Werbung und datenschutzrechtlich fragwürdige Tracker? Wo habe ich diese zu akzeptieren?

        Gegenfrage: Schalten Sie im Fernseher auch um oder zumindest den (häufig überdrehten) Ton aus, sobald die Werbung kommt? Oder lassen Sie diese über sich ergehen, da sie ja zum Deal gehört?

        Auch Werbung zu umgehen, kostet Aufwand. Meine Zeit. Geld. Ich würds mir auch gern sparen, aber dazu muss die Werbung weniger aufdringlich sein. Solange werde ich den Aufwand in dem Moment investieren, wo er mir gerechtfertigt erscheint.

        Und diese Hinweis Banner machen eben genau denselben Fehler.

        • Am 14. Mai 2013 um 14:57 von Florian Kalenda

          > Was ich nicht verstehe: Warum sollte ich?

          Die Gründe müssen Sie natürlich selbst abwägen. Meine Vorstellung – ohne Sie zu kennen – wäre: weil Sie die gebotenen Inhalte gut finden und weil Sie sich Gedanken gemacht haben, wie Sie dazu beitragen können, dass es dieses Angebot auch in zwei Jahren noch gibt.

          > Gegenfrage: Schalten Sie im Fernseher auch um oder zumindest den (häufig überdrehten) Ton aus, sobald die Werbung kommt?

          Tut mir leid, ich sehe nicht fern.

          • Am 25. April 2015 um 17:25 von uraltingstud

            fernseher: habe auch schon lange keinen mehr.
            aber druckmedien und deren online-angebote: es gibt oft links von blogs, die ich regelmässig lese, und das ist wofür ich adblock brauche.
            besonders der krach TUT WEH – ich bin u.a. wegen hyperakusis verrented worden!!!

  • Am 16. Mai 2013 um 8:51 von Chris

    Ist schon interessant, welche „Für“ und „Wider“ man hier zu lesen bekommt. Deswegen möchte ich das Ganze mal von einer ganz anderen Seite beleuchten.

    Ich persönlich würde mich als „Schrecken der Werbung“ bezeichnen. Zum Einen, trifft mich der psychologische Effekt der Werbung nicht, weil ich ein logisch denkender und mündiger Bürger bin und mich daher solche Dinge wie Werbebeilagen in Zeitungen oder irgendwelche Bannerwerbung ABSOLUT NICHT dazu verleiten, irgendeinen Artikel zu kaufen, den ich nicht benötige.

    Wer glaubt denn heute noch daran, dass irgendein Schauspieler das Produkt auch benutzt, dass er in der Werbung anpreist? Mit solchen Dingen konnte man die Leute in den 60-iger Jahren vielleicht noch einlullen. Aber heutzutage wird wohl jeder so clever sein und wissen, dass dem nicht so ist.

    Zum Anderen ist der Großteil der Werbung so grottenschlecht und dämlich gemacht, dass ich schon gerade deswegen dieses Produkt nicht kaufen würde.

    Denn: Wenn Geschäftstreibende ihre Produkte auf solch volksverdummende Art und Weise feilbieten, dann haben sie es nicht besser verdient, dass die Verbraucher sie auf dem einen oder anderen Weg abstrafen.

    Werbebeilagen und deren Verwandte, seien sie nun online oder in anderer Form, sind für mich lediglich eine Wissensbasis dafür, wo ich möglicherweise etwas bekommen kann, dass ich aktuell benötige. Mehr nicht. Erscheint mir eine Sache zu teuer dann habe ich das Wissen, dass es das Gesuchte gibt und dann sehe ich an anderen Stellen nach, ob das Gesuchte irgendwo preiswerter zu bekommen ist.

    Ich kenne auch ein gutes Beispiel dafür, dass Werbung nicht aufdringlich sondern informativ gemacht ist. Diese Art der Werbung, findet man in einem sozialen Netzwerk, an dem man nur auf Einladung eines anderen Nutzers teilnehmen kann. In diesem Netzwerk ist mein AdBlocker auch abgeschaltet, weil die Werbung dort informativ und nicht belästigend ist. Jegliche Werbung wird in ansprechender Weise, in Top, Links oder Rechts platziert aber zerreist keinesfalls den Inhalt einer Seite.

    Da kann man nur sagen: „Geht doch!”

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