Julian Assange stellt sich nicht der Londoner Polizei

Der Wikileaks-Gründer ist einer Aufforderung der Londoner Polizei nicht gefolgt, sich in der nächsten Polizeiwache einzufinden und der Metropolitan Police zu stellen. Stattdessen verlas Anwältin Susan Benn vom Julian Assange Defence Fund am Freitag eine Erklärung vor der Botschaft von Ecuador, in der Assange Zuflucht gesucht und politisches Asyl beantragt hat.


Julian Assange (Bild: CBS News)

„Dies sollte nicht als Zeichen von mangelndem Respekt gesehen werden“, sagte sie. Sowohl unter internationalem als auch britischem Recht hätte ein Asylverfahren Vorrang vor Auslieferungsverlangen. „Herr Assange sieht sich ernsthaften Problemen gegenüber. Sein Leben und seine Freiheit wie auch das Leben und die Freiheit seiner Organisation sowie der mit ihr verbundenen Menschen stehen auf dem Spiel.“

Assange befürchtet insbesondere, er könnte nach seiner Auslieferung an Schweden in die USA überstellt und dort nach dem Espionage Act von 1917 angeklagt werden, der in schweren Fällen von Spionage sogar die Todesstrafe vorsieht. Der Auslieferungsantrag aus Schweden beruht auf Vorwürfen sexueller Übergriffe und Nötigung, die von Assange bestritten werden. Der britische Supreme Court hatte im Juni entschieden, den Wikileaks-Gründer an Schweden auszuliefern.

Eine Petition der Aktion Just Foreign Policy mit viertausend Unterschriften hat inzwischen den ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa aufgefordert, dem Wikileaks-Gründer in seinem Land Asyl zu gewähren. Zu den Unterzeichnern gehören Dokumentarfilmer Michael Moore, Philosoph Noam Chomsky sowie Schauspieler Danny Glover.

„Wir glauben, dass Herr Assange gute Gründe hat, eine Auslieferung nach Schweden zu fürchten, da er mit großer Wahrscheinlichkeit inhaftiert und dann wahrscheinlich in die USA ausgeliefert würde“, heißt es in der Petition. „Wir bitten Sie, Herrn Assange politisches Asyl zu gewähren, weil sein ‚Verbrechen‘ darin bestand, journalistisch tätig gewesen zu sein. Er hat schwerwiegende Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch die US-Regierung enthüllt.“

Das US-Justizministerium hat fortlaufende strafrechtliche Ermittlungen gegen Wikileaks bestätigt. Dianne Feinstein, Vorsitzende des Ausschusses für die Nachrichtendienste im US-Senat, forderte wiederholt dazu auf, Julian Assange wegen Spionage zu belangen. „Ich glaube, dass Herr Assange wissentlich geheime Informationen erworben und verbreitet hat, was zu einem Schaden für die Vereinigten Staaten führen könnte“, erklärte sie gegenüber der australischen Zeitung Sidney Morning Herald. „Er hat der nationalen Sicherheit der USA ganz erheblich geschadet und sollte dafür strafrechtlich verfolgt werden.“

[mit Material von Tom Brewster, TechWeekEurope]

Hinweis: Artikel von ZDNet.de stehen auch in Google Currents zur Verfügung. Jetzt abonnieren.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Jeder zweite hat Probleme mit Internetanbieter

Laut EY haben innerhalb eines Jahres 22 Prozent der Haushalte ihren Provider gewechselt – nirgendwo…

1 Tag ago

Tech-Unternehmen in Deutschland blicken mit Sorge auf die USA

Bitkom-Umfrage zeigt: 78 Prozent befürchten durch Trump-Sieg Schaden für die deutsche Wirtschaft.

1 Tag ago

Support-Ende von Windows 10: Microsoft hält an TPM 2.0 für Windows 11 fest

Der Sicherheitschip ist laut Microsoft eine „Notwendigkeit“. Die Hardwareanforderungen für Windows 11 führen allerdings weiterhin…

1 Tag ago

IONOS führt Preisrechner für Cloud-Dienste ein

Wer die Cloud-Angebote des IT-Dienstleisters nutzen will, kann ab sofort die Kosten noch vor Bereitstellung…

2 Tagen ago

Jahresrückblick: 467.000 neue schädliche Dateien täglich

Die Zahl der neuen schädlichen Dateien steigt seit 2021 kontinuierlich. 93 Prozent der Angriffe nehmen…

2 Tagen ago

Kaspersky-Prognose: Raffiniertere Deepfakes und mehr Abo-Betrug

Die zunehmende KI-Verbreitung erschwere die Erkennung von Fälschungen. Gleichzeitig begünstige der Abo-Trend das Aufkommen neuer…

3 Tagen ago