Der frühere britische Premierminister Tony Blair hat sich zur Rolle von Sozialen Netzen in der Politik mit deutlichen Worten geäußert. Social Media sei „ein mächtiges Instrument für Proteste“, das scheinbar unangreifbare Regimes zum Einsturz gebracht habe. Regierungen selbst sollten dieses Instrument aber nicht nutzen; es sei fürs Regieren nicht geeignet.
Blair hat seine Position vergangene Woche auf der RSA Conference in San Francisco vorgebracht. „Wir leben in einem Zeitalter mit einmalig schlechter Vorhersagbarkeit. Ich kann mich an keinen Zeitabschnitt der Politik erinnern, wo die Ereignisse so wenig absehbar, die Entscheidungen so schwierig und die Risiken so hoch gewesen wären.“
Über Soziale Netze verbundene Bürger „rütteln“ Blair zufolge an über Jahre etablierten Regierungen so stark, dass es bis in die Wurzeln zu spüren ist. „Sie haben da die Macht der Technik selbst, die eine so große Rolle gespielt hat bei jüngsten Veränderungen unserer Lebensweise, unserer Denkweise und unserer Arbeitsweise.“
In Großbritannien hat zuletzt die konservative Regierung versucht, über Medien wie Twitter besser in Kontakt mit der Bevölkerung zu kommen. Darauf könnte sich Blair mit seiner Äußerung bezogen haben, Social Media könne kein Element des Regierens selbst sein. Die Regierung David Cameron war unter anderem deshalb in die Kritik geraten, weil sie zum einen die Rolle von Facebook und Twitter im „arabischen Frühling“ lobte, aber selbst über Zensur beriet, um Ereignisse wie die „London Riots“ vom August 2011 zu verhindern. Dies empfanden viele als heuchlerisch.
Im März 2006 hatte sich Blair noch selbst als Premier in einem Chat bei MSN dem Volk gestellt. Das Themengebiet wurde allerdings eingeschränkt auf Afrika und Klimawandel. Fragen etwa zum Irakkrieg waren nicht zugelassen.
[mit Material von Tom Espiner, ZDNet.co.uk]
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