Rory Read, seit einem halben Jahr AMD-CEO, ist überzeugt, dass er die Leitung des Unternehmens zu einem Zeitpunkt übernommen hat, als dessen Transformation weitgehend abgeschlossen war. Jetz sei es Zeit, anzugreifen: „AMD hat sich verändert und unsere Stunde ist gekommen“, erklärte er vergangene Woche auf dem Analystentag des Herstellers.
Trotz der Veränderungen in den vergangenen Moante werde AMD seinen Grundprinzipien treu bleiben: Sich mit Pragmatismus auf die Bedürfnisse des Marktes zu konzentrieren. Read weiter: „Wir machen, was wir sagen, und wir reden auch nur von dem, was wir machen.“ Den Analysten hat der CEO seine Strategie eingängig mit drei für ihn wichtigen „C“ vorgestellt: Sie stehen für Consumerization, Cloud und Convergence. Alle drei Trends hätten die notwendige Reife erreicht, dass der Markt vor einem wichtigen Wendepunkt stehe. Und AMD sei bereit, die sich dadurch bietende Chancen zu ergreifen.
AMD-CEO Rory Read auf dem Anaylstentag des Unternehmens (Bild: David Feugey/Silicon.fr).
Als wichtigsten Baustein und Garant für den künftigen Erfolg des Unternehmens sieht Read APUs (Accelerated Processing Units). So nennt AMD CPUs mit integrierter Grafikeinheit. Laut Read verkaufte das Unternehmen davon bereits im vierten Quartal 2011 rund 30 Millionen. Die APUs werden in erheblichem Umfang in mobilen Produkten verbaut, vor allem Netbooks, etwa dem Aspire One 522 von Acer, aber auch vereinzelt in Tablets.
Außerdem hat Read für den mobilen Bereiche noch eine Geheimwaffe im Ärmel: Sie heißt System-on-a-Chip, also Prozessoren, die mehrere Funktionen integrieren. Diese könnten angepasst werden, selbst mit Technologien Dritter. Ohne es offen auszusprechen, macht AMD damit den Weg für eine intensive Zusammenarbeit mit ARM frei. Und umgekehrt könnte ARM von den Erfahrungen von AMD im Markt für Server-CPUs profitieren – ein Bereich, den sich die Engländer erst noch erschließen wollen, für den sie mit Hewlett-Packard und Dell aber schon Interessenten haben.
CTO Mark Papermaster: HSA macht die APUs erst attraktiv
AMD hat sich nach seiner Restrukturierung zwei technologische Standbeine geschaffen: APUs und den Eintritt der Firma in den Markt für SoCs (System on a Chip), mit denen der Weg für AMD-gebrandete ARM-Chips frei wird. Gegenüber Journalisten hat CTO Mark Papermaster auf dem Analystentag des Unternehmens aber auch betont, dass diese Zusammenarbeit nicht das einzige Ziel der SoC-Strategie ist: Die firmeneigene Herangehensweise an das Thema SoC soll auf alle Produkte ausgeweitet werden.
Papermaster hat zwei große Anliegen: Das erste sind APUs. Diese Komponenten seien weitaus mehr als CPU und GPU in einem Bauteil, es handle sich vielmehr um eine echte Konzergenz der beiden bisher nebeneinander existierenden Technologien. Für ihre Verschmelzung sei der Königsweg AMDs Heterogeneous System Architecture (HSA). Dieser, bis vor kurzem noch als AMD Fusion System Architecture bekannte Ansatz, erlaube es, Software zu schreiben, die die Fähigkeiten der GPU mühelos ausnutzt. „Indem sie mehr Leistung bringen und geringeren Stromverbrauch ermöglicht, macht HSA die APUs erst attraktiv“, so Papermaster.
AMD-CTO Mark Papermaster auf dem Anaylstentag des Unternehmens (Bild: David Feugey/Silicon.fr).
Der Weg dahin ist schon vorgezeichnet: 2011 wurden CPU und GPU in einem Bauteil vereint, dieses Jahr kommt der direkte Zugriff auf den CPU-Speicher von der GPU aus und 2013 sollen Speicher von CPU und GPU vereint sein. 2014 ist der automatische Schwenk von der Nutzung der CPU zur Nutzung der GPU zu erwarten, sobald sich der Kontext ändert, in dem Rechenleistung angefordert wird. Mittelfristig geht es also darum, GPU und CPU zu verschmelzen und die neuen, Fähigkeiten einfach nutzbar zu machen.
Das zweite Technologieprojekt, das Papermaster am Herzen liegt, ist die Weiterentwicklung von SoC (System on Chip). Um All-in-One-Komponenten auch unter Zuhilfenahme von Technologien Dritter effizient entwickeln zu können, wurde eigens eine Methodik erarbeitet. Sie soll zunächst diesem Schritt feste Formen geben, dann aber auch breiter Anwendung finden.
„Wir brauchten einen effizienten Weg, um unser geistiges Eigentum besser zu nutzen“, so der CTO. Den habe man nun gefunden. Er erlaube es, die für das Design eines neuen Produkts erforderliche Zeit zu verkürzen, flexiblere Bauteile einzusetzen und sie besser an die Anforderungen von Teilmärkten anzupassen. Mit der neuen, modulareren Vorgehensweise, die bei allen Produktfamilien Anwendung finden soll, hofft man auch dynamischer zu werden.
APUs als Wachstumsmotor
AMDs Marktanteile bei Servern, einst die größte Stütze des Unternehmens, sind allerdings deutlich zurückgegangen. „Wir haben im Servermarkt einige Gelegenheiten verpasst“, räumte CFO Thomas Seifert gegenüber den Analysten ein. Er gibt zudem zu, dass einige Kunden bei Opterons mit Bulldozer-Kern (den Produktfamilien Valencia und Interlagos) sehr zurückhaltend gewesen seien. 2012 plant Seifert diese Scharte mit einem außergewöhnlichen Wachstum im Notebooksegment auszuwetzen. Maßgeblich dazu sollen die Brazos-APUs der nächsten Generation beitragen.
Nach Ansicht der erst im Dezember von Freescale gekommenen Lisa Su, bei AMD General Manager Global Business Units, rekrutiert sich die nächste Milliarde der Computernutzer hauptsächlich aus den Schwellenländern, dem Mobilmarkt und durch die neuen Möglichkeiten, die eingebettete Systeme bieten. In Hinblick auf die Performance der AMD-Produkte, gibt sich Su pragmatisch: Die Mehrheit der Anwender sei ohnehin mit Produkten im mittleren Leistungsbereich zufriedenzustellen.
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Ganz auf das Segment verlassen will man sich dennoch nicht, auch im neuen Produktportfolio finden sich Flaggschiffe wie die Grafikkarte Radon HD 7970, die AMD mit 3,8 Teraflops bewirbt. „Wir sind nicht überall die besten, aber wir bleiben es in einigen speziellen Bereichen“, so Su.
Die Grafikkomponenten sind einer der Bereiche, in denen AMD glänzen will. Schließlich stehen sie inzwischen im Zentrum aller Produktlinien. Von ihrer Weiterentwicklung sollen auch die APUs profitieren. Su verspricht, dass die Leistung der in ihnen verbauten Grafikkomponenten 2013 die Teraflops-Grenze überschreiten wird.
Große Ambitionen bei kleinen Geräten
Mit den im 40-Nanometer-Verfahren gefertigten APUs, zielt AMD auf den Mobilmarkt. Erfolgreich sein will man zunächst mit Brazos 2.0 und Trinity. Die neue Brazos-Generation kommt in drei Ausprägungen, mit 18 Watt TDP (E-Series), 9 Watt (C-Series) und 4,5 Watt (Hondo). Hondo ist besonders wichtig: Mit dem besonders sparsam mit Strom umgehenden Prozessor sollen Tablets erobert werden, wo bisher ARM-basierende Chips wie die Tegra-Serie von Nvidia im Vordergrund stehen.
Die 32-Nanometer-Trinity-APU ist der Nachfolger von AMDs Llano und kombiniert erstmals Bulldozer-Cores mit einer Grafikeinheit. Die Mobilversion soll im günstigsten Fall nicht mehr als 17 Watt TDP aufweisen. Damit hofft AMD, Intels Ultrabook-Konzept zu kontern. Sie sollen zur Jahresmitte in ersten Geräten verbaut sein. Der Hondo-Chip mit 4,5 Watt TDP ist für Windows-8-Tablets vorgesehen.
Auch hinsichtlich der nur zögerlich im Markt ankommenden neuen Generation der Opteron-Server-CPUs bleibt Su zuversichtlich: „Es ist eine neue Architektur, die eben eine gewisse Zeit braucht, um ihren Markt zu finden. Wir machen aber Fortschritte mit dem Produkt. “ Als Beleg für das dennoch vorhandene Potenzial führte sie an, dass AMD mit Opteron-CPUs in 32 Prozent der weltweit 50 leistungsfähigsten Supercomputer vertreten ist.
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