Das war 2011: die wichtigsten Ereignisse im Überblick

Bei den Betriebssystemen für Desktops, Notebooks und Server ist zunächst Mac OS X 10.7 Lion zu nennen. Anders als Windows, das jede Menge Kompatibilitätsballast aus vorangegangenen Versionen mit sich herumschleppt, trennt sich Apple gerne von alten Zöpfen. Den Kernel gibt es nur noch als 64-Bit-Version. Auf alten Macs mit reiner 32-Bit-CPU läuft Lion nicht. Auch die PowerPC-Emulation Rosetta ist nicht mehr vorhanden. Alte x86-32-Bit-Programme können aber weiter benutzt werden.

Beim Windows-File- und Print-Sharing trennt sich Apple von Samba und setzt jetzt auf die eigene Implementierung SMBX. Die Geschwindigkeit ist deutlich höher, zudem wird das SMB-2.0-Protokoll unterstützt.

Mac OS X 10.7 Lion bietet zahlreiche Verbesserungen an der Benutzeroberfläche, etwa Fullscreen-Apps und kostenlose Fernwartung mit echter Terminal-Server-Funktionalität. Insgesamt sind mehr als 250 neue Features enthalten.

Allerdings gibt es zum Release noch zahlreiche Probleme, die erst später mit einigen Updates beseitigt werden. Zum Jahresende lässt sich aber sagen, dass Lion inzwischen problemlos funktioniert.

Konkurrent Microsoft gibt 2011 nur einen Ausblick auf das kommende Windows 8 und bringt eine Developer-Preview-Version heraus. Herausragende Features sind die Metro-Oberfläche und die Unterstützung von ARM-Prozessoren.

Auf Desktop-und Notebook-Systemen stellt man sich allerdings die Frage, ob die Metro-Oberfläche so benutzerfreundlich ist, wie Microsoft es darstellt. Auf Tablets ohne Maus und Tastatur ist sie zweifelsohne eine gute Lösung.

Steven Sinofsky zeigt ein Slide, dass den geringen Speicherverbrauch von Windows 8 beweisen soll. Im Praxistest von ZDNet ist das aber nicht nachvollziehbar (Grafik: Microsoft).
Steven Sinofsky zeigt ein Slide, dass den geringen Speicherverbrauch von Windows 8 beweisen soll. Im Praxistest von ZDNet ist das aber nicht nachvollziehbar (Grafik: Microsoft).

In der Developer-Preview ist allerdings die Integration der alten mit der neuen Oberfläche wenig gelungen. Man muss ständig zwischen beiden wechseln. Allerdings darf man nicht vorschnell urteilen. Die Developer-Preview dient dazu, Entwicklern bereits jetzt eine Plattform zu schaffen. Wie sich die Oberflächen später für den Endbenutzer verhalten, bleibt abzuwarten. Auch die mitgelieferten Metro-Apps dienen nur zur Demo und werden so vermutlich niemals erscheinen. Man darf auf die Beta im Februar 2012 gespannt sein.

Technisch bietet Windows 8 eher wenig Neues: Die interne Versionsnummer lautet 6.2. Windows 7 heißt intern 6.1. Microsoft ist allerdings gut beraten, eine Reihe von Hausaufgaben zu machen, anstelle ständig neue Features einzubauen. So geben sich die Redmonder viel Mühe, den Speicherverbrauch zu senken. Das ist dringend notwendig, wenn man auf Tablets erfolgreich sein will. Allerdings ist das in der Developer-Preview noch nicht gelungen: Steven Sinofsky zeigte bei der Präsentation zwar eine Powerpoint-Folie, die beweisen soll, dass signifikant weniger RAM benötigt wird. ZDNet konnte das im Test aber trotz großer Anstrengungen nicht nachvollziehen.

Von Linux gibt es vor allem zu sagen, dass es 20 Jahre alt geworden ist. Linux Torvalds hat daher entschieden, den Kernel 3.0 herauszubringen. Das soll aber in erster Linie symbolisieren, dass für Linux nun das dritte Jahrzehnt anbricht. Die Neuerungen im Kernel 3.0 sind eher marginal.

Man darf dabei niemals vergessen, dass Linux nur aus dem Kernel und einer Sammlung von Treibern besteht. Eine typische Desktop-Linux-Distribution besteht vor allem aus anderen Komponenten wie GNU, GNOME, KDE und Anwendungsprogrammen etwa Browsern und Open Office.

Canonical hat sich mit der Oberfläche Unity viel Mühe gegeben, doch die User wollen sie nicht (Screenshot: ZDNet).
Canonical hat sich mit der Oberfläche Unity viel Mühe gegeben, doch die User wollen sie nicht (Screenshot: ZDNet).

Bei Desktop-Linux-Versionen hat sich 2011 allerdings einiges getan. Das Gnome-Projekt hat Version 3 seiner Oberfläche herausgebracht. Canonical hingegen hat sich entschieden, mit Unity eine eigene Oberfläche zu bauen. Doch die Benutzer können sich weder mit Gnome 3 noch mit Unity anfreunden. Als Ergebnis ist jetzt nicht mehr Ubuntu, sondern Linux Mint die beliebteste Distribution.

Auch Linus Torvalds meldete sich auf Google+ zu Wort: Die "kranken Activities" von Gnome 3 seien "nervig" anstatt die Dinge zu vereinfachen. Wenn man in den Activities das "Terminal-Dings" anklicke, zeige sich nur das Terminal-Window, dass man schon geöffnet habe. Um ein neues Terminal zu bekommen, müsse man Shift-Strg-N drücken. Das sei "bescheuerter Müll". Er verwende jetzt Xfce, was gegenüber Gnome 2 ein Rückschritt sei, aber ein deutlicher Fortschritt gegenüber Gnome 3.

Insgesamt bekommt man den Eindruck, dass die Entwickler von Windows und Linux durch den Erfolg von iPhone und iPad aufgeschreckt wurden und nun versuchen, die Oberfläche von Tablet-PCs zu imitieren. Besser wäre es allerdings, sich an Mac OS X Lion zu orientieren. Was auf einem Smartphone-Display perfekt ist, gilt einfach nicht für 30-Zoll-Bildschirme mit 2560 mal 1600 Pixel. Apple hat wie immer einen guten Job gemacht, wenn es gilt, die richtige Oberfläche für den jeweiligen Formfaktor zu entwickeln.

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